In wenigen Tagen verwandelt sich die burgenländische Steppe bei Nickelsdorf wieder zum Epizentrum für Rockfans – am zweiten Tag des diesjährigen Nova Rock kehren die US-Amerikaner von Avenged Sevenfold nach Österreich zurück. Eine Band, die beweist, dass man auch abseits des Methusalem-Alters große Festivals headlinen kann.
Neben den ewigen Diskussionen über eine unzureichende Frauenquote bei Rock- und Metalfestivals ist die Frage nach einer Überalterung in der Szene die häufigste Grundlage für Gespräche. In Zeiten, wo selbst Bands wie Green Day schon mehr als drei Dekaden am Buckel haben, ist das tatsächlich kein unberechtigtes Thema. Dass man mit harter Musik abseits der globalen Trend-Sparten Hip-Hop, Latin, Pop und EDM, aber auch als vergleichsweise jüngerer Act Hallen füllen kann, beweisen die Amerikaner von Avenged Sevenfold seit geraumer Zeit. Dieses Jahr feiert das Kollektiv rund um den charismatischen und stimmversatilen Frontmann M. Shadows sogar zwei Jubiläen. Einerseits den 25. Bandgeburtstag, andererseits sitzt ex-Bad Religion-Drummer Brooks Wackerman seit genau zehn Jahren zielsicher hinter der Schießbude. Da lässt sich auch verschmerzen, dass das im Frühling 2023 nach siebenjähriger Pause veröffentlichte Album „Life Is But A Dream ...“ mit seiner überbordenden Experimentierfreudigkeit markant übers Ziel hinausschoss und eher medioker ausfiel.
Anfangs vor den Kids
In wenigen Tagen gibt das Quintett, das vor Corona bei uns fast im Jahresrhythmus bejubelt wurde, auch endlich sein Österreich-Comeback und wird am 14. Juni den zweiten Tag des Nova Rock Festivals headlinen. Dort brillierten die Kalifornier schon 2006, 2014 und 2018 – man darf sich also auf ein spannend-intensives Stelldichein des Kollektivs freuen. Bassist Johnny Christ, der Ruhepol in der Band, erinnert sich noch sehr gut an die frühen Tage. „Ganz am Anfang spielten wir vor zehn oder 15 Kids in einer Bar und sind danach mit ihnen abgehangen“, erinnert er sich im „Krone“-Gespräch, „danach kamen die ersten Clubs, große Hallen und schließlich Arenen. Unsere gesamte Karriere ist in puncto Größe und Fähigkeiten eine Entwicklung. Glücklicherweise haben wir eine treue Fanbase, die unserem Weg folgt und auf die wir uns immer verlassen können.“
Auf dem 2001 veröffentlichten Debütalbum „Sounding The Seventh Trumpet“ spielten A7X, wie sie von ihren Anhängern abgekürzt werden, noch astreinen und damals immens populären Metalcore. Dieses Subgenre wurde der Band aber aus vielen Gründen zu wenig. Gitarrist Synyster Gates, seit eher mit außerordentlichen Fähigkeiten ausgestattet, fühlte sich im engen Soundkorsett zu sehr eingeengt und Frontmann M. Shadows erkannte schnell, dass sein Stimmvolumen weit mehr zu leisten vermag, als es anfangs den Anschein machte. Einflüsse von Hard Rock, Alternative Rock, astreinem Heavy Metal und teilweise sogar Pop fanden Einzug in Avenged Sevenfolds Klangwelt – damit erreichte man in den Schlüsselmärkten USA und Großbritannien Platz eins der Charts und schwang sich als ungewöhnlich junge Band zum Festivalheadliner auf, der sie heute noch immer sind.
Aus dem Nichts gekommen
Mittlerweile hat sich die Band neben Größen wie Ozzy Osbourne oder Guns N‘ Roses bewiesen und zählt mit den Pyrotechnik-geladenen Shows längst zu den spannendsten Livebands der härteren Gangart. „Wir haben uns dafür aber auch wirklich die Ärsche abgearbeitet“, betont Christ, „wir hatten anfangs überhaupt keine Hilfe oder Bekannte in der Branche. Wir kamen aus dem Nichts und sind organisch gewachsen. In Europa waren wir das erste Mal 2003 und auch wenn es anfangs in den kleinen Clubs nicht so leicht war – wir kamen einfach immer wieder. Bei einem Festival wie dem Nova Rock vor so vielen Menschen Headliner zu sein, ist ein unglaubliches Gefühl, aber dieser Status wurde uns nicht in die Wiege gelegt. Wir sind unheimlich stolz darauf, solche Konzerte spielen zu können, weil wir alle in der Band ganz genau wissen, wie hart wir dafür arbeiten und welche Entbehrungen wir deshalb auf uns nehmen mussten.“
Zu den größten Vorteilen als Metalband gehört unter anderem, dass man sich nicht so schnell gängigen Markttrends beugen muss. Songs so zu komponieren, dass sie innerhalb von 30 Sekunden kicken und den durchschnittlichen Spotify-Hörer begeistern, kommt bei A7X nicht infrage. „Man bewegt sich auf einem schmalen Grat, wenn man einerseits nicht den Anschluss verlieren, andererseits aber auch seine Identität behalten will“, so Christ, „aber am Ende des Tages sollte man als Songwriter und Musiker selbstbewusst genug sein, sich den Weg nicht von irgendwelchen Mechanismen diktieren zu lassen.“ Die verbreitete Ansicht, dass man als Rock- oder Metalband keinen so großen Einfluss wie früher hätte, zweifelt der Bassist offen an. „In der Realität sind viele Rockbands größer als je zuvor, aber die Gespräche und Diskussionen verteilen sich darüber auf so viele Informationskanäle, dass man eine andere, nicht so fokussierte Perspektive darauf hat. Social-Media-Plattformen diktieren, was du siehst und was nicht. Das sind oft verzerrte Wahrnehmungen.“
Die Strömung stimmt
Die Erfolgsgeschichte von Avenged Sevenfold ist jedenfalls noch lange nicht auserzählt und auf dem nächsten, noch nicht kommunizierten Studioalbum darf man sich wohl eine weitere stilistische Kehrtwende erwarten. Nach einem Vierteljahrhundert an der Genre-Spitze, mit einer Vielzahl an Awards, Chart-Erfolgen und hohen Verkaufszahlen geht es den Mittvierzigern aber nicht um das Bewahren des eigenen Vermächtnisses, sondern immer noch darum, spannend zu komponieren und sich neu zu (er)finden. „Ich würde lügen, wenn ich sage, wir wären beim Songwriting immer derselben Meinung, aber am Ende war es immer so, dass die einzelnen Ideen sich miteinander verschmelzen und am Ende was Vernünftiges dabei herauskommt. Solange wir ungefähr in die gleiche Richtung strömen, ist das Ergebnis sicher in Ordnung.“
Live am Nova Rock
Am 14. Juni sind Avenged Sevenfold Headliner des zweiten Nova-Rock-Tages auf den burgenländischen Pannonia Fields. Vor ihnen werden u.a. Machine Head, Parkway Drive und das heimische Allstar-Kollektiv AUT Of ORDA für Stimmung sorgen. Unter www.novarock.at finden Sie alle weiteren Infos und auch noch die verfügbaren Karten für das größte Rockfestival des Landes.
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