Nachdem bei Wildschweinen im Innviertel und im Kobernaußerwald in Oberösterreich eine Kontaminierung mit PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) festgestellt worden ist, bekommen die Jäger nun Schadenersatz vom mutmaßlichen Verursacher, dem Chemiepark Gendorf im Landkreis Altötting in Bayern.
Eine entsprechende Vereinbarung wurde bereits am Dienstag unterzeichnet, teilte die oberösterreichische Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) am Mittwoch mit.
81 Jägdgebiete in OÖ betroffen
Weil Wildschweine in Bayern nahe der Landesgrenze mit PFAS belastet waren, hatte der Veterinärdienst des Landes Oberösterreich im Vorjahr Screenings durchgeführt und ebenfalls erhöhte Werte in Fleisch und Leber der Tiere festgestellt. Das Wildbret durfte daraufhin nicht mehr in Umlauf gebracht, sondern musste entsorgt werden. 81 Jagdgebiete im Bezirk Braunau und der Region Kobernaußerwald (Bezirke Ried und Vöcklabruck) sind betroffen.
Chemiepark als Verursacher
Als Quelle wurde der Chemiepark Gendorf ausgemacht, wo von 1968 bis 2003 Perfluoroctansäure (PFOA, die verbreitetste Stoffgruppe der PFAS) hergestellt wurde. Die heutige Chemiepark-Betreiberin Dyneon hat dies auch eingeräumt und Ausgleichszahlungen zugestimmt. Sie entsprechen jenen, die auch in Bayern gezahlt werden und betragen 110 Euro pro Jungtier bzw. 220 Euro für ein adultes Wildschwein. Die Vereinbarung gilt rückwirkend mit Jahresbeginn und läuft vorerst bis Ende 2025. Binnen dieses Zeitraums sollen Verhandlungen über eine Folgeregelung aufgenommen werden.
Durch den Schadensausgleich bleibt die Motivation der Jägerinnen und Jäger hoch, die Wildschweinpopulation zu regulieren und so der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest entgegenzuwirken.
Michaela Langer-Weninger (ÖVP), Agrarlandesrätin
270 erlegte Tiere pro Jahr
Man geht davon aus, dass unter normalen Umständen in den betroffenen Jagdgebieten pro Jahr rund 270 Tiere erlegt werden, der Großteil Jungtiere. „Durch den Schadensausgleich bleibt die Motivation der Jägerinnen und Jäger hoch, die Wildschweinpopulation zu regulieren und so der Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest entgegenzuwirken“, hofft Langer-Weninger, der wichtig war, dass die Jäger „nicht unschuldig zum Handkuss kommen“. Und im Agrarressort betont man, dass bei den regelmäßigen Beprobungen in der Region keine Belastung landwirtschaftlicher Böden festgestellt wurde. Im Waldboden reichert sich PFAS allerdings sehr wohl an, und da Wildschweine diesen auf der Nahrungssuche durchwühlen, sind sie besonders stark betroffen.
Aufnahme über Lebensmittel
PFAS werden seit Jahrzehnten in den verschiedensten Branchen eingesetzt. So kommt die Chemikalie zur Beschichtungen von Outdoor-Kleidung zum Einsatz, beim Skiwachs und beim Backpapier, aber auch in der Autoindustrie und Elektronik. Der Mensch nimmt PFAS in erster Linie über Lebensmittel auf, wo diese Stoffe am häufigsten in Fisch, Obst und Eiern sowie im Trinkwasser nachweisbar sein können. PFAS binden sich nach der Aufnahme im Körper an Eiweiße im Blut und werden beim Menschen nur extrem langsam ausgeschieden, was zu einer Anreicherung im Körper führt. Daher werden die Substanzen auch häufig als „Ewigkeitschemikalien“ bezeichnet.
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