540 Fälle im Vorjahr

180.000 Euro Entschädigung für gerissene Nutztiere

Tirol
27.05.2024 14:18

Das Ringen um den Fortbestand der traditionellen Almwirtschaft geht in die nächste Runde. 540 Weidetiere sind 2023 in Tirol Großraubtieren zum Opfer gefallen. Rund 180.000 Euro an Entschädigungen schüttete das Land aus: Damit kann zwar wirtschaftlicher Schaden minimiert werden, aber nicht das Tierleid.

Tirols Almen sind für die Bevölkerung und Gäste gleichermaßen ein wichtiger Erholungsraum. Hier weiden rund 200.000 Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde. Sie sorgen für eine lebendige Almwirtschaft und einen artenreichen Lebensraum.

Im vergangenen Jahr wurden nicht nur Schafe und Ziegen, sondern auch 15 Rinder und ein Pferd von Wölfen gerissen oder in den Tod getrieben. Insgesamt hat es 2023 trotz erhöhter Präsenz von Großraubtieren weniger Nutztierrisse gegeben. Die Verluste liegen um 43 Prozent unter dem Niveau von 2022. „Ein Grund für den erheblichen Rückgang könnte der erhöhte Jagddruck sein“, sagt LHStv. Josef Geisler (ÖVP).

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Ziel ist die reguläre Bejagung von Wölfen und die Senkung des Schutzstatus. Wir sehen jeden Tag, dass der Wolf nicht vom Aussterben bedroht ist.

(Bild: Birbaumer Christof)

LHStv. Josef Geisler, ÖVP

333 Euro Entschädigung pro Weidetier
19 Abschussverordnungen gegen Schad- und Risikowölfe hat das Land Tirol erlassen, vier davon konnten von der Jägerschaft erfüllt werden. Die 540 Risse im Jahr 2023 wurden vom Land mit 180.000 Euro entschädigt.

„Jeder Riss durch ein Großraubtier ist ein Ausnahmezustand. Mit den Entschädigungen des Landes können wir den wirtschaftlichen Schaden minimieren, nicht aber das Tierleid und die psychische Belastung für die Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer sowie für die Almverantwortlichen“, ist sich Geisler bewusst und fordert deshalb einmal mehr die reguläre Bejagung von Wölfen und die Senkung des EU-Schutzstatus.

Heuer schon 26 Schafe getötet
Im heurigen Jahr gab es 15 Wolfsnachweise – vor allem in den Bezirken Kitzbühel und in Osttirol sowie Bärennachweise in zwei Gemeindegebieten im Außerfern. 26 tote Schafe wurden bereits im Zusammenhang mit Wolfsrissen erhoben, weitere sieben Rissgeschehen sind noch in Abklärung.

Aktuell sind in Osttirol zwei Abschussverordnungen in Kraft. Nachdem Anfang Mai in Außervillgraten ein Wolf in einen stallähnlichen Unterstand eingedrungen war, wurde umgehend nach Erlass der Abschussgenehmigung ein Wolf erlegt.

Manuel Fürhapter ist ein betroffener Landwirt aus Osttirol, der Anfang Mai eine ganze Zuchtlinie wegen eines Wolfes verloren hat. (Bild: Save the Alps)
Manuel Fürhapter ist ein betroffener Landwirt aus Osttirol, der Anfang Mai eine ganze Zuchtlinie wegen eines Wolfes verloren hat.

Ganze Zuchtlinie ausgelöscht 
Dieser Fall sorgte für Entsetzen: Denn der Wolf löschte eine ganze Zuchtlinie von Brillenschafen aus. 15 Tiere sind tot, sieben weitere schwer verletzt. „Der Unterstand befindet sich vier Meter neben dem Haus. Es ist ein teilweise überdachter Nachtpferch mit einem Elektrozaun und viel Strom, wie es eben verlangt wird. Der Wolf ist schlau und vermutlich drüber gesprungen“, gab Halter Manuel Fürhapter zu Protokoll.

Ewiges Thema Herdenschutz
Auch im heurigen Jahr fortgeführt werden die drei Pilotalmen im Bezirk Landeck, auf denen gelenkte Weideführung mit ständiger Behirtung und wolfsabweisend gezäunten Übernachtungsplätzen mit großem Einsatz aller Beteiligten erprobt wird. „Es gab im ersten Projektjahr Anfangsschwierigkeiten, aber es funktioniert. Der personelle und finanzielle Aufwand ist jedoch extrem hoch. Was hier gemacht wird, ist bemerkenswert, aber beileibe nicht auf alle Almen im ganzen Land übertragbar“, zollt LHStv. Josef Geisler den Almverantwortlichen und Hirten Respekt.

Risse oder direkte Begegnungen mit Großraubtieren gab es auf allen drei Projektalmen im Almsommer 2023 keine. Mit 440.000 Euro unterstützt das Land Tirol die gelenkte Weideführung mit ständiger Behirtung und eingezäunten Übernachtungsplätzen auf den drei Herdenschutz-Pilotalmen.

Herdenschutz in großem Stil nicht möglich
„Sowohl die Kosten wie auch die begrenzte Verfügbarkeit von qualifiziertem Hirtenpersonal und die notwendigen Voraussetzungen hinsichtlich Größe und Beschaffenheit einer Alm zeigen, dass diese Form von Herdenschutz nur für eine sehr begrenzte Anzahl der rund 400 Tiroler Almen mit Schafauftrieb überhaupt infrage kommt. Herdenschutz in großem Stil ist in Tirol nicht möglich“, fasst LHStv. Geisler zusammen.

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