Da immer mehr Konsumenten zu wenig Geld haben, sind Diskonter hierzulande auf dem Vormarsch. Geschätzte 10,1 Milliarden Euro setzten sie bereits pro Jahr um. Besonders beliebt sind jetzt Aktionsposten-Märkte, die mit schnell wechselnden Sortimenten zu extrem günstigen Preisen punkten.
Der Siegeszug der Billiganbieter ist ungebrochen: Während immer mehr klassische Händler ums Überleben kämpfen oder zusperren müssen, schießen die Filialen der Diskonter wie Schwammerl aus dem Boden. 2885 Filialen Standorte haben sie bereits in Österreich und kommen auf einen geschätzten Umsatz von 10,1 Milliarden Euro. Burgenländer, Kärntner und Niederösterreicher geben ihr Geld besonders gerne bei kostengünstigen Geschäften aus.
„Der dynamischste Player war zuletzt NKD“, berichtet Standort+Markt-Geschäftsführer Roman Schwarzenecker, der den Markt hierzulande analysiert hat. Der deutsche Gewand-Billiganbieter, der auch Heimtextilien und Wohnaccessoires verkauft, hat sein Filialnetz auf 326 Geschäfte erhöht und liegt damit jetzt hinter Diskont-Kaiser Hofer. Die Preise können teils sogar mit den Dumping-Angeboten der chinesischen Online-Riesen Temu oder Shine mithalten, die mit Paketen die rot-weiß-roten Haushalte überfluten.
Besonders schnell gewachsen sind auch Aktionsposten-Läden, die mit Waren aller Art Kunden anlocken. Gab es 2009 erst 13 Filialen verschiedener Anbieter, sollen es heuer laut Standort +Markt bereits 337 österreichweit werden. Die deutschen Ketten Tedi oder Thomas Philips sind ebenso aktiv wie der in den Niederlanden gegründete Anbieter Action, der hierzulande bereits mehr als 100 Filialen eröffnet hat. „Wir bieten ein überraschendes, abwechslungsreiches Sortiment und überzeugen mit niedrigsten Preisen. Zwei Drittel des Angebots ändern sich ständig. Jede Woche landen zwischen 75 und 150 neue Artikel in den Regalen. Durch diese Flexibilität können wir sehr rasch auf Kundenwünsche reagieren,“ erklärt Österreich-Chef Boyko Tchakarov sein Konzept.
Fying Tiger aus Skandinavien ist mit 15 Geschäften vertreten. Österreich-Chefin Anna Eiselsberg: „Jeder Kunde erwirbt im Schnitt 3 bis 4 Artikel pro Einkauf.“ Am besten verkaufen sich die 500 pro Monat wechselnden Produkte, die zur jeweiligen Saison passen.
Woolworth startet aktuell zum zweiten Mal in Österreich durch.Vor der Pleite 2009 war man schon einmal präsent. Bis Jahresende wolle man hierzulande 30 Filialen haben, kündigt Österreich-Vertriebsleiterin Ivana Jezidzic an. Die Hälfte des Sortiments werde um weniger als drei Euro verkauft.
Dass Diskonter boomen, ist wenig verwunderlich. Immer mehr Konsumenten haben durch den Kaufkraftverlust zu wenig Geld. „Der Diskont ist salonfähig geworden“, weiß Experte Schwarzenecker. Das zeigt sich auch daran, dass die Billiganbieter immer öfter in City-Lagen aufsperren und auch in Einkaufszentren als Frequenzbringer beliebt sind, auch wenn sie oft weniger Miete zahlen als klassische Händler.
Mömax und Möbelix sind erste Adresse für alle, die sparen müssen oder wollen. Firmensprecher Thomas Saliger: „Unsere Preissenkungen sind für viele ein Anreiz sich aufgeschobene Wohnwünsche zu erfüllen.“
Der Lebensmitteldiskont hat jetzt ein Drittel mehr Filialen als noch vor 15 Jahren. Für viele Kunden werde der preiswerte Einkauf in Zeiten der Teuerung wichtiger, heißt es etwa bei Penny.
Billig zu sein alleine, ist aber kein Erfolgsgarant. Das Gesamtkonzept muss passen, damit die Konsumenten gerne kommen. Das zeige unter anderem der Rückzug von Preispirat oder Cherry Sonderposten, so Experte Schwarzenecker.
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