Ein Aufenthalt des Linzer Unternehmers Otto Hirsch in einem von Russland besetzten Teil der Ostukraine sorgt für Diskussionen in Österreich: Nachdem die russische Botschaft in Österreich in sozialen Medien auf die Visite hingewiesen hatte, warf der ukrainische Botschafter in Österreich, Wassyl Chymynez, dem Linzer vor, „voll im Dienste der Aggression“ zu stehen. Hirsch selbst sprach von einem ausschließlich humanitären Hintergrund seiner Reise.
„Otto Hirsch hat sich am 16. und 17. Mai in der Luhansker Volksrepublik aufgehalten und den Bewohnern eines Mehrfamilienhauses in Altschewsk, in das im März eine Drohne der ukrainischen Streitkräfte gestürzt ist, materiell geholfen“, hatte Russlands Botschaft in Wien am Sonntagabend in sozialen Netzwerken erklärt.
Lob aus Russland
Gleichzeitig waren die „humanitären Aktivitäten“ des österreichischen Staatsbürgers gelobt worden, der laut der Botschaft ein warmherziges Verhältnis zu Russland habe und gemeinsam mit seiner Gattin Vera seit 2015 einen großen Beitrag zur Wiederherstellung der Infrastruktur des Donbass geleistet habe.
Parallel hatten zahlreiche staatliche und staatsnahe Medien in Russland über Aufenthalt des Unternehmers berichtet – der einschlägig bekannte Fernsehsender RT hatte eigens einen britischen Kriegskorrespondenten in die von Russland kontrollierte Kleinstadt Sorynsk entsandt, um Hirsch zu interviewen.
Schule im Fokus
Die Rede war davon, dass der vom Chef der russischen Lokalregierung für sein Engagement ausgezeichnete Österreicher sich hier an der Wiederinstandsetzung einer Schule beteiligt hat, die 2015 durch Kriegshandlungen in Mitleidenschaft gezogen worden war. Auf gezeigten Tafeln bedankt sich die Schule bei der Russischen Föderation und der Lokalregierung, aber auch beim Ehepaar Otto und Vera Hirsch, Rotary International und der Diakonie Österreich sowie der russischen Botschaft in Wien.
Besuche in den temporär durch Russland besetzten Gebiete der Ukraine ohne Genehmigung durch den ukrainischen Staat sind illegal und ein grober Verstoß gegen die ukrainische Souveränität.
Wassyl Chymynez, der ukrainische Botschafter in Österreich
Ukrainischer Botschafter erzürnt
Hirsch stehe voll im Dienst der russischen Aggression, deren Folgen Morde, Vergewaltigungen, Folterungen, die Besatzung vieler Gebiete und anderen seien, kommentierte die Berichte seinerseits der ukrainische Botschafter Chymynez. Besuche in den temporär durch Russland besetzten Gebiete der Ukraine ohne Genehmigung durch den ukrainischen Staat seien illegal und ein grober Verstoß gegen die ukrainische Souveränität, schrieb der Diplomat am Montag auf X, ehemals Twitter.
Unternehmer verteidigt sich
„Wenn Kinder in Not sind, dann marschiere ich los. Ohne Rücksicht auf irgendwelche politischen Geschichten“, reagierte der im Baugewerbe tätige Otto Hirsch auf die ukrainischen Vorwürfe. Er mache das seit 35 Jahren so und sei etwa in Rumänien, während des Kriegs in Ex-Jugoslawien oder in Afghanistan humanitär aktiv geworden. 2015 sei er gefragt worden, ob er Kindern im Raum Altschewsk helfen könne, erzählte Hirsch. Dass seine wiederholten Besuche in der Region ohne Bewilligung aus Kiew gegen ukrainischen Recht verstoßen haben, sei ihm nicht bewusst gewesen, erklärte der Unternehmer. Laut eigenen Angaben ist er jeweils mit einem russischen Visum in die Region gereist.
Wenn Kinder in Not sind, dann marschiere ich los. Ohne Rücksicht auf irgendwelche politischen Geschichten.
Otto Hirsch, Unternehmer aus Linz
„Politische Geschichten“
Der Oberösterreicher widersprach gleichzeitig der Darstellung der am Freitag von der EU sanktionierten Zeitung Iswestija, wonach er von der Richtigkeit des außenpolitischen Kurses Russlands und der historischen Zugehörigkeit der Krim und des Donbass zu Russland überzeugt sei. „Ich habe das nie in einer Stellungnahme gesagt“, sagte er und erklärte, in dieser „politischen Geschichte“ weder auf der russischen noch auf der ukrainischen Seite zu stehen. Sein einziger Wunsch und auch der Wunsch von vielen seiner Gesprächspartnern sei, dass der Krieg endlich aufhöre.
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