Geheime Partys
Stille Freude über Tod von Präsident Raisi im Iran
Nach dem Helikopter-Absturz des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi sowie des Außenministers Hossein Amirabdollahian am Sonntag geht der Alltag in der iranischen Hauptstadt Teheran „nahezu normal“ weiter, berichtet der Angestellte A., der aus Angst vor Repressionen nur anonym Auskunft gibt. Das Regime hat fünf Tage Staatstrauer angeordnet. „Die schweigende Mehrheit ist glücklich über den Unfall. Ich bin zu zwei Partys eingeladen, bei denen darauf angestoßen wird.“
Natürlich habe man die Nachrichten genau verfolgt, doch weder kann Freude über den Tod Raisis öffentlich gezeigt werden, noch werde er Konsequenzen für das Leben der Iraner haben, erläuterte A. Er selbst werde nicht feiern und auch nicht an den Präsidentenwahlen teilnehmen, die laut Verfassung 50 Tage nach dem Ableben eines Regierungschefs durchgeführt werden müssen. „Zuletzt habe ich 2017 meine Stimme für Hassan Rohani abgegeben. Ich werde erst wieder wählen gehen, wenn das Regime als solches abgewählt werden kann.“
Die trauernde Minderheit werde zur Urne gehen, glaubt A. Menschen, die vor allem auf Social-Media-Kanälen ihre Freude über den Unfall zeigen, findet er sehr mutig.
Iraner spricht von Raisi als „Marionette“
Auch im Iran würde über eine Beteiligung Israels am Absturz oder gar eine Verschwörung innerhalb der iranischen Eliten spekuliert. Genauso viele Menschen wären aber der Ansicht, dass es sich tatsächlich um ein Unglück handelt, sagt A. Raisi sei ein Präsident nach den Wünschen des geistlichen Führers Ali Khamenei sowie der Revolutionsgarden gewesen. Die „Marionette“ Raisi auszuschalten, ergebe demnach keinen Sinn. Es sei „keine große Sache“ für das iranische Regime, die eingetretene Krise zu meistern.
Hoffnung auf neuen Atomdeal
Da Teheran Israel nicht für den Unfall verantwortlich macht, haben sich auch der Währungskurs sowie der Ölpreis schon nach einem Tag wieder beruhigt, berichtet A. In seinen Augen würde nur ein neuer Atomdeal etwas für die Menschen im Iran zum Besseren verändern, die unter den Sanktionen und der hohen Inflation leiden. A. zeigt sich hoffnungslos. „Erst wenn ich alt bin, könnten sich die Dinge bessern“, so der Mittdreißiger.
Bei seinen Wegen durch Teheran fallen ihm Plakate des Regimes auf, die die Toten als Märtyrer darstellen, sowie kleinere Zusammenkünfte Regimetreuer rund um Moscheen. „Mit größeren Zeremonien rechnen wir in den nächsten Tagen, vor allem rund um das Freitagsgebet“, beschreibt A. das Bild in der Hauptstadt.
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