Nach derbem Sager
Papst bedauert: „Wollte nicht homophob sein“
Nach Berichten über einen angeblichen Fauxpas des Papstes, der sich vor Bischöfen mit abwertenden Worten über die diskutierte Zulassung Homosexueller zur Priesterausbildung geäußert haben soll, hat sich Franziskus entschuldigt. Der Papst habe niemand beleidigen noch sich homophob ausdrücken wollen, hieß es in einer Presseaussendung des Vatikans am Dienstag.
„Papst Franziskus ist sich der Artikel bewusst, die kürzlich über ein Gespräch hinter verschlossenen Türen mit den Bischöfen der italienischen Bischofskonferenz erschienen sind. Wie er bei verschiedenen Gelegenheiten gesagt hat, ‘In der Kirche ist Platz für alle, für alle! Niemand ist überflüssig, niemand ist überflüssig, es gibt Platz für alle. So wie wir sind, alle‘“, hieß es in der Pressemitteilung des Vatikans.
„Schon zu viele Schwuchteln“
„Es gibt in den Priesterseminaren schon zu viele Schwuchteln“, wurde der Papst zitiert. Dabei soll er ein gröberes italienisches Wort verwendet haben, berichteten La Repubblica und Corriere della Sera, Italiens auflagenstärkste Tageszeitungen.
„In der katholischen Kirche weiß man nicht mehr, wo man die vielen Homosexuellen unter den Geistlichen verstecken soll. Die repressive Politik der katholischen Kirche gegenüber der LGBTQIA+-Gemeinschaft muss ein Ende finden“, kommentierte Rosario Coco, Präsident des Homosexuellenverbands Gaynet.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass die Priesterseminare in Italien auch mit italienischen Steuergeldern finanziert werden. Wenn diese diskriminierende Aussage des Papstes bestätigt wird, fordern wir, dass die Regierung in Rom die Steuergelder für die katholische Kirche sperrt“, forderte Fabrizio Marrazzo, Sprecher der Partei „Gay Lgbt+“. Der sozialdemokratische Parlamentarier und Aktivist für Homosexuelle-Rechte, Alessandro Zan, beklagte Homophobie in der italienischen Kirche.
Bischöfe wollten Vorfall herunterspielen
Einige Bischöfe bestätigten laut „La Repubblica“, dass der Papst bei dem Treffen vergangene Woche das vulgäre Wort benutzt habe, sie versuchten wohl allerdings gegenüber der italienischen Presse, die Situation herunterzuspielen, und sprachen von einem ungewollten Lapsus des argentinischen Papstes, für den Italienisch nicht die Muttersprache ist. Es sei den Anwesenden klar gewesen, dass der Papst sich nicht bewusst gewesen sei, wie beleidigend das Wort im Italienischen sei, erklärten die Bischöfe.
Debatte um Zulassung von Homosexuellen
Die italienischen Bischöfe hatten im November auf ihrer Versammlung in Assisi einen neuen Text zur Regelung der Zulassung zu den Priesterseminaren, „Ratio formationis sacerdotalis“, angenommen, der noch nicht veröffentlicht wurde, da man noch auf die Genehmigung des Heiligen Stuhls warten muss. Sie hatten mehrheitlich einen Änderungsantrag angenommen, der die Unterscheidung zwischen einer einfachen homosexuellen Orientierung und so genannten „tief verwurzelten Tendenzen“ beibehält.
Im Wesentlichen kann demnach ein Homosexueller zum Seminar zugelassen werden, solange er wie ein Heterosexueller garantiert, dass er die Disziplin des Zölibats einzuhalten weiß. Offenbar vertritt Franziskus jedoch eine radikalere Auffassung: Um Probleme zu vermeiden, sollten Homosexuelle seiner Ansicht nach nicht zu den Seminaren zugelassen werden, und zwar ohne Ausnahme.
In der Erklärung „Fiducia supplicans“ der vatikanischen Glaubensbehörde vom 18. Dezember 2023 hatte der Chefdogmatiker des Papstes, der argentinische Kardinal Victor Fernandez, eine formlose Segnung gleichgeschlechtlicher, unverheirateter oder wieder verheirateter Paare gestattet und zugleich betont, dass eine Verwechslung mit dem Ehesakrament ausgeschlossen werden müsse. Die Erklärung des Dikasteriums für die Glaubenslehre hatte für heftige Diskussionen innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche gesorgt.
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