Festwochenintendant Milo Rau trat mit seiner ersten Opernregie an, um das „elitäre Selbstverständnis der Oper zu zerstören“. Das ist ihm mit „La clemenza di Tito“ krachend gelungen. Sehr zum Unmut des Publikums.
In der Riege flotter Operndemolierer kommt er wie ein Messias daher: Milo Rau (47), Schweizer Theaterregisseur, smarter Revoluzzerprofi und Intendant der von ihm ausgerufenen „Freien Republik“ der Wiener Festwochen, wagte sich 2021 in Genf erstmals an eine Oper: „La clemenza di Tito“, Mozarts Krönungsoper für Kaiser Leopold II. zum König von Böhmen.
Wegen Corona war die“Tito“-Premiere im Stream zu sehen. Nun adaptierte Rau die Produktion für Wien. Mit dem Ziel, das „elitäre Selbstverständnis der Oper zu zerstören“, wie er im Programmheft seine Botschaft verkündet. Als „Operndemolierer“ gibt er sich alle Mühe. Die aufklärerisch edle Geschichte von der Milde des Kaisers wird ins Heute geholt. In jeder Hinsicht eine Bruchlandung. Edelmut ist da nur Mittel brutaler Machterhaltung.
Voll kitschiger Sentimentalität erzählt er, wie sich 19 in Wien lebende Flüchtlinge fühlen, dann eine Geschichte vom Herrn Kowalek, dem „letzten Wiener“, der abgemurkst wird. Geschwafelt wird über Fremdenhass im Trailerpark-Ghetto. Leichen baumeln unter einem Verschlag des Flüchtlingslagers (Bühne: Anton Lukas). Das Finale des 1. Akts, der spektakuläre Kapitol-Brand – mit Donald-Trump-Assoziation! – - wird zum lächerlichen Mini-Feuer im Mistkübel. Billig, banal, hilflos, wie Rau Mozart „aktuell, heutig, kritisch“ deutet.
Musikalisch herrscht Provinztheaterniveau: so die Camerata Salzburg unter Thomas Hengelbrock (einzige Ausnahme der Schoenberg-Chor). Jeremy Ovenden ist ein stimmlich blasser, langweiliger Titus; enttäuschend seine Arie „Se all’impero“. Glanzlos Anna Goryachova (Sesto), Anna Malesza-Kutny (Vitellia), Maria Warenberg (Annio). Verlässlich immerhin Sarah Yang (Servilia). Empörtes Buhgeschrei. Eine Wegwerfproduktion!
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