Nach insgesamt mehr als drei Millionen verkauften 1ern in 20 Jahren bringt BMW die vierte Generation des kompakten Münchner Einstiegsmodells. Es soll dem Eigenverständnis nach der sportlichste Vertreter seiner Klasse sein, womit er seiner Linie treu bleibt. Im Detail findet sich allerdings einiges, was beim einen oder anderen für Überraschungen sorgen dürfte.
Überraschung Nummer 1 ist das Nierendesign. Ein Punkt, bei dem BMW in den vergangenen Jahren immer wieder angeeckt hat. Stichwort Riesennieren. Jedoch sucht man den Aufreger diesbezüglich vergeblich. Okay, bei kritischer Betrachtung kann man die mit Plastik überladene Gestaltung der normal großen BMW-Nieren monieren, aber das scheint seit dem aktuellen 5er niemanden in der Firmenzentrale zu stören. Außerdem ist es ein guter Platz für die Radarsensorik.
Damit sind wir bei Überraschung Nummer 2, der Gestaltung der Front an sich. Die ist relativ stark gepfeilt, mit weit nach hinten gezogenen und schmäler als früher geformten Scheinwerfern. So würde man das eher von Ford erwarten, konkret erinnert uns die 1er-Front an den Focus. Nüchtern betrachtet tut ihm das gut: Der neue 1er tritt deutlich sportlicher und dynamischer auf als sein Vorgänger.
Am Heck fallen die im Stil des BMW X2 gestalteten Leuchten auf. Ansonsten ist die Rückansicht ziemlich BMW-typisch. Auspuffrohre zeigt nur die Topmotorisierung, alle anderen verstecken die Ausströmer der Abgasanlage. Eine Wohltat in Zeiten, da bei anderen Marken Auspuffattrappen wie die Geschwüre wachsen. Mit M-Paket dürfen aber alle 1er (Topmodell serienmäßig) mit einem Diffusorheck dick auftragen.
Insgesamt ist der 1er in der Länge um 42 Millimeter auf 4,36 gewachsen, in der Höhe um 25 mm auf 1,46 Millimeter gewachsen. Die Breite bleibt bei 1,80 m, der Radstand misst 2,67 m.
Überraschung Nummer 3: Kein i, aber ein d. Zum Marktstart werden vier Motorisierungen angeboten, nämlich 120, M135, 118d und 120d. Nein, wir haben bei der Bezeichnung der Benziner kein i vergessen, das gehört ab sofort nicht mehr dazu, weil es angesichts der wachsenden Zahl rein elektrisch betriebener Modelle der Submarke BMW i (also i4, i5, i7 etc.) sonst Verwirrung stiften könnte. Der 1er ist die erste Baureihe ohne i im Namen. Eine logische Änderung, da es schon längst keine Benziner mit Vergaser mehr gibt und das i für injection (zu Deutsch: Einspritzung) schon lang nicht mehr nötig war. Die Diesel dürfen ihr d aber behalten.
Überraschung Nummer 4 ist das Motorenportfolio. Bei den Benzinern gibt es zum Start nur einen Turbo-Dreizylinder namens 120 sowie das sportliche Topmodell M135 xDrive. Der 156 PS starke Einstiegsmotor mit 1,5 Liter Hubraum wird von einem Elektromotor mit 20 PS unterstützt, was ihm zu einer Systemleistung von 170 PS und 280 Nm Drehmoment verhilft. Damit sprintet der nach DIN 1425 kg schwere Wagen in 7,8 Sekunden auf Tempo 100, dann weiter bis 226 km/h. Als WLTP-Verbrauch werden beachtliche 5,3 bis 5,8 l/100 km angegeben.
Der M135 xDrive holt 300 PS und 400 Nm aus seinem Zweiliter-Turbo-Vierzylinder. Er knackt die 100 eine Zehntel unterhalb fünf Sekunden und wird bei 250 km/h eingebremst. Er ist der einzige Allradler, die anderen haben Frontantrieb. Er bringt das adaptive M Fahrwerk mit frequenzselektiven Stoßdämpfern, Sportlenkung und Tieferlegung serienmäßig mit, das sonst optional erhältlich ist. Nur der M135 hat vorne ein Sperrdifferenzial. Außerdem lässt er sich mit einem speziellen Technikpaket rennstreckenorientiert aufrüsten.
Die beiden Diesel 118d und 120d bringen den gleichen Zweiliter-Vierzylinder mit, der 150 PS und 360 Nm (ab 1500/min.) liefert. Einziger Unterschied ist der 20-PS-E-Motor, den wir schon beim 120 gesehen haben. So kommt der 120d auf insgesamt 163 PS und 400 Nm, den Sprint schafft er in 7,9 statt 8,3 Sekunden. Beide laufen maximal 222 km/h.
Alle Motorisierungen verfügen über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.
Für viele wird es auch überraschend sein, dass man sich das bisschen Mehrleistung und Durchzugskraft durch den zusätzlichen Elektromotor in 120 und 120d mit einem deutlich kleineren Kofferraum erkauft: Es bleiben nur 300 bzw. 1135 Liter Volumen übrig. Die anderen (selbst der allradgetriebene M135) kommen auf 380 bis 1200 Liter.
Keine Überraschungen im Innenraum
Auf eine Überraschung haben wir gehofft (nein, wirklich zu erwarten war das nicht): die Rückkehr des iDrive Controllers. Aber in den Frontantriebsbaureihen bleibt BMW konsequent bei der Touchscreenbedienung. Der neue 1er bekommt das neueste Betriebssystem BMW Operating System 9 mit dem optimierten Startscreen.
Das Curved Display setzt sich zusammen aus dem 10,25-Zoll-Tacho und dem 10,7-Zoll-Zentralscreen. Das Interieur ist serienmäßig lederfrei. In-Car-Gaming ist ebenso verfügbar wie Videostreaming usw.
Das Angebot an Systemen für teilautomatisiertes Fahren und Parken wurde erweitert. Frontkollisionswarnung, Spurverlassenswarnung, Ausstiegswarnung und Verkehrszeichenerkennung sowie Parking Assistant einschließlich Rückfahrassistent sind serienmäßig. Optional sind unter anderem Lenk- und Spurführungsassistent, aktive Geschwindigkeitsregelung, automatischer Speed Limit Assist und aktiver Spurwechselassistent. Der für 120 und 120d erhältliche Parking Assistant Professional ermöglicht die Steuerung des Ein- und Ausparkens sowie von Rangiermanövern außerhalb des Fahrzeugs per Smartphone.
Überraschung Nummer 5 ist der kurze Modellzyklus der dritten Generation: Sie wurde erst 2019 eingeführt. Marktstart des neuen 1ers ist bereits im Oktober 2024.
Die Preise:
BMW 120 ab 38.800 Euro
BMW 118d ab 38.963 Euro
BMW 120d ab 40.412 Euro
BMW M135 xDrive ab 63.136 Euro
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