Die EU-Wahlen nähern sich mit großen Schritten. Der Intensiv-Wahlkampf ist bereit am Laufen – nicht zuletzt erkennbar an der Causa Lena Schilling. Doch wie ticken die Spitzenkandidaten der österreichischen Parteien? Kommunikationsexperte Jürgen Eisserer hat Reinhold Lopatka (ÖVP), Andreas Schieder (SPÖ), Harald Vilimsky (FPÖ), Lena Schilling (Grüne) und Helmut Brandstätter (Neos) genauer unter die Lupe genommen.
Eisserer achtet bei seinen Analysen, neben dem gesprochenen Wort, vor allem auf das, was man nicht hört oder vielleicht nur subtil mitbekommt. Sprich: Körpersprache, Mimik, Gestik. Ein guter Sprecher ist nicht gleich ein guter Politiker, dennoch: „Je klarer und präziser die Botschaften sind, umso besser.“ Auch in Sachen „Kampfrhetorik“ müsse man als Politiker geschult sein. „Umso besser man in Diskussionsformaten auch mal schwierigen Situationen standhalten kann, umso besser ist jemand für die Politik geeignet. Weil da kommt immer Gegenwind.“
Wer Transparenz fordert, muss Transparenz liefern Vor allem die Grünen veranschaulichen aktuell, wie es in der Kommunikation nicht geht. „Gerade die Grünen stehen und fordern eine transparente Politik, das muss man auch dementsprechend vorleben.“ Eisserer hätte sich zu Beginn der Causa Lena Schilling eine ruhige Gegenoffensive gewunschen. „Man muss offenlegen, was hier geschehen ist und was kann man dagegen halten kann.“ Wenn noch weiter Gegenwind komme, steigere man die Intensität der Kampagne: „Hier muss man mit klaren Argumenten argumentieren.“ Erst in der letzten Phase agiert man hochintensiv. „Nur unglücklicherweise war das bereits in der ersten Phase der Fall.“ Eisserer verweist auf Werner Kogler, der gleich zu Beginn intensiv mit Verbalattacken gearbeitet hat und sich später dafür sogar entschuldigte.
Kommunikationsexperte Jürgen Eisserer
(Bild: krone.tv)
Die Verantwortung eines EU-Spitzenkandidaten ist laut Eisserer eine irrsinnig große. Medientrainings bzw. Kommunikationsschulungen seien hier ein absolutes Muss. „Dass ich rhetorisch so weit fit bin, dass ich in einer jeden Diskussion ein gewisses Stadium an Gegenwind aushalten kann oder zumindest die Werkzeuge dafür beherrsche, dass ich mit solchen Situationen umgehen kann. Und das ist hier eben nur bedingt der Fall. Und das war aus meiner persönlichen rhetorischen Sicht eher eine unglückliche Wahl.“
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