Die Pandemie samt Nachwirkungen brachte die Krankenversorgung und den Wiener Gesundheitsverbund (Wigev) selbst an die Grenzen. Vor allem die Personalplanung stand heftig in der Kritik. Jetzt gibt der Wigev erstmals Einblick in diesen Bereich. Kehrten die frustrierten Mitarbeiter dem Gesundheitsverbund scharenweise den Rücken?
Die vergangenen Jahre der Pandemie haben im Wiener Gesundheitssystem ihre Spuren hinterlassen. Die Kliniken platzten aus allen Nähten. In den Ambulanzen türmten sich die Patienten und ganze Stationen mussten aus Personalmangel geschlossen werden. Dutzende Gefährdungsanzeigen über Missstände in Wiener Kliniken waren die Folge. Oft wurde von den Mitarbeitern selbst vor einem Kollaps des Systems gewarnt. Als Mitgrund wurde die verfehlte Personalpolitik im Gesundheitsverbund angeführt.
Personalplanung in der Kritik
Heftige Kritik hagelte es vor allem von der Wiener Ärztekammer. Ärzte und Pfleger wären am Limit und würden dem Wigev in Scharen den Rücken kehren, war einer der Vorwürfe. Auch mangelnde Transparenz bei benötigten beziehungsweise vergebenen Posten wurde angeführt. Jetzt gewährt die Generaldirektion erstmals einen umfassenden Einblick in die Personalakten von 2019 bis 2023 – und die Zahlen verblüffen mitunter.
Personalstand annähernd gleich geblieben
Zuerst die Fakten: Eine der größten Herausforderungen für den Gesundheitsverbund war die Sicherstellung und Bindung qualifizierten Personals. Insgesamt verfügt der Wigev über rund 28.500 genehmigte Stellen, wobei der Besetzungsgrad trotz der Pandemie beim medizinischen Fachpersonal konstant bei rund 94 Prozent blieb. Jedoch ist auch die Zahl der Planstellen ist seit Ende 2020 annähernd gleich geblieben. Der Gesundheitsverbund präsentiert sich dabei als durchaus attraktiver Arbeitgeber. 29.169 Personen aus rund 100 Länder arbeiten in 70 verschiedenen Berufen in den städtischen Kliniken und Pflegehäusern.
Mehr und mehr kehren Pflege den Rücken
Dennoch ist der Bedarf an zusätzlichem Personal deutlich spürbar. Sorgen macht noch immer die Pflege: So liegt der Besetzungsgrad hier (2023: 92,66 Prozent) unter jenem der Ärzte und ist jedes Jahr um ein bis zwei Prozentpunkte gesunken. Dem Gesundheitsverbund ist es noch nicht gelungen, diese Entwicklung gänzlich aufzuhalten.
Rechnung geht teilweise auf
Jedoch: Trotz Pensionierungswelle und branchenübergreifendem Fachkräftemangels wurden 2023 mehr Mitarbeiter aufgenommen, als das Unternehmen verlassen haben. Konkret stehen 3047 Austritten insgesamt 3171 Eintritte entgegen.
1000-Euro-Anwerbebonus zeigt sich als voller Erfolg
Wie will man vor allem in Sachen Pflege nun wieder Boden gutmachen? Allen voran steht der Ausbau der Ausbildungsplätze im klinischen Bereich. Die Ausbildungsstellen für Ärzte wurden seit 2022 um 17,6 Prozent erhöht. Auch im Bereich Pflege sowie den medizinischen, therapeutischen und diagnostischen Gesundheitsberufen wurden die Ausbildungsplätze nahezu verdoppelt. Hinzu kommen Fördermöglichkeiten wie die Chance auf eine Anstellung während der Ausbildung. Auch der Anwerbebonus erwies sich als erfolgreiches Rekrutierungsinstrument. Im Jahr 2023 konnten auf diese Weise über 700 neue Mitarbeiter gewonnen werden. Bei den Einstiegsgehältern in Mangelfächern wie Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychiatrie, Anästhesie, Radiologie, Strahlentherapie und Unfallchirurgie/Orthopädie gab es zudem Erhöhungen.
Krankenstände und Teilzeit als Sorgenkinder
Große Herausforderungen ergeben sich jedoch aus der hohen Teilzeitquote und dem Anstieg an Krankenstandstagen (inklusive Kurzzeitkrankenstände). Beide Werte sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – das macht die Dienstplanung mitunter diffizil. In der Pflege ist schon jeder dritte Mitarbeiter nur in Teilzeit. Und die Zahl der Krankenstände ist in fünf Jahren ebenfalls um deutlich gestiegen. Hier soll weiter nachgebessert werden.
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