Leopold Museum

Zwischen Lebenslust und tiefen Abgründen

Kunst
22.05.2024 16:21

Die Ausstellung „Glanz und Elend – Neue Sachlichkeit in Deutschland“ im Leopold Museum bewegt mit ihrer Aktualität.

(Bild: kmm)

Ganz vorsichtig und bedacht wird es aufgehängt – ein besonderer Moment für ein besonderes Bild. Sogar ein eigener Security-Mann wurde abgestellt, um es aus der Londoner Tate Modern nach Wien zu begleiten: Das „Selbstportrait mit Modell“ von Christian Schad gilt als eines der Meisterwerke der Neuen Sachlichkeit – und es freut Direktor Hans-Peter Wipplinger besonders, dass er es für die Schau „Glanz und Elend“ als Leihgabe bekommen konnte.

Die Dinge sehen, wie sie sind
Die Ausstellung über die Neue Sachlichkeit in Deutschland bildet die ganze Zeitspanne dieser Stilrichtung ab, mit der Künstler auf die Wirklichkeit nach dem Ersten Weltkrieg reagierten. „Die traumatischen Erfahrungen, das Elend, die vielen psychischen und physischen Wunden verlangten nach einer neuen Darstellung in der Kunst“, so Wipplinger. „Weg vom rauschhaften Expressionismus hin zu einer kühlen sachlichen Abbildung.“ Oder wie es der Maler Otto Dix ausdrückte: „Es gilt, die Dinge zu sehen, wie sie sind.“

Kriegsgewinnler und Versehrter:  „Grauer Tag“ von George Grosz.   (Bild: © Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin Foto: Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie / Andres Kilger © Bildrecht, Wien 2023)
Kriegsgewinnler und Versehrter:  „Grauer Tag“ von George Grosz.  
Hans-Peter Wipplinger bei der Hängung des  „Selbstportait mit Modell“ von Christian Schad. (Bild: Reinhard Holl)
Hans-Peter Wipplinger bei der Hängung des  „Selbstportait mit Modell“ von Christian Schad.

Unterteilt in 13 Kapitel spiegeln die Werke von bedeutenden Künstlern wie Max Beckmann, George Grosz, Käthe Kollwitz, Rudolf Schlichter und vielen mehr die 1920er-Jahre wider. Dieses Aufeinandertreffen von bitterer Armut und überschäumender Lebenslust, von sozialer Ungerechtigkeit und einer Atmosphäre des Aufbruchs, von Industrialisierung und der Angst vor dem Fortschritt, von der Sehnsucht nach der Schönheit und dem Mut zur hässlichen Wirklichkeit.

Vieles erinnert dabei an unsere heutige, so zerrissene Gesellschaft – und umso eindringlicher schließt die Ausstellung mit dem Ende der Neuen Sachlichkeit durch die Nazis. „Ich habe den letzten Saal dem jüdischen Maler Felix Nussbaum gewidmet, der lange in Brüssel im Untergrund gelebt hat und in Auschwitz ums Leben kam. Er steht stellvertretend für so viele Opfer.“ Und für das Grauen einer Zeit, an das seine teils apokalyptischen Bilder gemahnen.

Die Ausstellung läuft von 24. Mai bis 29. September im Leopold Museum. 

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