„Werkself“ stellt klar

Leverkusen: „Dieses Image haben wir pulverisiert“

Fußball International
26.05.2024 12:28

Als sie nach Gewinn des Doubles endlich in den seit Wochen ersehnten Party-Marathon starteten, waren die Chefs und Spieler von Bayer Leverkusen mit den Gedanken schon wieder bei der nächsten Saison. Nun, da der 31 Jahre alte Titel-Fluch mitsamt des „Vizekusen“-Spotts gebannt ist, will sich der deutsche Champion dauerhaft als Spitzenteam und Rivale des FC Bayern München positionieren.

„Dieses Image, das Bayer immer nachgesagt wurde“, sagte Sportchef Simon Rolfes, der von 2005 bis 2015 titellos für Leverkusen spielte, „haben wir pulverisiert“. Nun gilt es, das neue Außenbild zu verfestigen. „Ich bin nicht hergekommen, um nur ein Jahr Titel zu holen“, sagte Final-Torschütze Granit Xhaka nach dem 1:0-Endspielsieg im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern am Samstag. Und das in vollem Bewusstsein auf dem Weg zur großen Party im „Club Theater Berlin“ mit etwa 1.000 geladenen Gästen.

Bayer-Sportchef Simon Rolfes (Bild: APA/AFP/Thomas KIENZLE)
Bayer-Sportchef Simon Rolfes

„Es hört hier nicht auf“
Trainer Xabi Alonso erklärte: „Ich habe den Wunsch, diesen Weg weiterzugehen und ab Montag etwas Neues vorzubereiten.“ Die von Klub-Chef Fernando Carro vorgelebte Devise, Ziele auch öffentlich forsch zu formulieren, erfasst nach dieser historischen Saison den ganzen Klub. „Wir sind sehr glücklich, aber es hört hier nicht auf“, sagte Carro: „Wir müssen versuchen, auf diesem Niveau zu bleiben. Und das werden wir tun.“ Natürlich sei der nach elf Jahren eindrucksvoll abgelöste Serienmeister FC Bayern München „von der Geschichte her das stärkste Team in Deutschland. Aber wir wollen ihnen auf jeden Fall zumindest Paroli bieten können“.

Und dann formulierte der Spanier sogar schon explizit die kommenden Ziele. „Das Ziel ist immer, ganz oben zu stehen“, sagte er: „Das Ziel ist, in der Bundesliga mindestens oben dabei zu sein, im Pokal so weit wie möglich zu kommen und auch in der Champions League zu zeigen, dass Bayer Leverkusen ein top Niveau hat.“

Xhaka ging noch einen Schritt weiter. „Lasst uns nächstes Jahr in der Champions League angreifen“, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln, das bewusst offen ließ, wie weit dieser Angriff führen soll. Klar war dagegen Xhakas Ansage an die nationale Konkurrenz. „Wir werden alles dafür tun, unsere Titel zu verteidigen“, sagte er: „Wir wollen nächstes Jahr genauso weitermachen. Wir werden auch mal Spiele verlieren, wir werden nächstes Jahr nicht wieder 51 Spiele ohne Niederlage nacheinander schaffen. Aber wir wollen angreifen.“ Was nötig sei, um sich dauerhaft oben zu etablieren? „Hunger und Mentalität – alles andere weiß der Verein.“

Xhaka erzielte gegen Kaiserslautern das Goldtor. (Bild: GEPA pictures)
Xhaka erzielte gegen Kaiserslautern das Goldtor.

Der Optimismus wird geschürt durch die besonderen Umstände der Saison, in der Bayer so viele Titel holte wie zuvor insgesamt in 119 Jahren Vereinsgeschichte. Und sie haben diese Titel nicht in erster Linie wegen der Schwäche der Bayern geholt, die sogar mehr Punkte holten als im Vorjahr. Sondern aus eigener Stärke, mit der sie die Münchner irgendwann entnervten. Sie blieben als erste Mannschaft der Liga-Geschichte eine ganze Saison ungeschlagen. Und sie standen auch noch im Europa-League-Finale, in dem beim 0:3 gegen Atalanta Bergamo aber die einzige Niederlage in 53 Pflichtspielen folgte.

„Endlich die Sau rauslassen“
Das Feiern, das zuvor pflichtschuldig zu kurz kam, holten sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag ausgiebig nach. Er wolle heute keinen spanischen Rotwein, sagte Alonso. „Heute Abend trinke ich deutsches Bier.“ Der Gerstensaft sei schon in der Kabine geflossen, sagte Kapitän Lukas Hradecky, „und Champagner und alles, was dazugehört“. Sportchef Rolfes: „Jetzt können sie es endlich genießen und ein bisschen die Sau rauslassen.“

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