Wutrede in New York

Trump klagt nach Urteil über zu wenig „Mitleid“

Ausland
01.06.2024 18:44

Donald Trump hat bei einer Pressekonferenz im Trump Tower in New York seinem Ärger Luft gemacht. In einer 40-minütigen Wutrede zog der Ex-US-Präsident über das historische Urteil her. Trump stilisierte sich als Opfer – und klagte trotz eines wahren Geldregens über fehlendes „Mitleid“.

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump hat sich am Tag nach seiner Verurteilung als Opfer eines „manipulierten Prozesses“ bezeichnet. Er kündigte an, in Berufung gehen zu wollen. Trump stellte vor einer Wand von amerikanischen Nationalflaggen die Legitimität des Urteils infrage. „Das sind sehr schlechte Menschen“, erklärte der 77-Jährige.

Das Strafmaß steht noch nicht fest, der Richter will es im Juli verkünden. Unabhängig davon scheint für Trump bereits festzustehen, dass mit seiner Person viel zu hart umgegangen werden würde – auch wegen seines Alters.

Eine Runde Mitleid
Trump ist 77 Jahre alt, so jemanden würde er im Normalfall als „alten Kerl“ bezeichnen, sich selbst natürlich ausgenommen. „Meine Güte, ich habe Mitleid mit diesem Mann!“, seien dennoch Sätze, die der Republikaner gerne hören würde. Er vermisse diese Art der Zuneigung. Trump schob nach: „Vielleicht bin ich so auch besser dran“, da er sich im bisherigen Wahlkampf stets als der „fittere“ Kandidat bezeichnet hatte.

Die beschriebene Szene zum Nachsehen:

Mitleid erfährt der de-facto Präsidentschaftskandidat jedoch von anderer Stelle. Der Kreml hat den historischen New Yorker Schuldspruch gegen Trump als Beleg für eine Verfolgung politischer Gegner durch das Weiße Haus bewertet. „Die Tatsache, dass dort eine De-facto-Eliminierung politischer Rivalen mit allen verfügbaren, legalen und illegalen Mitteln stattfindet, ist offensichtlich“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Freitag in Moskau vor Journalisten.

Historisches Urteil

  • Trump war am Donnerstag als erster Ex-Präsident in der Geschichte der USA in einem Strafprozess schuldig gesprochen worden.
  • Die Geschworenen in New York befanden den 77-Jährigen in allen 34 Anklagepunkten für schuldig.
  • Sein Strafmaß soll am 11. Juli verkündet werden, als wahrscheinlich gilt eine Geld- oder Bewährungsstrafe. 

Direkt nach dem Urteil bat Trumps Team bei Anhängern um Spenden. „Ich bin ein politischer Gefangener“, hieß es in einer E-Mail und auf der Spendenwebsite des republikanischen Politikers. Die Spendenwebsite brach daraufhin am Donnerstag zusammen. Trump gab in seiner Rede am Freitag an, seither seien dennoch Zahlungen in Höhe von 39 Millionen US-Dollar (umgerechnet 35,95 Millionen Euro) eingegangen. Der Großteil stamme dabei von kleinen Spendern. Trump sprach von einem Rekord.

Das Wahlkampfteam von US-Präsident Joe Biden bezeichnete seinen Kontrahenten als „verurteilten Straftäter“. Nach Trumps Rede am Freitag sprach der Kommunikationsdirektor der Kampagne von Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris, Michael Tyler, von einem „verwirrten und verzweifelten“ Auftritt des Ex-Präsidenten. „Dieser Mann kann nicht Präsident der Vereinigten Staaten sein“, fügte er hinzu.

Schimpftirade als Rundumschlag
Trump nutzte seine etwa 40-minütige Tirade auch für Wahlkampf. Er hetzte gegen Migranten, nannte Joe Biden „den dümmsten Präsidenten, den wir je hatten“ und bezeichnete die USA als ein „korruptes Land“. Dabei wirkte er wenig stringent, sprang oft von einem Gedanken zum anderen. Ein roter Faden war häufig nicht zu erkennen. 

In dem Prozess war Trump vorgeworfen worden, er habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentenwahl 2016 durch die Zahlung von 130.000 Dollar (umgerechnet rund 120.000 Euro) Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels verbessern wollen und den Geldfluss anschließend unrechtmäßig verbucht. Daniels hatte in dem Verfahren ausgesagt, sie habe im Jahr 2006 in Trumps Hotel-Suite am Lake Tahoe Sex mit ihm gehabt. Der heute 77-Jährige bestreitet das.

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