Antifa gegen AfD

Polizist erstochen: Ausschreitungen in Mannheim

Ausland
03.06.2024 07:12

Die Messerattacke in Mannheim mit einem Todesopfer und fünf Verletzten hat zu ersten politischen Auseinandersetzungen auf der Straße geführt. Während die Jugendorganisation der AfD am Sonntag auf dem Marktplatz zu einer Kundgebung aufgerufen hatte, hielten Gegendemonstranten eine Mahnwache ab, an der auch eine Gruppe von Antifa-Aktivisten beteiligt war. Es kam zu Zusammenstößen mit der Polizei. 

Beide Gruppierungen wurden von der Polizei konsequent auseinandergehalten. Während die AfD-Jugendorganisation, die Junge Alternative, die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird, nur wenige Meter vom Tatort ihre Versammlung abhielt, bildeten die Gegendemonstranten in Form einer Mahnwache eine friedliche Menschenkette entlang der Straßenbahn-Gleise. Dazwischen standen die Beamten mit Helmen und Schlagstöcken.

„Remigration hätte Tat verhindert“
Nach Angaben eines Polizeisprechers nahmen an der Mahnwache bis zu 1000 Menschen teil. Die Veranstaltung des AfD-Nachwuchses, die unter dem Motto „Remigration hätte diese Tat verhindert!“ stand, hätten laut „Bild“!-Zeitung rund 150 Personen besucht.

Kundgebung der Jungen Alternative (Bild: Screenshot/Newstime)
Kundgebung der Jungen Alternative

„Nazis raus“
Auf Videos im Internet ist zu sehen, wie Demonstranten in der Innenstadt eine lange Menschenkette bilden – und wie die Polizei mit einer Gruppe von Antifa-Aktivisten zusammenprallt. Die schwenkten rote Fahnen und zündeten Bengalos. Auf dem Marktplatz wurde der Slogan „Nazis raus“ skandiert.

Antifa wollte Marktplatz stürmen
Kurz nach Beginn der Kundgebung der Jungen Alternative, bei der auch politische Reden gehalten wurden, versuchten rund 30 Antifa-Sympathisanten den Markplatz zu stürmen. Sie wurden in einer Seitengasse eingekesselt. Auch Pfefferspray kam zum Einsatz. Nachdem sich die beiden Veranstaltungen auf dem Marktplatz aufgelöst hatten, wurden die Antifa-Demonstranten einzeln abgeführt und ihre Personalien erfasst.

Große Trauer um toten Polizisten
Zu diesem Zeitpunkt war offiziell noch nicht bekannt, dass der 29-jährige Polizist, der bei der Messerattacke am Freitag niedergestochen wurde, am Sonntagnachmittag im Krankenhaus verstorben war. Der aus Afghanistan stammende Angreifer hatte dem Beamten mehrmals in den Kopfbereich gestochen.

Polizisten trauern um ihren toten KOllegen (Bild: AP/The Associated Press)
Polizisten trauern um ihren toten KOllegen
(Bild: AP/The Associated Press)

Wie die deutschen Behörden mitteilten, sei der Polizist „unmittelbar nach der Tat notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt“ worden, „erlag aber in den späten Nachmittagsstunden des 2. Juni seinen schweren Verletzungen“. „Wir trauern um einen Polizeibeamten, der für unsere Sicherheit sein Leben gegeben hat“, hieß es dazu außerdem.

Motiv des Täters weiter unklar
Das Motiv des 25-jährigen Täters ist unterdessen noch immer unklar. Bisher war der Mann, der in Afghanistan geboren wurde, aber 2014 als Jugendlicher nach Deutschland kam, nicht vernehmungsfähig – er war in den Minuten nach der Attacke ebenfalls verletzt worden. Bisher war er polizeilich nicht in Erscheinung getreten, er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt im hessischen Heppenheim.

Bei dem Angriff hatte der Mann Freitagvormittag auf dem Marktplatz in der Innenstadt bei der Veranstaltung der islamkritischen Bewegung Pax Europa (BPE) sechs Männer verletzt, darunter den Polizisten. Zu den Verletzten zählt auch das BPE-Vorstandsmitglied Michael Stürzenberger.

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Er ließ sein Leben, weil er dafür eingestanden ist, andere Menschen zu schützen.

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl trauert um den toten Polizisten

„Die Nachricht erschüttert mich“
„Die Nachricht erschüttert mich bis ins Mark“, teilte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Abend mit. Die Gedanken seien bei der Familie, den Angehörigen und den Kolleginnen und Kollegen. „Uns allen führt diese fürchterliche Tat schmerzhaft vor Augen, welchem oft unkalkulierbaren Risiko Polizeibeamte tagtäglich ausgesetzt sind.“ Der Dienst von Polizistinnen und Polizisten für den Staat, das Gemeinwesen, die freiheitlich-demokratische Grundordnung seien nicht hoch genug zu würdigen. „Wir sind Ihnen als Gesellschaft zu höchstem Respekt und Wertschätzung verpflichtet.“

Bilder vom Tatort:

„Dies sind Momente, in denen die Welt stillzustehen scheint“, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl. „Die gesamte Polizei Baden-Württemberg wird ihm stets und für immer ein ehrendes Andenken bewahren.“ Der Polizist sei Opfer eines brutalen, bestialischen Angriffs geworden. „Er ließ sein Leben, weil er dafür eingestanden ist, andere Menschen zu schützen.“

Polizeigewerkschaft wütend
Die Deutsche Polizeigewerkschaft reagierte betroffen, aber auch wütend. „Die Gewalt, die uns täglich begegnet, ist schonungslos brutal, menschenverachtend und oft tödlich“, sagte Landeschef Ralf Kusterer. Die Kampagnen gegen Hass und Hetze würden oft nicht einmal im Ansatz die Probleme treffen, die Polizisten täglich ertragen müssten. „Mit Diskussionen um Demokratie und Meinungsfreiheit erreicht man weder schuld- und deliktsunfähige Täter noch religiöse Fanatiker, deren Gedankenwelt uns völlig fremd und absurd erscheint.“

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