Salzburg prescht vor

Schneller Nikotinkick: Verbot soll Jugend schützen

Salzburg
01.06.2024 08:00

Nikotinbeutel für den Mund haben sich unter Jugendlichen stark verbreitet. Ab heute gilt deshalb in Salzburg ein schärferes Gesetz. Es soll auch Eltern und Sporttrainer aufrütteln.

Man riecht und sieht keinen Rauch, wenn Jugendliche Nikotinbeutel im Mund haben. Unbemerkt von anderen holen sie sich damit einen Nikotinkick, dreimal stärker als der einer Zigarette. Das soll sich ändern.

Der Salzburger Landtag hat das Jugendrecht verschärft. Ab heute, 1. Juni, sind für Unter18-Jährige der Erwerb, der Konsum und die Weitergabe der Nikotinbeuteln verboten. Ein wichtiges Signal nennen Experten diesen Salzburger Vorstoß. „Die Beutel werden als harmlose Sache beworben, mit der junge Leute Spaß haben und sich aufputschen können“, sagt Gerald Brandtner. Der Leiter der Suchtprävention beim Verein Akzente Salzburg warnt: „Nikotin ist besonders in Beutelform eine hochpotente Droge, die sehr schnell abhängig macht.“ Dazu kommen mögliche Folgen von Nikotinkonsum wie Bluthochdruck bis zu Diabetes.

Beutel liefern schnellen Kick und fördern die Sucht
In Workshops warnen daher die Akzente-Mitarbeiter Schüler und vor allem auch ihre Eltern – vor Nikotin in jeder Form. Weil die hochdosierten Beutelchen in einigen Sportarten populär sind, gibt es inzwischen auch Workshops für Salzburger Fußball-Jugendtrainer. „Jugendliche sind leicht manipulierbar und für außergewöhnliche Sachen anfällig“, bekräftigt Hannes Bacher.

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Man nimmt das Nikotin dabei 28-mal stärker als beim Rauchen auf. Die Wirkung lässt dann aber schnell nach und man will den nächsten Beutel.

Suchthilfeleiter Hannes Bacher

Der ärztliche Leiter der Suchthilfe Klinik Salzburg beschreibt das hohe Suchtpotenzial der Nikotinbeutel so: „Die darin enthaltenen Nikotin-Ersatzstoffe wandern direkt über die Mundschleimhaut ins Blut. Man nimmt das Nikotin dabei 28mal stärker als beim Rauchen auf. Die Wirkung lässt dann aber schnell nach und man will den nächsten Beutel.“ Den Nikotinkonsum später wieder zu beenden, sei fast so schwer wie ein Heroinentzug. Nur bei Schock-Diagnosen gehe es schnell.

Ein bundesweites Nikotinbeutel-Verbot mit Werbe-Beschränkungen sieht Bacher nicht kommen. Denn Österreich verdiene dreimal mehr mit Steuereinnahmen auf Nikotinprodukte als es für gesundheitliche Folgen ausgebe. Gerald Brandtner ergänzt: „Die Beutel sind leider auch ein Zeichen unserer Konsumgesellschaft. Mit ihnen kann man sich einen Kick holen – überall und von den anderen unbemerkt.

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