Toni Polster klagt

Kampf um drei Tore: „Müsste ÖFB doch stolz machen“

Gericht
21.05.2024 15:25

Fußballlegende Toni Polster gegen den ÖFB: Er möchte drei Tore und drei Länderspiele mehr in der Statistik, der Fußballbund aber nicht klein beigeben. Also wird den zweiten Tag im Zivilgericht Wien gestritten. Dieses Mal mit weiteren ehemaligen Fußballgrößen als Zeugen, die helfen sollen einzuschätzen, wie offiziell die Partien vor 40 Jahren waren.

„Es müsste den ÖFB doch stolz machen, wenn der Rekordtorschütze noch mehr Tore hat, die er nicht geschenkt bekommen hat, sondern geschossen“, zeigt Fußballlegende Toni Polster Unverständnis im Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen für sein Gegenüber – dem Österreichischen Fußballbund. Der 60-Jährige möchte, dass dieser drei Tore und drei Länderspiele anerkennt, die bis jetzt nicht in der Statistik aufscheinen. Darum kämpft er nun den zweiten Tag vor Gericht. 

„Jahrzehnte hab‘ ich mich geärgert da drüber“
Der Standpunkt des ÖFB: Es habe sich um „inoffizielle Begegnungen“ gehandelt. Konkret geht es um die Partien Liechtenstein – Österreich (0:6 am 7. Juni 1984 in Vaduz, ein Polster-Tor), Tunesien – Österreich (1:3 am 7. Februar 1987 in Tunis, zwei Polster-Tore) und Marokko – Österreich (3:1 am 2. Februar 1988, kein Polster-Tor).

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Nirgendwo auf der Welt hat es inoffizielle Länderspiele gegeben. Das hat kein Messi gehabt und kein Ronaldo.

Fußballlegende Toni Polster

„Jahrzehnte hab‘ ich mich geärgert da drüber“, erklärt Ex-Fußballstar Toni Polster dem Zivilrichter. „Die Spieler haben sich alle aufgeregt, weil es bei den inoffiziellen Spielen keinen Unterschied zu den anderen Spielen gab. Die Gründe haben wir nicht verstanden. Nirgendwo auf der Welt hat es inoffizielle Länderspiele gegeben. Das hat kein Messi gehabt und kein Ronaldo.“ Bei den drei Partien in den 1980ern seien „wie immer“ die Länderhymnen gespielt worden, man habe das offizielle Dress getragen, Zuschauer hätten gejubelt – „Es waren ganz normale Länderspiele“, erinnert sich Polster.

FIFA verzeichnet Spiele als inoffiziell
Der Fußballbund stützt sich indes auf ein Schreiben der FIFA, die bestätigt, dass die Spiele und damit auch die Tore in ihrer Datenbank als inoffiziell gewertet werden. „Diese Statistik ist für dieses Verfahren irrelevant“, halten die Polster-Anwälte Manfred Ainedter und Alexander Hiersche dagegen. Die Entscheidung über solch eine Anerkennung sei Ländersache und somit dem ÖFB vorenthalten. Denn sowohl Marokko als auch Tunesien führen die Begegnung mit Österreich in ihrer Statistik; Liechtenstein tat das, bis zu einer Korrektur im Jahr 2021.

Auch ohne diesen Toren ist der Ex-Profi-Kicker in Österreich mit 44 Toren auf der Rangliste Erster – acht Tore hinter ihm: Marko Arnautovic. Dennoch: „Es macht für mich einen Unterschied als Werbefigur für den Marktwert“, erklärt Toni Polster. Mit 47 Toren könne er für Werbeaufträge mehr Geld verlangen.

„Länderspiel ist Länderspiel“
Für die ehemaligen Nationalteamspieler Andreas Ogris, Ernst Baumeister, Manfred Kern und Karl Brauneder, die im Wiener Justizpalast als Zeugen aussagen, war ein Unterschied zwischen einem offiziellen und inoffiziellen Ländermatch nicht zu erkennen. „Länderspiel ist Länderspiel“, sagt etwa Ogris. Damals sei das für ihn nicht wichtig gewesen. „Für mich war wichtig, dass ich einberufen wurde und dann hab‘ ich gespielt.“

Der ehemalige Nationalmannschaftskollege Andreas Ogris unterstützt Polster im Wiener Justizpalast. (Bild: APA/www.picturedesk.com/EVA MANHART/picturedesk.com)
Der ehemalige Nationalmannschaftskollege Andreas Ogris unterstützt Polster im Wiener Justizpalast.

Die Ex-Profis Kern und Brauneder sind sogar verwundert, dass es auch inoffizielle Spiele gab, das hätten sie jetzt erst erfahren. Baumeister berichtet, dass innerhalb der Mannschaft schon darüber gesprochen wurde. Nach seiner Erinnerung habe es auch in der Zeit vor Polster solche inoffiziellen Länderspiele mit Israel gegeben. „Wenn man sich als junger Spieler profilieren wollte, machte das aber keinen Unterschied“, erklärt Kern.

Der Prozess im Justizpalast wird bis zum späten Nachmittag dauern. Wenn keine neuen Anträge eingebracht werden, wird ein Urteil aller Voraussicht nach schriftlich erfolgen.

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