Strafanzeige: Der Kauf des ehemaligen Leiner-Hauses in der Wiener Mariahilfer Straße hat für René Benko und einen ehemaligen Topmanager des Möbelhändlers Kika/Leiner ein Nachspiel.
Wien. Mariahilfer Straße 10-18. Dort stand jahrzehntelang das Haupthaus der traditionellen Möbelkette Leiner. Heute ruht dort der Rohbau des Kaufhauses Lamarr, das in der Hauptstadt wie kein zweites Bauwerk den Niedergang der Signa symbolisiert. Seit 160 Tagen stehen die Arbeiten still.
Der spektakuläre Immo-Deal rund um Weihnachten 2017 wird seit Kurzem von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) genau unter die Lupe genommen. Im Zentrum: der bankrotte Tiroler Immobilienspekulant René Benko und ein ehemaliger Top-Manager von Kika/Leiner. Der Verdacht: Sie sollen laut einer „Krone“ und „News“ vorliegenden Strafanzeige damals gemeinsam zum Schaden des vorherigen Eigentümers der Liegenschaft, Kika/Leiner, agiert haben.
Möglicher Millionenschaden
Der Vorwurf lautet: Benko habe den damaligen Top-Manager von Kika/Leiner dazu gebracht, das Haus viel zu billig an Benkos Immobiliengruppe zu verkaufen. Der Anzeiger: der neue Besitzer der Kika/Leiner-Immobilien. Durch den angeblich viel zu billigen Verkauf im Jahr 2017 soll ein Millionenschaden entstanden sein.
Die Kika/Leiner-Immobilien wurden bekanntlich Ende Mai 2023 von der Supernova-Gruppe des deutschen Unternehmers Frank Albert übernommen. Ein Jahr später haben die neuen Eigentümer den Verkauf des Leiner-Hauses an Benko im Jahr 2017 offensichtlich anhand der vorliegenden Unterlagen im Detail aufgearbeitet. Es geht um den Verdacht der Untreue und des schweren Betrugs. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Politische Rückendeckung durch Kurz
Schon vor Jahren hatte die Rechercheplattform „Addendum“ auffällige Details zum spektakulären Deal aus dem Jahr 2017 enthüllt. So gab es beim Kauf durch Benko kurz nach Weihnachten 2017 sogar politische Rückendeckung durch den damals frisch angelobten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Man nahm im Sinne einer zügigen Abwicklung für Benko Einfluss auf das Grundbuchgericht und argumentierte das später mit „serviceorientierter Verwaltung“.
Zwei weitere Angebote
Schon damals hatte „Addendum“ berichtet, dass für den Verkauf des überregional bekannten Leiner-Hauses in der Mariahilfer Straße 10-18 eine weitere Offerte vorgelegen sein soll, die signifikant über den von Benko gebotenen 60 Millionen Euro lag: nämlich bei 90 Millionen Euro.
Heute liefert die Strafanzeige neue Details: Es soll sogar zwei höhere Angebote gegeben haben. Eines über 70 Millionen Euro. Eines über 90 Millionen Euro. Vonseiten der Wertinvest-Gruppe des Unternehmers Michael Tojner sowie von einer Tochtergesellschaft der XXXLutz-Gruppe. Dennoch erhielt Benko für 60 Millionen den Zuschlag. Federführend hatte der 47-jährige Tiroler den Deal damals über die Weihnachtsfeiertage 2017 selbst verhandelt.
Damals stach genauen Beobachtern ins Auge, dass Benko die supergünstige 60-Millionen-Transaktion über seine Laura Privatstiftung und nicht etwa mit seinem damaligen unternehmerischen Flaggschiff Signa abschloss. Benkos Laura Privatstiftung machte mit dem Kaufhaus-Schnäppchen jedenfalls in kürzester Zeit einen geradezu unglaublichen Schnitt: Benkos Signa-Gruppe kaufte der Laura Stiftung ihres Herrn und Meisters die Immobilie rund ein Jahr später laut der nun vorliegenden Sachverhaltsdarstellung für 190 Millionen Euro ab.
Vormerkung im Grundbuch
Nun interessieren sich also offenbar auch die Oberstaatsanwälte der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft sowie die Ermittler der Soko Signa für das Immobiliengeschäft von damals. Für den laufenden Verkaufsprozess des ursprünglich als Kaufhaus Lamarr geplanten Shopping-Klotzes verheißt die aktuelle Entwicklung jedenfalls nichts Gutes:
Aufgrund der Anzeige wurde eine Vormerkung über die laufenden strafrechtlichen Ermittlungen im Grundbuch erwirkt. Ein Umstand, der auf potenzielle Interessenten des Benko-Größenwahn-Mahnmals eher abschreckende Wirkung erzielen dürfte.
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