Passen Kirche und Fußball zusammen? Diese Glaubensfrage beantwortet Pfarrer Josef Reisenhofer mit einem TV-Gottesdienst zur Fußball-EM. 300 Akteure wirken kommenden Sonntag im Hartberger Fußballstadion mit.
Am kommenden Sonntag, 9. Juni, werden die Glocken zum Gottesdienst läuten. Doch die Stadtpfarrkirche bleibt leer. Denn die Kirchgänger pilgern ins Hartberger Fußballstadion, wo um 10 Uhr zum Fußballgottesdienst am grünen Rasen angepfiffen wird. Am Mittelfeld steht ein Tor, daneben der Altar, flankiert von Profifußballern, Hobbykickern, Fußballfunktionären und Cheerleadern. Es wird getanzt, gesungen und auf den Tribünenplätzen gebetet. Eine Rockband umrahmt den Kirchenevent mit Fußballhymnen wie „Steht auf“ oder „You‘ll Never Walk Alone“.
Stets am Ball bleiben und die Kirche dorthin transferieren, wo auch die Menschen sind – damit hat sich der Hartberger Stadtpfarrer Josef Reisenhofer einen Namen als Eventpfarrer gemacht. Ob im Stroboskop der Disco, mit Samba-Tänzerinnen am Hartberger Hauptplatz oder im Gummiboot am Freizeitsee.
Ich will den Himmel auf den grünen Rasen holen.
Joe Reisenhofer
Missionar in kirchenfremden Welten
Der leutselige Pfarrer sieht sich als Grenzgänger – auch wenn es dafür vom rechten Kirchenflügel mitunter die rote Karte gibt. „Diesmal ist alles katholisch aufgestellt, die Liturgieverantwortlichen der Diözese haben den Fußball-Gottesdienst abgesegnet“, beruhigt der 62-jährige Priester.
300 Akteure helfen beim reibungslosen Ablauf. Das ehrenamtliche TV-Team der Pfarre Hartberg überträgt für ORF 3 den Gottesdienst zur Euro. In der Predigt lässt sich Reisenhofer von Fußballspielern unterstützen, die mit ihren Spielzügen das Leben in Freud und Leid ankicken. „Ich glaube, Kirche und Fußball haben viele Parallelen. Menschen erleben hier die Freude, anderen zu begegnen.“ Das Gespür für das Transzendente gibt es auch im Fußballstadion.
Promis erwartet: Kommt sogar David Alaba?
Mit der Lesung wird Trainer Markus Schopp betraut, mit den Fürbitten Fußballer des TSV Hartberg samt Präsidentin Brigitte Annerl. Verhandelt wird auch mit David Alaba, der als sehr religiös gilt und dem Fußball-Gottesdienst eine große mediale Aufmerksamkeit verleihen würde. „Herbert Prohaska hat leider abgesagt, weil ihm der Sonntag heilig ist“, schmunzelt der Eventpriester, dessen aktive Fußballambitionen bei einem Match Priester gegen Mediziner mit einem Kreuzbandriss jäh zu Ende gingen. „Dafür wurde ich einst vom GAK zum Cupfinale gegen Salzburg geholt, habe die Mannschaft vor dem Anpfiff gesegnet. Der göttliche Beistand hat gewirkt, der GAK hat das wichtige Match gewonnen.“
Kurz vor dem Schlusspfiff wird Reisenhofer den Segen für alle Spieler und Teilnehmer der Europameisterschaft spenden. Sie soll ein „Fest des Friedens“ werden. Genau das wünscht sich Reisenhofer auch von seinen Kritikern – und vielleicht auch eine Anerkennung von offizieller Behörde. „Ich freue mich ja schon, wenn’s net schimpfen…“
Fußball-Gottesdienst zur Euro: 9. Juni, Fußballstadion Hartberg, 10 Uhr. Liveübertragung in ORF 3 und Livestream igod.at
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