Milliardengeschäft

Abnehmspritze bringt Pharmakonzernen fette Jahre

Ausland
28.05.2024 12:59

Die enorme Nachfrage nach Behandlungen zur Gewichtsreduktion und ein Ausbau der Produktionskapazitäten lässt die Umsätze mit Abnehmspritzen explodieren. Experten gehen davon aus, dass diese Medikamente bis Anfang der 2030er-Jahre auf einen weltweiten Jahresumsatz von rund 150 Millarden Dollar (138 Mrd. Euro) kommen könnten. Noch vor einem Jahr lagen die höchsten Umsatzschätzungen in einem Bereich von 100 Mrd. Dollar.

„Es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Medikament die Fantasie von Millionen von Menschen beflügelt“, sagt Michael Kleinrock, Senior Research Director beim Marktforschungsinstitut IQVIA. Im vergangenen Jahr beliefen sich die weltweiten Ausgaben für Adipositas-Medikamente nach Schätzungen von IQVIA auf 24 Mrd. Dollar und könnten bis 2028 131 Mrd. Dollar erreichen.

Regelrechter Hype um Diabetesmedikamente
Um die Adipositas-Medikamente, die schon Tesla-Chef Elon Musk und Reality-Star Kim Kardashian beim Abnehmen geholfen haben sollen, gibt es seit längerem einen regelrechten Hype. Die Abnehmspritze Wegovy von Novo Nordisk sorgt für ein längeres Sättigungsgefühl und führt Studiendaten zufolge in Kombination mit einer Umstellung der Ernährung und sportlicher Betätigung zu einer durchschnittlichen Gewichtsabnahme von rund 15 Prozent.

Die Abnehmspritze Wegovy von Novo Nordisk sorgt für ein längeres Sättigungsgefühl. (Bild: AFP)
Die Abnehmspritze Wegovy von Novo Nordisk sorgt für ein längeres Sättigungsgefühl.

Das Mittel gehört zur Klasse der sogenannten GLP-1-Agonisten, die ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt wurden. Neben Novo Nordisk ist auch der US-Pharmakonzern Eli Lilly mit dem Mittel Zepbound im Rennen. Weitere Mittel befinden sich in der Entwicklung.

Menschen sind bereit, dafür zu bezahlen
Die meisten Krankenversicherer decken die neuen Therapien nicht ab. In Österreich ist Wegovy aktuell nicht erhältlich, da es für den österreichischen Markt noch nicht zugelassen wurde. Das Medikament muss daher über Umwege importiert werden – zu hohen Kosten. Ozempic hingegen ist ein chefarztpflichtiges Medikament, dessen Kosten nur unter bestimmten Voraussetzungen bei Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 und Adipositas von der Sozialversicherung übernommen werden. Außerhalb dieser Kriterien ist es zwingend rezeptpflichtig, auf „Privatrezept“ können monatliche Kosten von 140 bis 300 Euro entstehen.

Auch in Deutschland sind die Abnehmspritzen von der Erstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen komplett ausgeschlossen, da Arzneimittel zur Regulierung des Körpergewichts als sogenannte Lifestyle-Medikamente gelten. Die Behandlung kostet monatlich einige hundert Euro, laut Marktforscher Kleinrock sind jedoch immer mehr Menschen bereit, die Medikamente aus eigener Tasche zu zahlen. Die Arzneimittelhersteller hoffen auf eine Erstattung in der Zukunft und haben weitere Studiendaten veröffentlicht, die die Gesundheitsförderung und den medizinischen Nutzen der Abnehmspritzen belegen sollen.

Nachfrage sorgt für mehr Produktion
Ob das Umsatzvolumen von 131 Mrd. Dollar erreicht wird, hängt Kleinrock zufolge auch davon ab, wie lange Patienten die Abnehmspritzen verwenden, ob die Arzneien künftig auch zur Behandlung anderer Krankheiten eingesetzt werden und damit auch von den Kassen erstattet werden können. Für einen deutlichen Schub dürfte zudem die Ausweitung der Produktion bringen, an der die Hersteller gegenwärtig arbeiten.

BMO Capital Markets schätzt nun, dass der jährliche Umsatz mit Abnehmmedikamenten bis 2033 150 Mrd. Dollar erreichen wird, verglichen mit einer Vorjahresprognose von über 100 Mrd. in den frühen 2030er Jahren. Leerink prognostiziert bis 2032 einen Jahresumsatz von gar 158 Mrd. Dollar. „Es gibt eine hohe Verbrauchernachfrage und einen ungedeckten medizinischen Bedarf“, sagt David Song, Portfoliomanager des Tema Obesity & Cardiometabolic ETF. „Mehr als 100 Millionen Amerikaner sind fettleibig, und noch mehr sind übergewichtig. Es gibt Schätzungen, nach denen weltweit fast eine Milliarde Menschen fettleibig sind.“

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