Mit Drogen im Sekt

Prostituierte raubten Wiener Einbrecherkönig aus

Gericht
22.05.2024 16:36

Als „eine beispiellose Raubserie“ bezeichnet die Staatsanwältin den Modus Operandi im Wiener Landesgericht. Zwei Prostituierte und ein 53-jähriger Drahtzieher betäubten bei Hausbesuchen Freier und räumten dann die Wohnungen leer. So landeten die Ungarinnen auch in der Wohnung des berühmten Einbrechers Ernst Walter Stummer.

Ein älterer Herr nach dem anderen betritt den Saal im Wiener Landesgericht. Alle berichten im Zeugenstand das gleiche: Sie haben sich über eine Plattform, ein Callgirl nachhause bestellt – dann reißt die Erinnerung ab. Als sie aufwachten, waren Bargeld, Wertgegenstände und sogar ganze Tresore verschwunden. Und mit ihnen die jetzt angeklagte 28- und 43-Jährige.

„Beispiellose Raubserie“
Insgesamt zehn Opfer haben die zwei Prostituierten im Herbst 2023 in ganz Österreich mit K.-o.-Tropfen betäubt und bestohlen. „Eine beispiellose Raubserie“, bringt es die Staatsanwältin auf den Punkt. „Die kriminelle Vereinigung war darauf ausgerichtet, ältere alleinstehende Männer zu kontaktieren.“ 

Einbrecherkönig wurde Opfer
Einer davon war der legendäre Wiener Einbrecherkönig Ernst Walter Stummer. „Ich hab‘ ganz viele Frauen angeschrieben. Ich dachte nicht, dass sie wirklich kommt. Ich hab‘ einen Sekt aufgemacht, uns eingeschenkt und dann kann ich mich nicht mehr erinnern. Die ganze Sache hat vielleicht drei Minuten gedauert“, erzählt der 85-Jährige am Gang vor seiner Aussage – zur Abwechslung als Zeuge und nicht Angeklagter.

Der Einbrecherkönig Ernst Walter Stummer (85) fiel den zwei Prostituierten zum Opfer: „„Viel g‘funden haben‘s net.“ Es fehlten 50 Euro und eine Uhr. (Bild: Pratschner Sophie)
Der Einbrecherkönig Ernst Walter Stummer (85) fiel den zwei Prostituierten zum Opfer: „„Viel g‘funden haben‘s net.“ Es fehlten 50 Euro und eine Uhr.

Rund 30 Jahre seines Lebens saß er im Gefängnis, klagte dann die Republik Österreich beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) auf die Anrechnung seiner Versicherungsmonate aus seiner Gefängnisarbeit auf seine Pensionszeiten. Seit zehn Jahren vermeide er nun den Konflikt mit dem Gesetz.

Drahtzieher habe nur Taxi gespielt
Anders als ein 53-jähriger Ungar – der Kopf der Raubmasche und gleichzeitig Ex-Freund beider Frauen. Er sammelte bereits neun Vorstrafen. Mit den jetzigen Vorwürfen will er aber nichts zu tun haben: „Ich bin nicht in die Häuser gegangen. Ich hab‘ erst bei der Polizei erfahren, dass sie Medikamente verwenden. Ich dachte, sie gehen rein, trinken etwas und haben Spaß.“ Die zwei Frauen nennen ihn aber als Drahtzieher.

Bei einer anklagekonformen Verurteilung drohen dem Mann und den zwei Frauen bis zu 15 Jahre Haft wegen schweren Raubes und krimineller Vereinigung. Das Kind, das die 28-Jährige von ihrem Mitangeklagten erwartet, wird wohl im Gefängnis geboren werden. Zumal die Verhandlung sich noch ziehen wird: Vertagt auf den 24. Juni.

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