Was für ein Kampfgeist, was für eine Nervenstärke, was für eine grandiose Leistung: Sebastian Ofner hat bei den French Open 2024 erneut nach einem 0:2-Satz-Rückstand noch triumphiert! Der 28-jährige Steirer setzte sich nur drei Tage nach seinem Fünf-Satz-Sieg gegen den Franzosen Terence Atmane auch gegen den Argentinier Sebastian Baez nach einem vermeintlich vorentscheidenden 3:6 und 3:6 noch durch, gewann die letzten drei Sätze mit 6:4, 7:5 und 7:6. „Unglaublich, dass ich das noch drehe!“, jubelte Ofi.
Die „Krone“ berichtet aus Paris!
Mit einem Tag Verspätung nahm Ofner seine Partie gegen Baez auf. Bald musste der Österreicher wieder seine Kämpfer- und Comeback-Qualitäten unter Beweis stellen. Der Argentinier breakte ihn gleich zum 2:0. Doch gegen den 1,70 m großen Sandplatzwühler, das ist das Gute, heißt ein Break nicht unbedingt viel. Ofi begann, mit besserer Länge zu agieren, vor allem die Rückhand des kleinen Gauchos zu bearbeiten und kam zum 2:3 zurück, fing sich jedoch prompt wieder das Rebreak. Angefeuert von gut 20 österreichischen Fans zeigte der 28-jährige Steirer erneut sein Riesenherz. Er wehrte insgesamt fünf Satzbälle ab, dennoch ging der erste Durchgang 3:6 verloren.
Nach 1:19 Stunden führte Baez mit 6:3, 6:3
Den zweiten Satz begann Ofner mit einem traumhaften Stopp. „Gemma Ofi! Auf geht‘s!“, brüllten da die heimischen Schlachtenbummler. Doch Baez grub ein ums andere Mal einen Ball zuviel aus, breakte wieder zum 2:1. Dann setzte Regen ein, für Ofi nicht zum schlechtesten Zeitpunkt. Viel half es zunächst nicht. Baez spielte nach der Pause wie aus einem Guss. Erst 1:19 Stunden war gespielt, da führte der Weltranglisten-20. mit 6:3, 6:3.
Jetzt griff der Österreicher zu anderen Mitteln, versuchte es mit dem Überraschungseffekt. Mehrfach streute er erfolgreich Stopps ein, wagte auch den ein oder anderen Ausflug ans Netz. Es zahlte sich aus. Mit einer wuchtigen Vorhand holte er sich das Break zum 2:1! Kurz darauf gab es die zweite Regenunterbrechung. Die bremste Ofners Momentum nicht. Der Steirer blühte jetzt vollends auf, diktierte das Geschehen mit noch kraftvolleren, präziseren Grundschlägen, machte kaum mehr Fehler und zog mit einem weiteren Break auf 5:2 davon – dann setzte zum dritten Mal Regen ein…
Fast drei Stunden Pause
Im Gegensatz zu den ersten beiden Unterbrechungen dauerte es nun fast drei Stunden, bis die beiden Kontrahenten wieder auf Court 3 zurückkehrten. Baez erwischte den besseren Start. Er holte sich ein Break zurück, doch Ofner blieb cool, servierte zum 6:4 aus. Der Österreicher pushte sich nun noch mehr als vorher, vor den Augen seiner Eltern, Training Coach Steve Rettl und Physio Stefan Trost breakte er zum 1:0 und bewies dann vor allem bei entscheidenden Punkten wiederholt Nervenstärke. In seinen nächsten drei Aufschlagspielen wehrte er insgesamt fünf Breakbälle ab, ehe Baez doch zum 4:4 ausglich. Ofner jedoch ließ sich auch davon nicht beirren, brach erneut zum 6:5 und erzwang wie schon im Erstrunden-Match gegen Terence Atmane nach 0:2-Rückstand einen Entscheidungssatz.
Vier Breakbälle abgewehrt
In diesem zeigte sich der 28-Jährige erneut abgebrüht, wehrte in seinem ersten Service Game zwei Breakbälle ab. Danach hatte er auch etwas Glück, als Baez bei seiner dritten Chance einen „Elfmeter“ vergab, einen Volley ins Aus legte, gegen den vierten rettete sich Ofi mit einem Service Winner und stellte auf 1:1. Das nervte Baez sichtlich. Mit vier Fehlern gab er danach seinen eigenen Aufschlag ab. Der Argentinier blieb aber dran, schließlich wurde auch sein Kampf belohnt, er glich wieder aus zum 4:4.
Das Momentum schien nun aufseiten des Argentiniers zu kippen, Ofner immer wieder ein wenig ins Hintertreffen zu geraten. Doch das große Herz des Steirers lehnte sich gegen das drohende Aus auf – und er schaffte es tatsächlich ins Tiebreak. In diesem verspielte dann zwar Ofner für ein Mal eine 2:0-Führung, doch vom zwischenzeitlich 2:2 weg eilte Österreichs große Tennis-Hoffnung mit fünf Punkten in Serie auf 7:2 davon – eine letztlich zu große Hypothek für Baez, der Ofners nun leichte Nervosität vor dem nahen Sieg nicht mehr ausnutzen konnte. Nach 4:13 Stunden reiner Spielzeit war der Sieg für Ofner in der Tasche – und ein weiterer großer Triumph eingefahren.
„Mental alles andere als einfach“
Die Erleichterung bei ihm war immens. „Ich bin ziemlich erledigt, im Champions-Tiebreak habe ich in beiden Oberschenkeln angefangen zum Krampfln. Unbeschreiblich, wieder 0:2-Sätze – ab dem dritten Satz habe ich wirklich gut gespielt.“
Schwierig war für ihn natürlich der Umgang mit den Regenpausen. „Man muss da eigentlich ständig auf Spannung bleiben, den Fokus halten. Man weiß nie, wann es weiter geht. Das ist mental alles andere als einfach.“
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