Krisen beeinflussen (mit) den Kinderwunsch der Österreicher: Neben Faktoren wie Partnerschaft und Karriere wirkten sich zuletzt auch Pandemie, Krieg und die gesamtwirtschaftlich schlechte Lage auf die Nachwuchspläne aus. Überhaupt ging die Zahl der Sprösslinge nach unten.
Der Wunsch nach eigenen Kindern ist bei den Österreichern in den vergangenen Jahren gesunken. Hat eine Frau 2009 noch durchschnittlich 2,1 Kinder auf die Welt gebracht, kam sie im Zeitraum bis 2023 nur noch auf 1,68 Sprösslinge. Und das, obwohl die Gesamtzahl der Frauen zwischen 18 und 45 Jahren um rund acht Prozent gesunken ist.
Die Zahl jener Frauen, die sich überhaupt kein Kind wünschen, hat sich hingegen mehr als verdreifacht. Das zeigt die „Generations and Gender“-Umfrage der Universitäten Wien und Salzburg sowie der ÖAW.
Hingegen noch deutlicher gesunken ist die Anzahl von Frauen, die einen noch höheren Kinderwunsch haben.
„Laut vorläufigen Schätzungen für die 1980er-Kohorten wird die Kinderlosigkeit weiter zunehmen und für die in den 1990er-Jahren Geborenen 23 bis 24 Prozent betragen“, meint dazu Forscher Tomáš Sobotka von der ÖAW.
Unter den bisherigen Motiven treten nun auch Krisen wie Pandemie, Krieg, Teuerungen verstärkt in den Vordergrund: Knapp ein Drittel der Befragten hat den Kinderwunsch deswegen geändert (elf Prozent) oder sind sich aufgrund dessen nun unsicher (19 Prozent). Lediglich fünf Prozent der Befragten wünschen sich mehr Kinder als noch vor den ganzen Krisen.
Vor allem Frauen und unter 30-Jährige zweifeln
Wobei generell mehr Frauen als Männer sich aufgrund der schwierigen Zeiten über den Kinderwunsch Gedanken machen bzw. daran zweifeln. Auch Menschen unter 30 überdenken ihren Kinderwunsch grundsätzlich häufiger, ebenso jene mit niedriger und mittlerer Bildung.
Speziell Eltern von zwei oder mehr Kindern haben wegen der globalen Krisen ihre Familienplanung geändert – konkret sind es 18 Prozent versus zwölf Prozent bei Eltern mit einem Kind. „Vor allem die Belastung durch die Preisentwicklungen ist auffallend hoch und steht klar im Zusammenhang mit Änderungen im Kinderwunsch“, weiß Forscherin Isabella Buber-Ennser von der ÖAW.
Vereinbarkeit erschwert die Lage
Weiters beeinflussen Faktoren wie die fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf nach wie vor die Familienplanung: Bei drei Viertel der Befragten wirkt sich der Job häufig oder manchmal negativ auf Familienbelange aus.
Alleinerziehende stehen hierbei vor größeren Problemen als Paare mit Kindern. Das dürfte „auch auf die unausgewogene innerfamiliäre Arbeitsteilung bei weitgehend gegenläufigem Erwerbsausmaß bei Paaren mit Kindern zurückzuführen sein“, so die Wissenschafter Lorenz Wurm und Norbert Neuwirth von der Uni Wien.
Homeoffice entlastet Mütter, stresst Väter
Zwei weitere Veränderungen hebt der Arbeits- und Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal von der Uni Wien hervor: So geben überwiegend Mütter an, dass die Arbeit im Homeoffice Stress reduziert – bei Vätern hingegen hebt es laut Umfrage den Stress.
Und: Frauen bzw. Mütter machen die Entscheidung über ihr Erwerbsausmaß weitgehend nicht mehr vom Partner abhängig. Laut Mazal sollte man die Forschungsergebnisse „als Anstoß zur Reflexion über gesellschaftliche Verhältnisse“ nutzen.
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