28.05.2024 06:39

Gewalt in Schulen

„Messer für manche Schüler Standardausrüstung!“

Der Wiener Pflichtschullehrergewerkschafter Thomas Krebs findet im krone.tv-Talk klare Worte zur Situation an den heimischen Schulen: „Es gilt Tabus beiseitezuschieben, wir müssen ganz offen über die Problematiken reden und brauchbare Lösungsansätze zu finden, die unmittelbar helfen.“ Eine geforderte Maßnahme: Der Familienzuzug nach Wien gehöre gestoppt, denn Probleme gibt bereits jetzt genug. Etwa, dass in vielen Schulen nicht mehr Deutsch gesprochen wird. Und: „Das Messer ist für manche Schüler eine Standardausrüstung“.

Hunderte Kinder kamen in den letzten Monaten im Zuge des Familiennachzugs in die Wiener Schulen. „Wir können die Situation nicht mehr bewältigen, wir müssen zuerst die Probleme, die wir bereits an den Schulen haben, einigermaßen in den Griff zu bekommen“, so Krebs im krone.tv-Interview. Eines der Hauptprobleme, das bereits seit längerem existiert: „Lehrer und Lehrerinnen werden von Schülern nicht mehr verstanden.“ Deutsch sei nicht mehr die Verkehrssprache. Probleme würden sich dadurch mannigfaltig vervielfältigen.

„Kinder leben in einem Kauderwelsch“
In der Praxis sehe man sehr oft, dass Kinder aus dem Kindergarten kommen und kein Wort Deutsch sprechen, erklärt Krebs die erschreckende Entwicklung. „Teilweise kommt Deutsch als Verkehrssprache nicht mehr an, ganz einfach weil die nicht deutsch-sprechende Community so groß ist, dass die Sprache unter den Kindern einfach nicht verbreitet wird.“ Da könne die Elementarpädagogik tun, was sie möchte. Das Sprach-Manko werde dann ewig mitgeschleppt. „Das heißt diese Kinder leben in einem Kauderwelsch und in einer Community, in der es eben andere Regeln gibt, die zum Teil mit der österreichischen Realität nichts mehr zu tun haben. Und das ist im höchsten Maße gefährdend.“

(Bild: Wenzel Markus)

„Straftaten in Schule müssen sanktioniert werden“
Gewalt an Schulen sei nicht nur in Wien ein Problem, Zahlen von anderen Bundesländern zeigen, dass es eine bundesweite und offenbar gesellschaftliche Entwicklung ist. „Was mich sehr sorgenvoll macht, ist die Tatsache, wie sich Gewalt abspielt. Dass eine Schülerin, ein Schüler das Bedürfnis hat, seine Lehrerin zum Beispiel aufs Ordinärste zu beleidigen. Oder dass man nicht davor zurückschreckt, Waffen in die Schule mitzunehmen. Das Messer ist für manche Schüler eine Standard-Ausrüstung, so wie andere Geldbörse oder ein Handy mitnimmt. Das darf es nicht geben.“ Man müsse von der reinen Gewaltprävention in die Situation kommen, dass es in Akutfällen wirklich ganz schnell und zuverlässig Hilfe und Lösungen gibt. „Straftaten in der Schule müssen wieder sanktioniert werden.“

Wiener Pflichtschullehrergewerkschafter Thomas Krebs (Bild: krone.tv)
Wiener Pflichtschullehrergewerkschafter Thomas Krebs

Schüler nach Suspendierung als Held gefeiert
Aktuell könne man mit Suspendierungen arbeiten: „Das ist eigentlich eine reine Maßnahme, um Gefahr im Verzug zu begegnen und die Situation zu beruhigen.“ In manchen Fällen seien Suspendierungen sogar kontraproduktiv, erklärt Krebs. Oft käme es vor, dass der Schüler zurückkommt und als Held gefeiert wird. Die Pflichtschullehrergewerkschaft fordert daher umfassendere Schutzkonzepte, für alle Personen, die die Schule betreten.

„Sind keine Hilfs-Polizeiarbeiter“
Kinder, die nun kommen, seien schwerste traumatisiert und hätten Erfahrungen gemacht, die Kinder nicht machen sollten, so Krebs. Sie bräuchten daher spezielle Unterstützung, die Lehrkräfte schon allein aus Ressourcengründen kaum stemmen können. „Wir sind keine Hilfs-Polizeiarbeiter und keine Sozialarbeiter.“ Man brauche dringen Unterstützung in vielschichtiger und professioneller Weise und man müsse klarstellen, wo pädagogische Arbeit endet und die Arbeit anderer beginnt. Nicht wenige Lehrer würden aktuell das Handtuch werden: „Der Herbst ist von uns aus in höchst kritischer Betrachtung, wir werden sicherlich viel zu wenige Lehrerinnen und Lehrer haben und gleichzeitig enorm große Probleme in den Schulen, die wir bewältigen müssen.“

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