Goffins sind eine neugierige und verspielte indonesische Kakadu-Art. Alice Auersperg und Birgit Szabo vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien haben gemeinsam mit Kollegen der Universität Oxford gefilmt (siehe Video oben), wie der Kakadu "Figaro" (Bild) seinen kräftigen Schnabel geschickt einsetzte, um längliche Splitter aus einem Holzbalken zu beißen oder aus einem verzweigten Ast Stöckchen zurechtzubrechen, um damit eine Nuss zu holen, die außerhalb seiner Reichweite lag, berichten die Wissenschaftler im Fachjournal "Current Biology".
Vogel bastelt sich immer wieder Werkzeug
Für die Forscher war nicht nur überraschend, dass der Vogel überhaupt ein Werkzeug nutzt, sondern auch, dass er sich dieses selbst baut. Nachdem er sein erstes Werkzeug hergestellt hatte, wusste er in späteren Versuchen ohne zu zögern, was zu tun war. "Figaro baute sich für jede neu platzierte Nuss ein weiteres Werkzeug und war jedes Mal erfolgreich", so Auersperg.
Die Vogelart ist nach Angaben der Wissenschaftler generell gut im Lösen technischer Probleme. Dennoch gehen sie davon aus, dass Goffins in freier Wildbahn keine habituellen Werkzeug-Verwender sind. "Figaro ist bisher der Einzige seiner Art, bei dem wir dieses Verhalten beobachten konnten", erklärte Szabo, für die der Kakadu zeigt, dass die Herstellung von Werkzeug auch aus unspezialisierter Intelligenz hervorgehen kann.
"Es ist nach wie vor schwierig, kognitive Handlungen zu identifizieren", so Alex Kacelnik von der Universität Oxford. Tiere wie Figaro oder die berühmte neukaledonische Krähe "Betty" würden helfen, Unklarheiten in der Evolution von Intelligenz zu entschlüsseln.
Krähe Betty bog aus Draht einen Haken
Kacelnik war an der Studie über die Krähe Betty beteiligt, die alle Experten überraschte, als sie einen Haken aus einem Stück Draht bog, um Futter aus einem Rohr zu angeln. Obwohl neukaledonische Krähen auch in der Wildnis Werkzeuge benutzen, wird dieser spezielle Fall noch immer als ein bemerkenswertes Beispiel individueller Kreativität und Innovationsfähigkeit betrachtet.
"Lange Zeit schrieb man solche Talente nur unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, zu. Inzwischen gibt es auch Beispiele von Werkzeuggebrauch bei Kapuzineraffen, Krähenvögeln und sogar einigen Wirbellosen", so Auersperg. Noch rätseln die Wissenschafter allerdings, welche Rolle Intelligenz, Kulturbildung und Ökologie in der Ausprägung solcher Kompetenzen spielen.
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