Tirol zum MINT-Bundesland machen und bis 2025 flächendeckend Bildungsregionen umsetzen – dieses Ziel hat sich das Land gesetzt. In der Mittelschule in Kematen wurde erklärt, wie das vonstattengehen soll.
Der Fachkräftemangel setzt allen Branchen weiter zu. Vor allem im sogenannten MINT-Bereich – die Abkürzung steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – sind gut ausgebildete Arbeitskräfte dringend gesucht, wie die „Krone“ mehrfach berichtete. Um mehr Menschen für diese Bereiche zu gewinnen, möchte die Politik Tirol bis zum kommenden Jahr zum MINT-Bundesland machen.
Konkret sollen flächendeckend entsprechende Bildungsregionen umgesetzt werden. Heuer wird der Ausbau mit 470.000 Euro in den Regionen Innsbruck-Land West, Imst, Kitzbühel, Landeck, Kufstein, Osttirol und Schwaz gefördert. 2025 sollen auch in den anderen Regionen Projekte gefördert werden. Das Herzstück dabei sind die sogenannten MINT-LABs.
MINT ist schon lange kein theoretischer Begriff mehr, sondern gelebte Praxis in Wirtschaft und Wissenschaft. Es ist eine Zukunftsaktie.
LH Anton Mattle
„Schaffen Voraussetzung für optimale Ausbildung“
„In Spiel- und Experimentierräumen können Kinder und Jugendliche Roboter bauen und programmieren, mit dem 3D-Drucker experimentieren oder mit der CNC-Fräse arbeiten“, erklärte dazu am Dienstag Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) beim Besuch der Mittelschule Kematen. Dort gibt es schon länger eine eigne MINT-Klasse (siehe Interview unten) und wird eines der LABs gerade aufgebaut. Die Bildungseinrichtung ist derzeit eine von tirolweit fünf Pilotschulen und damit ein Vorreiter.
„Mit dem Ausbau erwecken wir das Interesse und die Neugierde, schaffen aber vor allem die Voraussetzungen für eine optimale Ausbildung unserer Kinder und Jugendlichen“, ist LH Mattle überzeugt.
„MINT ist unabdingbar für wirtschaftlichen Erfolg“
Bildungslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) ergänzt: „Wir wollen dadurch auch Lehr- und Betreuungspersonen motivieren, die Lehre im MINT-Bereich in den Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen zu stärken. Denn sie sind es, die Kinder und Jugendliche in ihren technischen und naturwissenschaftlichen Talenten bestmöglich fördern und unterstützen können.“
Für Nachwuchs in dem Bereich setzt sich schon seit mehreren Jahren Simon Meinschad, Geschäftsführer der hollu Systemhygiene GmbH und Obmann des Wirtschaftsförderungsvereins sal.z.i., ein. Er meint: „MINT ist unabdingbar für wirtschaftlichen Erfolg. Die Macht des asiatischen Marktes in diesem Bereich ist derart groß, dass es Gegenmaßnahmen braucht. Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig Unabhängigkeit ist. Durch Investitionen in zukunftsorientierte Ausbildungen profitiert der Nachwuchs von höchster Ausbildungsqualität und einem breiten Spektrum an Beschäftigungsmöglichkeiten am Wirtschafts- und Industriestandort Tirol.“
Verknüpfung der Inhalte auch mit anderen Fächern
Zuständiger MINT-Koordinator an der Mittelschule in Kematen ist Thomas Flatscher. „Wir setzen darauf, unseren Schülerinnen einen kompetenten Umgang mit Digitalisierung zu vermitteln sowie Freude an den Themen zu wecken“, meint er. Dafür verknüpfe man die Inhalte auch mit anderen Fächern. „Durch die Fördermittel des Landes können wir verschiedene Projekte umsetzen oder außerschulische Angebote nutzen, beispielsweise durch Exkursionen in Unternehmen oder Universitäten“, freut sich der Pädagoge.
Thomas Flatscher sprach mit der „Krone“ über die Faszination an den MINT-Fächern.
„Krone“: Interessieren sich immer noch mehr Burschen als Mädchen für MINT-Fächer?
Thomas Flatscher: Mit diesem Problem kämpfen wir. Wir versuchen, die Mädchen explizit anzusprechen. Bei ihnen ist es wichtig, die Dinge in den richtigen Kontext zu setzen. Zum Beispiel, dass man das Hebelgesetz nicht mit der Beißzange erklärt, sondern mit biologischen Vorgängen. Was wir merken: Wenn Mädchen einmal im Kontakt mit diesem Bereich sind, sind sie davon sehr begeistert.
Gibt es an der Mittelschule Kematen schon länger MINT-Projekte?
Der Schwerpunkt läuft bei uns schon das zweite Jahr. Es gibt mittlerweile zwei eigene MINT-Klassen. Wir hatten auch schon Projekte in Kooperation mit der Feuerwehr oder der Tiwag. Nun kommt noch das MINT-LAB dazu.
An einer Schule ist es immer schwer, die Ressourcen zu bekommen, um etwas, das man machen will, auch realisieren zu können.
Thomas Flatscher
Was erhoffen Sie sich von der Bildungsoffensive?
Ich hoffe, dass die Lehrer ihre zahlreichen Ideen umsetzen können. An einer Schule ist es immer schwer, die Ressourcen zu bekommen, um etwas, das man machen will, auch realisieren zu können.
Braucht es noch weitere Initiativen?
Man muss die MINT-Bildungsregionen jetzt erst einmal aufbauen. Da sieht man dann, was gut und weniger gut läuft und was es noch braucht.
Was fasziniert Sie an den MINT-Fächern?
Mich fasziniert, dass man die Fragen, wie die Welt funktioniert, klären kann. Fragen, die kleine Kinder stellen und die auch ich gestellt habe, beantworten zu dürfen.
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