„Wir sind Freunde“

Rabbi und Imam touren gemeinsam durch Schulen

Oberösterreich
31.05.2024 09:00

Der Gazakrieg befeuert Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit. Zwei unterschiedliche Glaubensvertreter steuern in Oberösterreich in gemeinsamer Mission in Schulen dagegen. „Wir treten gemeinsam auf und zeigen, dass wir Freunde sind. Das allein rüttelt schon auf“, sagen die beiden. Die „Krone“ war bei einem Workshop dabei.

„Was ist ein Rabbiner?“ – das war die erste Frage der rund 120 Sechstklassler der HAK Rudigierstraße in Linz. Und gleich die zweite: „Ist der Hut Pflicht?“ Rabbi Schlomo Hofmeister war für die Jugendlichen der große Unbekannte. Ein Jude.

Dagegen gab’s schon auf dem Weg zum Vortrag für Imam Ramazan Demir Respektsbekundungen der Schüler. Kein Wunder, sind doch rund 170 an dieser HAK selbst Muslime. „Wir treten gemeinsam auf und zeigen, dass wir Freunde sind. Das allein rüttelt schon auf“, sagen der Rabbi und der Imam, die seit zehn Jahren als „Botschafter für ein soziales Miteinander“ durch die Republik tingeln. Und nun erstmals in Oberösterreich in einer Schule waren.

Die beiden Freunde in „göttlicher Mission“ in der HAK in Linz (Bild: Margot Haag)
Die beiden Freunde in „göttlicher Mission“ in der HAK in Linz

60 Prozent mehr Übergriffe
Wie nötig ihre Mission ist, zeigen die Zahlen: Im Vorjahr stiegen reale Übergriffe und solche im Internet gegen Muslime und Juden um bis zu 60 Prozent auf 2669 dokumentierte Fälle. Der Gazakrieg befeuert diese Entwicklung enorm. „Das Problem ist, dass die Kinder und Jugendlichen ihre Informationen ungefiltert aus sozialen Medien beziehen“, so der Islam-Religionslehrer Hajret Beluli, der das ungleiche Duo nach Linz eingeladen hatte.

Die erwartete Diskussion war zwar schaumgebremst, aber als der Gaza-Konflikt zur Sprache kam, meinte eine Schülerin, im Koran stünde, dass Israel diesen Krieg verlieren werde. „Halt, wo steht das im Koran“, fragte der Imam nach – und auch „googeln“ förderte nichts dergleichen zutage ...

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Es gibt 170.000 Muslime in Oberösterreich und nur einzelne sind radikalisiert. Gegen diese, wie auch gegen alle Radikale, egal aus welcher Ecke, gibt’s keine Toleranz.

Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer

20 weitere Schulbesuche
Auch ausgleichende Aussagen des Rabbis, der jüdische Glaube sei nicht mit dem Staat Israel gleichzusetzen, sorgten für verdutzte Gesichter. „Aber genau dafür sind wir da, um andere Sichtweisen aufzuzeigen“, sagten die beiden Freunde. Ihre Mission soll in Oberösterreich auf Betreiben von Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer auch noch weiter fortgesetzt werden: Das ungleiche Duo sagte bereits 20 weitere Schulbesuche zu.

Kommentar
Kampf gegen Windmühlen

„Ihr könnt eure Freunde retten“ – es waren eindringliche Worte des Imams vor rund 120 Schülerinnen und Schülern. Beim Retten ging’s nicht ums Seelenheil, sondern vor Kriminalität und damit Gefängnis, Radikalisierung und auch Themen wie Zwangsehe.

(Bild: Krone KREATIV, Alexander Schwarzl, Markus Wenzel)

Die Vorträge und Workshops wie jene des Rabbis und des Imams sind wichtig und richtig. Aber es ist ein Kampf gegen Windmühlen.

Denn ihre Gegner sind Hetzer, die im Internet lauern und deren Methoden immer ausgefeilter werden. Vor allem sind diese Rattenfänger ständig da, nicht nur eine Stunde in der Klasse. Ob da die Guten gewinnen können, ist ungewiss.

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