„Besoffene Geschichte“

Rabiater Ex-Bürgermeister kommt glimpflich davon

Gericht
03.06.2024 15:30

Im vergangenen Oktober ging das Video der Schimpftirade mit Handgreiflichkeiten eines niederösterreichischen Bürgermeisters durch die Medien. Nun kam es im Landesgericht Korneuburg zum Prozess gegen das ehemalige Gemeindeoberhaupt wegen gefährlicher Drohung. Der Richter glaubt an einen „Ausrutscher“ bei dem 62-Jährigen.

Mit gesenktem Kopf starrt der ehemalige Bürgermeister von Schrattenberg (NÖ) auf den Bildschirm vor sich im Gericht Korneuburg. Während dort die beiden Videos vom 13. Oktober letzten Jahres abgespielt werden. Dem 62-Jährigen ist das sichtlich unangenehm – zurecht. Denn auf den Aufnahmen ist das Ex-Gemeindeoberhaupt zu sehen, wie er einen Bewohner wüst beschimpft, ihm droht und auch handgreiflich wird.

37-Jährigen bis zur Haustüre verfolgt
Bereits am frühen Nachmittag besuchte der Niederösterreicher sein Stammlokal in seiner Gemeinde. Beim Kartenspielen wurde dort eine Flasche Wein nach der anderen getrunken. „Er kann sich an die Tat nicht mehr erinnern“, erklärt der Verteidiger des Ex-Bürgermeisters. Für lückenlose Aufklärung sorgen aber die Videos. Schon im Gasthaus kam es zu einem Handgemenge mit dem Wirt, vor dem Lokal zu einem Wortgefecht mit dem später bedrohten Bewohner, dem der 62-Jährige schließlich bis vor die Haustür folgte.

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Das ist nicht meine Art und Weise. Da bin ich sicher.

Ehemaliger Bürgermeister von Schrattenberg (NÖ) vor Gericht

„Du bist tot!“; „Wenn ich will, wohnst du in zwei Wochen nicht mehr in deinem Haus.“; „Ich schlag‘ dich tot, du A.....“; „Du überlebst das nicht.“ – nur ein kleiner Auszug aus der nächtlichen Schimpftirade des Lokalpolitikers (ÖVP) gegen einen 37-Jährigen vor seinem neu gebauten Haus, das wohl auch der Auslöser für den Streit gewesen sein dürfte, denn der Pole und seine Frau hatten noch Abgabeschulden bei der Gemeinde. Der nun Pensionist provozierte sein Gegenüber so lange, bis der ihm schließlich einen Stoß versetzte – der Jüngere sitzt deswegen auch auf der Anklagebank in Korneuburg.

Diversion für den „Ausrutscher“
Ein psychiatrisches Gutachten stellt bei dem 62-Jährigen eine mittelgradige Berauschung fest, Erinnerungslücken können nicht ausgeschlossen werden. Nach dem Sichten der Videos stellt der Richter allerdings eine vollkommene Amnesie infrage: „Sie lallen nicht. Sie wanken nicht. Also ein schwer betrunkener Mensch ist das nicht.“

Trotzdem muss er dem Ex-Bürgermeister zustimmen: „Das war offenbar ein Ausrutscher. Wie man sagt, eine besoffene Geschichte.“ Er kommt mit einer Diversion in Form einer Geldbuße in Höhe von 600 Euro davon. Für den mitangeklagten Bewohner von Schrattenberg gibt es einen nicht rechtskräftigen Freispruch. „Eigentlich hat er sich eh ziemlich lange beherrscht“, stellt der Richter fest.

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