Die ÖVP versteht sich als Europapartei. Der Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Reinhold Lopatka, sucht im Wahlkampf daher das Verbindende. Er bereist Grenzregionen im Osten Österreichs. Die „Krone“ begleitet ihn nach Bad Radkersburg, wo er mit örtlichen Funktionären und Politikern aus Slowenien zusammentraf.
Die Volkspartei muss bei der Europawahl kommenden Sonntag mit einem fetten Minus rechnen, immerhin erreichte sie 2019 wenige Tage nach Platzen des Ibiza-Skandals 34,5 Prozent. Ein Wert, von dem Lopatka nicht einmal träumen kann. Aber er lässt sich das nicht anmerken, der 64-Jährige ist schon lange in der Politik und hat einiges erlebt.
Der Steirer ist Marathonläufer und entsprechend gestaltet er auch seinen Wahlkampf. Freitagvormittag besucht er zunächst den steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und gibt mit ihm eine Pressekonferenz in Graz.
Danach geht es weiter nach Bad Radkersburg. In dieser Grenzregion sieht man die EU-Mitgliedschaft positiv. „60 Prozent der Mitarbeiter in den heimischen Betrieben kommen aus Slowenien, wir brauchen einander. Ohne unsere Nachbarn können wir nicht existieren“, sagt Bürgermeister Karl Lautner. Bad Radkersburg ist mit seinen slowenischen Nachbarn nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zusammengewachsen.
Zwischen ehemaligen Zollgebäuden liegt jetzt der Europaplatz
Eine Brücke, die zur Hälfte Österreich und zur Hälfte Slowenien gehört, verbindet Bad Radkersburg mit dem Nachbarort Gornja Radgona. Bürgermeisterin Urška Mauko Tuš ist zum Treffen mit Lopatka gekommen. Es wird der kürzlich eröffnete Europaplatz, der zwischen den ehemaligen Zollhäuschen liegt, nachgefeiert. Und das Beste daran: Auf der anderen Seite der Brücke liegt auch ein Europlatz.
Die jüngere Geschichte ist hier noch immer sehr präsent. Der slowenische Abgeordnete Franc Breznik erzählt von Jugoslawienkrieg 1991. Damals ist der Kirchenturm zerschossen worden und zwei Menschen wurden getötet. Für Lopatka sind Wahlkämpfe in der Steiermark ein Heimspiel. Hier kennt man ihn aus Jugendtagen in der JVP (Junge ÖVP). Auf diese Zeit wird er oft angesprochen. Nach einem Gläschen steirischen Weißburgunder und ein paar Brötchen geht es für ihn weiter. Er fährt nach Leibnitz, wo er mit der Landjugend den Abenteuer-Wanderweg geht.
Lopatka schaut sich dort mehrere von der EU mitfinanzierte Leader-Projekte an, die gemeinsam mit der Landjugend des Bezirks Leibnitz umgesetzt worden sind. Mehr als 100 Interessierte sind mit dem künftigen EU-Mandatar den Demmerkogel zur neuen Aussichtswarte hinaufgewandert. Die auch mit EU-Mitteln erbaut wurde – mit Blick nach Ungarn und Slowenien – von wo man wiederum ein halbes Dutzend EU-Projekte sieht.
Besuch einer Grenzkirche
Der schwarze Spitzenkandidat hat sich der östlichen Grenzregion im Wahlkampf speziell verschrieben. Am Pfingstmontag war er in der St. Emmerichskirche, wo Österreicher und Ungarn gemeinsam den Gottesdienst feiern. Die Kirche liegt im Niemandsland zwischen Österreich und Ungarn. Bis zum Zweiten Weltkrieg war sie eine Wallfahrtskirche und Pfarrkirche von Inzenhof und Tschanigraben.
Während des Krieges wurde diese unzugänglich gemacht und nach dem Krieg – bei dem Einzug des Kommunismus in Ungarn – wurde der Stacheldraht errichtet und neben der Kirche war ein Bodenminenfeld. Die Kirche wurde von den Soldaten als Turm benutzt und die Kirche wurde zerschossen. 1990 wurde dank der engagierten Bevölkerung mit einem Wiederaufbau der Kirche begonnen – von einem ehrenamtlichen Verein.
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