Frage passte ihm nicht

Vilimsky geht Journalisten auf offener Straße an

Politik
01.06.2024 17:10

FPÖ-Mann Harald Vilimsky hat am Samstag in einem Mediengespräch auf offener Straße die Nerven verloren. Ein Journalist des ORF stellte eine Frage zu den Zerwürfnissen innerhalb der rechten ID-Fraktion auf europäischer Ebene. Offenbar zu viel für den blauen EU-Spitzenkandidaten.

Doch was genau brachte den Politiker am Rande des Simmeringer Straßenfestes in Wien so in Rage? Die Frage lautete dem ORF zufolge im Wortlaut: „Die Rechtspopulisten und Rechtsextremen im Europäischen Parlament sind sehr zerstritten. Wie überzeugen Sie die Wähler, dass es nicht eine verlorene Stimme ist?“ Hintergrund ist der kürzliche Rausschmiss der AfD-Delegation aus der EU-Fraktion, der auch die FPÖ angehört.

Vilimsky fühlte sich offenbar als „Rechtsextremist“ angesprochen und verlor die Fassung. Der EU-Spitzenkandidat der FPÖ verlangte eine Aufklärung, wen der Journalist als „rechtsextrem“ bezeichnen würde. Daraufhin redete sich Vilimsky in Rage, der die Szene selbst auf X veröffentlichte – jedoch ohne die Fragestellung: „Na, Sie sind ORF, Sie kommen und unterstellen mir rechtsextrem zu sein, wo samma?“

Vilimsky bedroht Journalisten
Der FPÖ-Mann warf dem ORF zudem vor, der Sender habe ihm zuletzt indirekt unterstellt, mitverantwortlich für das Attentat auf den slowakischen Premierminister Robert Fico gewesen zu sein. Vilimsky erhob nun seine Stimme: „Danke, es hat sich erledigt für mich!“ Dabei begann er, sich mit erhobenem Zeigefinger auf den Journalisten zuzubewegen. Abschließend drohte der Freiheitliche dem Mann, während dieser immer weiter zurückwich, dass darüber noch zu reden sein werde. Dann endet der Clip.

Der ORF hat das gesamte Gespräch veröffentlicht:

ORF-Journalisten-Sprecher Dieter Bornemann sah in der Vorgangsweise seines Kollegen keinen Fehler. „Wer daraus eine pauschale Unterstellung des Rechtsextremismus macht, will die Empörungsmaschine der FPÖ befeuern.“ Im Video sei die Frage von der FPÖ wohl aus gutem Grund weggeschnitten worden. „Die Frage ist legitim, weil die FPÖ im Gegensatz zur Le Pen die Zusammenarbeit mit der AfD nach der Causa Krah nicht beendet hat.“

Causa Krah

  • AfD-Politiker Maximilian Krah (EU-Spitzenkandidat) hat jüngst behauptet, nicht jeder SS-Mann sei ein Verbrecher gewesen.
  • Die AfD wurde daraufhin am 23. Mai aus der EU-Rechtsfraktion ID ausgeschlossen.
  • Die FPÖ stimmte für einen Ausschluss Krahs, nicht aber für den der gesamten AfD-Delegation.

Die FPÖ ortete in der Szene einen großen Medienskandal. „Was in diesem ORF abgeht, ist nur mehr jenseitig“, ließ Vilimsky mitteilen. Er unterstellt dem Sender „linke Propaganda“, die nichts mehr mit objektiver Berichterstattung zu tun hätte. „Wir werden uns diese Vorgangsweise nicht mehr länger gefallen lassen. Das muss und wird Thema im Stiftungsrat werden“, so der blaue EU-Spitzenkandidat, der von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann umfassende Konsequenzen für die „linken Aktivisten am Küniglberg“ einforderte.

Die Generaldirektion des ORF teilte gegenüber krone.at mit: „Es handelt sich hierbei um eine rein journalistische Frage zu einem aktuellen politischen Thema ohne jegliche Unterstellungen gegenüber Herrn Vilimsky. Der ORF weist diesbezügliche Vorwürfe zurück.“

Kickls „rechtsextremer“ Orden
Die FPÖ wird im politischen Diskurs in Österreich immer wieder als „rechtsextrem“ eingestuft. Vilimskys Chef, Parteiobmann Herbert Kickl, hat damit offenbar kein Problem. Der FPÖ-Parteiobmann rief beim blauen Neujahrestreffen in Graz im Jänner seinen Anhängern zu, dass er diese Bezeichnung von politischen Mitbewerbern mit Stolz tragen würde. Mehr noch: Der Stempel „Rechtsextremismus“ sei für ihn wie ein „Orden“, wenn er von „politischen Irrlichtern“ komme.

Während der Veranstaltung Anfang des Jahres sprach Kickl zudem von vorbereiteten „Fahndungslisten“ und den „Systemmedien“. An Journalisten waren keine eigenen Presse-ID-Schildchen ausgegeben worden, sondern Buttons mit einem gezeichneten Bild von Kickl und der Aufschrift „Volkskanzler“ und einem blauen Punkt.

Der Ausdruck „Volkskanzler“ ist durch die Nazi-Zeit schwer vorbelastet. (Bild: APA/ERWIN SCHERIAU)
Der Ausdruck „Volkskanzler“ ist durch die Nazi-Zeit schwer vorbelastet.

Nationalsozialisten bezeichneten Adolf Hitler vor dessen Machtergreifung als „Volkskanzler“. Danach musste der Diktator als „Reichskanzler“ oder „Führer“ angesprochen werden. Im März 2023 tauchte die Bezeichnung „Volkskanzler Kickl“ erstmals in Presseaussendungen der FPÖ auf. Damit hatte Vilimsky bisher kein Problem. 

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