Jetzt wird es eng für die Klimakleber: Erstmals wurden nun sogenannte primäre Freiheitsstrafen über Aktivisten der „Letzten Generation“ verhängt. Darunter versteht man die schwerste Strafart im Verwaltungsstrafrecht, dabei werden direkt Gefängnis- anstatt Geldstrafen verhängt. Es wurde bereits Beschwerde dagegen eingelegt.
Die „Letzte Generation“ spricht von einer neuen Taktik der Behörden, mit der diese seit Februar deren Proteste beenden wollten. Primärarreste sind Gefängnisstrafen ohne vorherigen Gerichtsprozess. „Man will uns mit unmittelbarem Freiheitsentzug davon abhalten, auf die unangenehme Wahrheit der Klimakatastrophe aufmerksam zu machen“, sagte Sprecherin Anna Freund.
Gegen eine Person in Graz wurden laut Sprecherin Marina Hagen-Canaval drei Tage für Störung der öffentlichen Ordnung sowie sechs für das Nichtverlassen einer Versammlung verhängt, in Wien waren es für drei Betroffene zehn bzw. 14 Tage – jeweils durch die Landespolizeidirektionen. Eine davon ist die Grafikdesignerin Stephanie Koch: „Für den letzten Protest wurde mir eine Freiheitsstrafe von zehn Tagen auferlegt.“ Laut behördlicher Begründung würde sie „Unwillen zeigen“, sich an geltendes Recht zu halten.
Für den letzten Protest wurde mir eine Freiheitsstrafe von zehn Tagen auferlegt.
Aktivistin Stephanie Koch
In der steirischen Landeshauptstadt wurde bisher bei einer Person ein Primärarrest verhängt, bestätigte Polizeisprecher Fritz Grundnig. Das geschah, weil die Person schon öfter dasselbe Delikt begangen und die bisher verhängten Geldstrafen keine Wirkung gezeigt hatten. Zudem sei von weiterem derartigen Verhalten auszugehen gewesen.
Nur nach Einzelfallprüfung
Ein Primärarrest werde jedenfalls nur nach einer Einzelfallprüfung verhängt und könne theoretisch auch bei jeder anderen Verwaltungsübertretung ausgesprochen werden, wenn Geldstrafen keine Wirkung zeigen.
„Ist es wirklich verhältnismäßig, Menschen, die für den Erhalt der Lebensgrundlagen aller Österreicher:innen protestieren, ohne richterliche Anhörung wegsperren?“, so Sprecherin Anna Freund. Sie forderte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf, Klimaschutz als Verfassungsrecht zu verankern – „und wir stellen unsere Proteste sofort ein“.
„Nicht auf der Nase herumtanzen“
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) ließ ausrichten: „Die Fälle in Wien und in der Steiermark zeigen, dass die Polizei mit aller Konsequenz gegen die Klimakleber vorgeht und gegen unbelehrbare Wiederholungstäter auch Arreststrafen verhängt. Darüber hinaus hat es seit Beginn des Vorjahres über 1000 Festnahmen gegeben. Die Polizei lässt sich von Aktivisten nicht auf der Nase herumtanzen.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.