Dominic Thiem hat am Sonntag im ersten TV-Interview seit seiner Rücktrittsankündigung am Ende dieser Saison ein Comeback à la Marcel Hirscher im Skisport ausgeschlossen. Ja, er spricht sogar von einer Erleichterung – und sagt ganz offen, was unnötig war.
„Für mich fühlt sich die Entscheidung sehr, sehr endgültig an. Ich kann es mir nicht vorstellen“, sagte Österreichs Tennis-Star und US-Open-Sieger im ORF-TV-Interview mit „Sport am Sonntag“.
Die vor drei Wochen erfolgte Entscheidung sei eine Erleichterung gewesen. „Die Wochen und Monate davor waren sehr schwierig. Ich habe die Entscheidung ja nicht von einem Tag auf den anderen getroffen“, erklärte der 17-fache ATP-Turniersieger.
Nach der Handgelenksverletzung auf Mallorca 2021 habe er im Handgelenk „das Gefühl nie wieder so bekommen wie vor der Verletzung. Ich hatte das Gefühl, dass ich filigran bin, was die Technik anbelangt.“ Daran habe auch der Kitzbühel-Finaleinzug im Vorjahr nichts geändert, diesen Erfolg habe er mehr mit Kampfgeist und Routine erreicht. „Spielerisch innen drinnen habe ich mich alles andere als überzeugend gefühlt und dem alten Handgelenk quasi nachgetrauert.“
„Eine unglaubliche Zeit“
Dass in seiner Karriere mit insgesamt vier Major-Finali und zwei Endspielen bei den ATP Finals mehr möglich gewesen wäre, könne er so nicht sehen. „Ich habe eine unglaubliche Zeit gehabt und habe meinen Traum und mein ganzes Tennisleben echt sehr intensiv ausleben.“ Auch wenn er im Oktober, wo er in Wien in der Stadthalle sein letztes Turnier bestreitet, 31 sein werde und dies kein hohe Tennis-Alter ist. „Persönlich fühle ich mich älter und reif, dass ich das Kapitel abschließe. Ich sehe es wirklich nicht so, dass es zu früh ist oder noch was kommen hätte können.“
Im Rückblick bereut er ein bisschen, dass er direkt nach der Zeit mit Trainer Günter Bresnik (bis 2019) so viele Zwischenstationen mit seiner Betreuung gemacht hat. „Ich würde im Nachhinein jetzt gleich zur Familie wechseln, das dazwischen, die vielen Trennungen waren unnötig.“
„Es liegt bei mir“
Immer wieder aufgetauchte Kritik, er hätte Sport und Familie mehr trennen sollen, schüttelte Thiem ab. „Es hat gut funktioniert, und wird nur bekrittelt, weil ich nicht gut genug spiele oder nicht genug sportliche Erfolge habe. Das Eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Der einzige Grund, warum die sportlichen Leistungen nicht passen, liegt bei mir.“
Nach seiner Karriere will sich Thiem verstärkt seinen Anliegen für die Umwelt und Nachhaltigkeit widmen, u.a. auch mit einer Energiegemeinschaft in Zusammenarbeit mit einem Sonnenenergie-Anbieter (Thiem Energy). „Fußball ist mir auch eine Herzensangelegenheit. Es gibt den Traum irgendwann einen Verein zu gründen, der nachhaltig ist, der die ganzen Themen verbindet. Und damit Kinder und Jugendliche viel Sport betreiben.“
So geht es weiter
Noch nicht bestätigt ist Thiems Turnierplan für den Karriere-Ausklang. Neben der bereits bestätigten Wildcard in Mallorca (Rasen) sowie den Auftritt in Kitzbühel und zum Abschluss Wien, hat er aber offenbar auch die Rasen-Turniere in Halle und Wimbledon im Visier. Ob sich Thiem auch bei den US Open im Rahmen der Qualifikation von seinen Fans verabschiedet, diese Frage hat Manager Moritz Thiem auf APA-Anfrage bisher unbeantwortet gelassen.
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