Rund die Hälfte der Schüler in Österreich nahm im laufenden Schuljahr bereits Nachhilfe in Anspruch, zeigt eine Studie der AK. Schon bei mehr als jedem fünften Kind müssen Eltern für die externe Unterstützung zahlen. Sie geben dafür 168 Millionen Euro aus, im Schnitt sind das 750 Euro pro Kind.
„Wir sehen, dass der Bedarf nach Nachhilfe zunimmt“, sagt Elke Larcher, Bildungsexpertin der Arbeiterkammer. Auch im Volksschulalter brauchen immer mehr Kinder bereits Hilfe beim Lernen. „Nachhilfe ist dort keine Ausnahme mehr“, so Larcher.
Oft können Defizite noch mit Gratisangeboten wie Nachmittagsbetreuung oder Förderkursen ausgeglichen werden, der Ausbau dieser Möglichkeiten ist ein Mitgrund für den Anstieg. Zudem ist der Lerndruck spürbar gestiegen, die Erwartungen an Schüler und auch Eltern sind höher.
Doch auch die bezahlte Nachhilfe nimmt zu. Mit 22 Prozent ist der Anteil so hoch wie noch nie. 60 Prozent der Eltern geben zudem an, durch die Nachhilfe spürbar finanziell belastet zu sein, fast die Hälfte muss aufgrund dessen sogar andere Ausgaben zurückschrauben. Eine Stunde (50 Minuten) Gruppenunterricht kostet rund 20 Euro, eine Einzelstunde kommt auf etwa 40 Euro, die Preise können je nach Institut stark variieren. Zuletzt wurden die Tarife nicht so stark angehoben, ein stärkerer Preissprung erfolgte bereits vor ein bis zwei Jahren. Markus Kalina von der Schülerhilfe: „Wir machen nur vorsichtige Preiserhöhungen, das Thema ist sehr sensibel, bei vielen ist das Geld knapp.“ Dass viele nun auf den Schwarzmarkt ausweichen, sieht Kalina aber nicht: „Im Gegenteil. Gruppenunterricht, der günstiger ist, wird stark nachgefragt, das machen wir in den Instituten.“
Mathematik bleibt „Dauerbrenner“
Am häufigsten brauchen Schüler Nachhilfe im Fach Mathematik (73 Prozent), darauf folgen Fremdsprachen wie Englisch oder Französisch, am drittmeisten ist Nachhilfe im Fach Deutsch gefragt. Weniger als 10 Prozent entfällt auf naturwissenschaftliche oder kaufmännische Fächer. Unter den Schülern geht rund ein Drittel zu einem Lerninstitut und ein Drittel lernt mit Studenten. Der Rest entfällt auf Lehrer, die nebenbei bezahlte Hilfe anbiete, oder ältere Mitschüler. Auch die Online-Nachhilfe wird immer gefragter, bereits 7 Prozent lernen virtuell mit einem Nachhilfelehrer. Hier hat sich bereits eine lukrative Nische für Anbieter gebildet.
Wird einmal Unterstützung benötigt, zieht sich das oft über einen längeren Zeitraum. 40 Prozent der Eltern geben an, dass das Kind bereits länger als ein Jahr Nachhilfe benötigt. Denn langfristig aufgebaute Defizite können meist nur langfristig abgebaut werden. „Es gibt keine Wunderheilungen“, betont Kalina.
AK fordert mehr Ganztagesschulen
Um den Lerndruck zu verringern, fordert die AK einmal mehr den Ausbau der Ganztagesangebote und mehr Unterstützung für finanziell belastete Eltern sowie Angebote für Schüler in den Ferien. „Ohne ausreichend Unterstützung bleiben Kinder aus einkommensschwachen Familien auf der Strecke. Bildungsungerechtigkeit darf nicht einzementiert werden“, fordert AK-Präsidentin Renate Anderl.
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