Krone-Investigativ-Journalist Rainer Fleckl kennt das Signa-Konstrukt aus jahrelangen journalistischen Recherchen – unter anderem als einer der beiden Autoren vom Bestseller „Inside Signa – Aufstieg und Fall des René Benko“. Nun lässt er im Interview auf krone.tv mit brisanten Details zum Immobilienjongleur und der Signa-Gruppe aufhorchen.
Auf die Einstiegsfrage, ob Benko bei seinen Aussagen im Untersuchungsausschuss noch geglaubt werde und ob er generell Vertrauen genieße, sagt Fleckl: „Das war nun schon Benkos zweiter Auftritt vor einem U-Ausschuss. Bei seinem ersten im Jahr 2020 hat er schon diverse taktische Wellen geschlagen. Ich glaube, dass der Zusammenbruch des intransparenten Signa-Konstrukts schon für sich steht. Das war schon alles sehr verschachtelt. Ich würde meinen, er hat da nur eine bedingte Glaubwürdigkeit. Wenn man sich zurückerinnert, hat er immer behauptet, die Signa sei dieser strahlende Vorzeigekonzern, wenn nicht der größte Immobilienkonzern Europas mit tollen Immobilien in den Innenstadtlagen. Und plötzlich kracht dieses Immobilienkonstrukt in sich zusammen. Ich denke, das steht für sich.“
René Benko bei seinem ersten Gerichtstermin in Innsbruck
(Bild: APA/EXPA/JOHANN GRODER)
War Benko „faktischer Geschäftsführer“? Stellt sich die Frage, ob Benkos Aussage, er sei nicht faktischer Geschäftsführer des Signa-Konzerns gewesen, vor Gericht auch halten werde? Fleckl dazu kurz und bündig: „Aus meiner Sicht nein. Alle unsere Recherchen über viele Monate und Jahre sprechen da sehr dagegen. Rene Benko nach seiner Verurteilung 2013 wegen versuchter verbotener Intervention alle Organfunktionen zurückgelegt, die Strafe ist mittlerweile getilgt. Es gibt wirklich hunderte, wenn nicht tausende Belege dafür, dass er auch danach noch in jedes kleinste Detail eingebunden war. Er hat mit Banken verhandelt, er hat die größten Deals gemacht. Also er war, wie auch sein größter Co-Investor Hans-Peter Haselsteiner sagt, faktischer Geschäftsführer und sollte zu dieser Verantwortung stehen.“
(Bild: AFP)
Wenn er wirklich faktischer Geschäftsführer war, sei er wie jeder andere Geschäftsführer, der formal im Firmenbuch eingetragen ist, für seine Handlungen haftbar. Es gebe auch nur eine Handvoll Personen in seinem engsten Umfeld, die sowohl in der Signa, als auch in seinen Stiftungen als Vorstände tätig waren. Fleckl: „Auch eine eigenwillige Vermischung. Aber das wird noch großes Thema werden in einigen Prozessen.“
Benko habe einen seiner Signa-Manager, Markus Mühlberger, der seit 20 Jahren für ihn arbeite, in über 200 Funktionen im Firmenbuch. Er selbst hätte Mühlberger einmal im kleinen Kreis als ‘Unterschriften-August‘ vorgestellt. Das sei also keine Bezeichnung, die böse Medien, die es mit dem Herrn Benko nicht gut meinen, erfunden hätten.
Rainer Fleckl im Gespräch mit krone.tv
(Bild: krone.tv)
Sebastian Kurz war wichtig für Benko Zu Benkos politischen Verbindungen befindet der Investigativ-Journalist: „Sebastian Kurz und Alfred Gusenbauer waren für das System Kurz sehr wichtig. Gusenbauer ist fliegend gleich nach dem Kanzleramt zu Benko gewechselt und hat sich zu Beginn fürs Kaufhaus Tyrol in Innsbruck eingesetzt. Das war Benkos Durchbruch in die oberste Liga. Kurz war in einer viel späteren Phase dann sehr wichtig für Benko. Laut unsren Recherchen schon 2022, also kurz nach seinem Ausscheiden aus der Politik ist er aktiv geworden. Er war da vor allem im Mittleren und Nahen Osten tätig, um dort Finanzierungen aufzustellen.“
(Bild: APA/Helmut Fohringer)
Bewusstes Protzen Immer wieder verschwimme bei Rene Benko berufliches mit privatem. Das sehe man etwa bei den rund 1500 Gesellschaften, die es bei der Signa gäbe. Fleckl: „Er hat seine 64-Meter-Yacht genutzt und ist mit dem Jet und mit dem Helikopter und Gästen wo hingeflogen. Und das war dann ein berufliches Abendessen. Auch im Chalet N waren Stars wie Tina Turner. Es ist bewusst geprotzt worden, um diese Legende von einem Unternehmer zu zeichnen, der alles, was er angreift, zu Gold macht. Koste es, was es wolle. Aber das Ende ist bekannt.“
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