Rafah-Offensive
Weltweites Entsetzen: Israel bombardiert weiter
Zwar hat Israels Premier Benjamin Netanyahu den Luftangriff auf ein Zeltlager mit palästinensischen Flüchtlingen nahe der Stadt Rafah als „tragischen Fehler“ bezeichnet, die Offensive wird aber trotz weltweiter Empörung fortgesetzt. Israelische Panzer drangen Augenzeugen zufolge am Dienstag ins Zentrum der umkämpften Stadt an der Grenze zu Ägypten vor. Unterdessen untersucht die israelische Armee, warum es zu dem verheerenden Brand nach dem Angriff gekommen ist. Man vermutet ein Waffendepot, welches getroffen worden sein könnte.
Mehrere Panzer seien in der Nähe der Al-Awda-Moschee gesichtet worden, einem Wahrzeichen in der Stadtmitte. Die Stadt wurde von Panzern und auch mit Luftangriffen wieder unter Beschuss genommen. Das israelische Militär äußerte sich bisher nicht dazu und kündigte an, es werde später eine Erklärung zum Einsatz in Rafah abgeben.
Auch Gebiet um Zeltlager wieder bombardiert
Selbst die Gegend um den Bezirk Tel Al-Sultan, wo am Sonntag bei dem israelischen Luftangriff nach palästinensischen Angaben mindestens 45 Menschen in einem Zeltlager für Kriegsflüchtlinge getötet wurden, werde immer noch bombardiert, berichteten Anrainer. „Überall in Tel Al-Sultan schlagen Panzergranaten ein. Viele Familien sind aus ihren Häusern im Westen Rafahs geflohen, die die ganze Nacht über beschossen wurden“, teilte ein Bewohner über eine Chat-App der Nachrichtenagentur Reuters mit.
Mindestens 16 Palästinenser wurden bei Angriffen in der Nacht auf Dienstag getötet, teilten Behördenvertreter des von der militanten, radikalislamischen Hamas kontrollierten Palästinenser-Gebiets mit. Bewohner berichteten, dass israelische Panzer auf und um die Bergkuppe Surub, einer Anhöhe mit Blick auf den Westen Rafahs, Stellung bezogen hätten. Unabhängig ließen sich diese Angaben allerdings nicht überprüfen.
Israels Armee teilte am Dienstagabend mit, sie habe entgegen der Berichte nicht in der ausgewiesenen humanitären Zone al-Mawassi angegriffen. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, es sei bei dem Angriff am Sonntagabend ein Lager für Vertriebene in einer als sicher deklarierten Zone getroffen worden. Die israelische Armee wies dies als „Lügen und Desinformation der Hamas“ zurück. Der Angriff, der zwei ranghohen Hamas-Mitgliedern gegolten habe, habe nicht auf eine humanitäre Zone abgezielt.
Israel untersucht Brandursache in Flüchtlingscamp
„Der Vorfall ereignete sich in Tal al-Sultan in einem Gebiet, das mehr als einen Kilometer von der humanitären, sicheren Zone entfernt ist“, sagte ein Militärsprecher am Dienstag. Die Armee habe das Gebiet vor dem Angriff gefilmt, um sicherzustellen, dass keine Zivilisten in der Nähe seien. Das Militär sagte am Dienstag weiter, das Ausmaß des tödlichen Luftangriffs sei auf ein Feuer zurückzuführen, das in einer nahe gelegenen Anlage ausgebrochen sei. Die Armee untersucht demnach auch, ob dort etwa Waffen gelagert waren, die bei dem Angriff explodiert und in Brand geraten sind. Angegriffen worden sei eine Anlage der Hamas.
Rafah als letzte Bastion der Hamas
Zuvor hatten mehr als eine Million Palästinenser in der Stadt Schutz vor den Kämpfen im übrigen Gazastreifen gesucht. Israel hat die Angriffe trotz eines Beschlusses des obersten UNO-Gerichts vom Freitag fortgesetzt und argumentiert, dass das Gerichtsurteil einen Spielraum für militärische Aktionen in Rafah einräumt. Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte Israel am Freitag angewiesen, die umstrittene Offensive in Rafah katastrophalen humanitären Lage umgehend zu stoppen. Die israelische Armee hatte Anfang des Monats eine lange angedrohte Bodenoffensive auf Rafah gestartet. Die Stadt gilt als letzte Bastion der Hamas, die mit ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober den Gaza-Krieg ausgelöst hatte.
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