Borussia Dortmund war nah dran, am Samstagabend zum zweiten Mal die Champions-League-Trophäe zu gewinnen. Doch eiskalte Madrilenen nützten ihre Chancen konsequent und gewannen mit 2:0. „Wir sind mit Herz aufgetreten, mit fußballerischer Klasse, haben Wahnsinnsangriffe gefahren“, sagte Verteidiger Mats Hummels. „Dann schlagen sie zu, wie sie es seit gefühlt 100 Jahren immer machen.“
Mit feuchten Augen stand Marcel Sabitzer nach dem Schlusspfiff nahe der Eckfahne und blickte regungslos in Richtung der schwarz-gelben Fans. Der Mittelfeldspieler hatte zuvor die vielleicht bitterste Niederlage seiner Fußballer-Karriere einstecken müssen. Seinen Kollegen bei Borussia Dortmund ging es nach der Niederlage im Wembley-Stadion nicht anders. „Es ist brutal“, sagte Emre Can. Niclas Füllkrug bekannte: „Es tut sehr weh.“
Der BVB hatte in einem unterhaltsamen Endspiel eine Stunde lang die Oberhand gehabt und verjuxte einen ganzen Reigen von Möglichkeiten. „Ich glaube, dass wir bis zum 1:0 die deutlich bessere Mannschaft waren mit den viel, viel besseren Chancen vor dem Tor“, befand Stürmer Füllkrug. „Wir sind mit Herz aufgetreten, mit fußballerischer Klasse, haben Wahnsinnsangriffe gefahren“, sagte Verteidiger Mats Hummels. „Dann schlagen sie zu, wie sie es seit gefühlt 100 Jahren immer machen.“
„Schwer, Worte zu finden“
Treffer von Dani Carvajal (74. Minute) und Vinícius Júnior (83.) bescherten dem Rekordsieger Real Madrid den etwas glücklichen Sieg. „Gegen Real heißt es, das Spiel zu killen“, meinte Abwehrmann Nico Schlotterbeck, der „eine komplette Leere“ bei sich diagnostizierte. „Ich hoffe nicht, dass ich in so ein kleines Loch falle.“ Er glaube, „dass wir sie hatten. Es tut umso mehr weh, wenn du so verlierst, wenn du so nahe dran warst. Deswegen ist es schwer, Worte zu finden.“
Das galt auch für Sabitzer, der sich nach dem Abpfiff lange mit seinem ÖFB-Teamkollegen David Alaba unterhielt. Für Interviews fühlte er sich angesichts der großen Enttäuschung nicht bereit. Alaba, der im Finale knapp fünf Monate nach seinem Kreuzbandriss nicht mitwirken konnte, spendete Sabitzer eine tröstende Umarmung, ehe für ihn die Party in den Katakomben der Fußball-Kathedrale so richtig begann. Für Sabitzer gilt es nun, ein paar Tage runterzuschalten, dann stößt er zum ÖFB-Team und nimmt die Vorbereitungen für die EM in Deutschland auf.
„Die Enttäuschung ist schon sehr, sehr groß, weil es ist ein Champions-League-Finale. Das spielt man in der Regel auch nicht so häufig. Und wir waren heute supernah dran“, betonte BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. „Ich finde, wir hätten es verdient“, fügte der Ex-Spieler hinzu, der mit Dortmund 2013 ebenfalls im Wembley-Stadion das Endspiel gegen den FC Bayern verloren hatte. „Es tut sehr weh, so darüber zu reden. Aber wir gehen trotzdem erhobenen Hauptes vom Platz, verlassen dieses Stadion mit viel Stolz“, sagte Füllkrug.
London fest in schwarz-gelber Hand
Kehl verwies in diesem Zusammenhang auf die Anhänger, „die die Stadt in Schwarz und Gelb geschmückt haben“, und bedankten sich für deren unermüdliche Unterstützung. „Das ist auch etwas, auf das man sehr, sehr stolz sein kann, wenn man für diesen Klub arbeitet“, meinte er. „Wir haben fast 100.000 Leute nach London gebracht und jeder hatte den Glauben, dass wir das holen können“, formulierte es Trainer Edin Terzic, für den die nicht vorhandene Chancenverwertung der Knackpunkt war. Darüber, dass der Borussia seit dem Abgang von Erling Haaland ein Stürmer der Extraklasse fehlt, wollte er in dieser Nacht zumindest vorerst aber nicht sprechen.
„Die Fans waren heute haushoch überlegen den Madridern, das muss man auch einfach so sagen. Sie haben unglaublich geliefert in der Stadt, was man so mitbekommen hat“, sagte Schlotterbeck. „Deswegen tut es mir auch für die Fans richtig leid, sie haben letztes Jahr schon dieses Trauma gehabt, jetzt dieses Jahr.“ Der DFB-Teamspieler gab am Ende allerdings ein Versprechen ab: „Wir werden irgendwann einen Titel holen für die Fans, und wir werden eine richtig große Party feiern.“
Still trat BVB-Idol Marco Reus von der Bühne ab. „Es war leider sein letztes Spiel heute für Dortmund“, sagte Kehl über den 35-Jährigen, der kurz vor den Gegentoren eingewechselt worden war und wie Sabitzer nach dem Spiel nicht öffentlich reden mochte. Der frühere Dortmund-Kapitän will seine Karriere im Ausland fortsetzen. Wie es mit Hummels weitergeht, ist nach wie vor unklar.
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