Cupra traut sich was: Die junge Marke aus Spanien bringt ausgerechnet jetzt ein vollelektrisches SUV-Coupé heraus, den Tavascan. Dabei kommt für die Elektroautos derzeit der Wind von vorn. Tatsächlich sieht der Tavascan aus, als sei er für Gegenwind gemacht: flache Motorhaube, coupéhaftes Heck und beleuchtetes Marken-Logo auf der spitzen Front.
Der Rebell unter den Automarken zu sein, diese Strategie ist bisher aufgegangen: Seit Seat mit Cupra eine sportliche „Challenger Brand“, eine Herausforderer-Marke gegründet hat, ist sie die am schnellsten wachsende Automarke in Europa. Die zumeist junge Kundschaft schätzt die Kombination aus extravagantem Design und die moderne Technik aus dem VW-Konzernregal – auch bei der E-Mobilität.
Der Tavascan bedient sich der gleichen Plattform, die auch in Autos wie VW ID.4, Skoda Enyaq und Audi Q4 steckt. Allerdings ist die Fahrwerksabstimmung bei Cupra um einiges sportlicher als bei den Konzernschwestern. Vom extremeren Design ganz zu schweigen.
Eine matte Lackierung steht dem Cupra besonders gut. Die kupferfarbenen Zierelemente und Cupra-Embleme, einem stilisierten Stierkopf nicht unähnlich, setzen sich dann besonders gut in Szene. Im Innenraum des Tavascan führt eine Strebe vom Armaturenbrett zur Mittelarmlehne, die an den Rücken eines Sauriers erinnert. Solche Design-Gags lieben die Cupra-Kunden.
Über zwei runde Knöpfe am Lenkrad werden die Fahrprogramme angewählt. Das Programm „Cupra“ ist das sportlichste. Die 250 kW/340 PS des Tavascan VZ (für „Veloz“, „schnell“ auf Spanisch) werden im Cupra-Modus noch deutlicher spürbar. Die 545 Newtonmeter Drehmoment, die praktisch jederzeit zur Verfügung stehen, greifen beherzt über alle vier Räder in den Asphalt. Schnell durch Kurven fahren und dann herausbeschleunigen, das ist in dieser Spaßmaschine ein ganz besonderes Vergnügen. Hier ist der Elektroantrieb einfach nicht zu schlagen.
Die serienmäßigen Sportsitze geben den nötigen Seitenhalt. In 5,5 Sekunden geht der Tavascan VZ von 0 auf 100 km/h. Wer dabei den Sound eines Verbrennungsmotors vermisst, den tröstet vielleicht das Audiosystem von Sennheiser mit seinen zwölf Lautsprechern.
Das Fahrwerk ist sportlich abgestimmt. Die Stoßdämpfer passen sich elektronisch geregelt dem Fahrstil an. Die Lenkung arbeitet progressiv, wird also je nach Tempo leichtgängiger oder strammer.
Trotz der Coupé-Form des Tavascan ist der Kofferraum 540 Liter groß. Cupra kann also auch praktisch. Allerdings schränkt die flach abfallende, zugespitzte Front die Übersichtlichkeit nach vorn ein. Auch durch die flache Heckscheibe sieht man wenig. Kameras und Parksensoren vorn und hinten sorgen elektronisch für Rundumsicht.
Zwei Leistungsstufen bietet Cupra im Tavascan: Einstiegsvariante ist der 210 kW/286 PS starke Endurance. Die Batterie ist jeweils 77 kWh groß. Das sorgt beim Endurance für eine Reichweite nach WLTP von 568 Kilometern, 522 Kilometer sind es beim VZ. Zieht man jeweils 100 Kilometer ab, dürfte man bei der realistischen Reichweite im Alltagsbetrieb sein. Strom tanken kann der Tavascan an der Schnellladesäule mit 135 kW, in 30 Minuten sind 80 Prozent nachgeladen. Das ist guter Durchschnitt.
Das trifft auch für das Infotainment zu: Der serienmäßige 15-Zoll-Bildschirm stammt sichtbar aus dem VW-Konzernregal – mit allen Stärken und Schwächen. Immerhin läuft das Infotainment mittlerweile stabil: Abstürze sind nicht zu beklagen und die Smartphone-Anbindung funktioniert draht- und tadellos. Das vereinfacht vor allem die Navigation mit Google oder Apple Maps. Das bordeigene Navi ist eh nur etwas für den Fall, dass man sein Handy vergessen hat oder auf längeren Strecken eine gute Ladeplanung braucht.
Ab Juni ist der Tavascan bestellbar. Da er in einem VW-Werk in China gebaut wird, dauert es bis zur Auslieferung noch etwas. Gegen Ende des Sommers soll es so weit sein, heißt es bei Seat. Und dann wäre da noch der Preis, denn da beweist Cupra Selbstbewusstsein: 49.900 Euro kostet die Einstiegsvariante des Tavascan, sie ist damit nur 90 Euro günstiger als der Konzernbruder Q4 von Audi, der den gleichen Antrieb nutzt.
Kleiner Bruder für großen Spaß
Wenn das Budget nicht ganz so groß ist, hilft Geduld: Der Cupra Born, das vollelektrisches Einstiegsmodell der Marke, kommt im Herbst ebenfalls in der Sportvariante VZ auf den Markt – zu einem niedrigeren Kurs, so darf man erwarten. Auch wenn der Preis noch nicht feststeht. Mit 240 kW/326 PS zeigt der Born VZ ebenfalls sportliche Fähigkeiten. In 5,6 Stunden spurtet der kompakte Fünftürer auf 100 km/h und ist bis zu 200 km/h schnell. Eine elektronisch regelbare Abstimmung (DCC) verstellt auch bei ihm das Fahrwerk je nach Fahrprogramm. Serienmäßige Sportsitze sowie eine Audioanlage von Sennheiser sind im Born VZ ebenfalls Serie.
Eine erste Ausfahrt zeigt: Mit dem Born VZ hat Cupra eine echte Spaßmaschine gebaut. Präzise lassen sich Kurven anlenken, das Auto liegt wie ein Brett. Wie beim Tavascan wird das hohe Gewicht des Born VZ durch den niedrigen Schwerpunkt kompensiert. Die schweren Batterien liegen im Wagenboden. Der Bremspunkt im Pedal könnte definierter sein. Trotzdem werden Kurven im Born VZ zur reinen Freude – und das ohne schlechtes Gewissen. Denn der Born VZ lässt sich nicht nur klimaneutral betreiben, er wird erstmals auch CO2-neutral ausgeliefert, verspricht Cupra. Im dritten Quartal soll der Born VZ zu den Kunden stromern. (cen/Guido Reinking)
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