Der Sommer steht vor der Tür, Bergsportler stürmen wieder die wunderschönen steirischen Berge – eine fordernde Zeit für die Profis der Alpinpolizei. Ihr Appell: „Erleichtern Sie uns die Suchen, damit wir ihr Leben schneller retten können!“
Der Berg ruft! Doch so idyllisch die Vorstellung romantischer Touren in den steirischen Bergen ist, so ernüchternd sind die Zahlen der Unfälle. Fast 170 Verletzte gab es alleine in der vergangenen Wintersaison, der Großteil davon auf den Skipisten. Und der Sommer steht erst bevor.
Dabei werden nur Unfälle mit Fremdverschulden oder Kollisionen gezählt. Also nur Unfälle, wo die Alpinpolizei aktiv wird. „Stürze etwa aus eigenem Verschulden oder medizinische Notfälle werden nicht eingerechnet“, erklärt Gerhard Rieglthalner, Leiter der Alpinen Einsatzgruppe Hochsteiermark.
Auch am Berg wird ermittelt
Die Gesetzeshüter der Berge rücken aus, wenn erfahrene Alpinisten selbst in Bergnot geraten, Wanderer nicht mehr absteigen können oder sich Unfälle in unwegsamen oder alpinen Gelände ereignen. Sie sind dort für die Einhaltung der Gesetze zuständig. Und führen Ermittlungen durch. Alles wie bei „normalen“ Polizisten am Boden.
Alpin-Ausbildung ist sehr anspruchsvoll
„Diese Einsätze erfordern besonderes Wissen und eine besondere Ausbildung“, weiß Rieglthalner. Der Job ist kein leichter: Schon die Ausbildung ist sehr anspruchsvoll. Fünf Jahre dauert es vom Alpinisten über den Hochalpinisten bis zur Königsdisziplin, dem Polizei-Bergführer und letztlich dem „Flight Operator“. Zusätzlich gibt es Spezialausbildung für Höhlen und Schluchten.
Bis auf die Saison 2021/22 mit dem Ausschlag nach oben („das war nach den Lockdowns“) sind die Unfallzahlen konstant. „Abweichungen haben immer einen Grund“, sagt Rieglthalner. Wie etwa aktuell bei den Unfällen im Skitourenbereich, die von 46 auf 72 angestiegen sind. „Das liegt daran, weil im Vorjahr Ende Jänner kein Schnee war.“
Positiv zu bemerken sei, dass die Ausrüstung der Berggeher inzwischen extrem gut ist. „Und obwohl die Frequenz am Berg brutal hoch ist, bleiben die Zahlen gleich. Die Prävention trägt Früchte.“
Die meisten Menschen sind dankbar, wenn wir kommen. Und wenn nicht, dann ist es auf die Stress-Situation zurückzuführen.
Gerhard Rieglthalner
Seit 20 Jahren ist Gerhard Rieglthalner als „Flight Operator“ (Mitglied der Flugpolizei-Crew und das i-Tüpferl in der langen Ausbildung) dabei. Wolfgang Hofer fliegt bald 30 Jahre. Erlebt haben sie viel. Da war Lustiges und Einschneidendes dabei. „Ein Tourengeher hat beim Weggehen seinen Lawinen-Airbag ausgelöst und wollte bewusst so los“, erinnert sich Rieglthalner.
Tod des Kollegen am Funk mitgehört
Er denkt aber auch an jenen Tag, als ein junger Kollege am Eisenerzer Reichenstein starb, als er ein Paar retten wollte. „Ich habe am Funk alles mitgehört.“ Fordernd war auch der Einsatz in der Bärenschützklamm mit drei Toten, unvergessen bleibt die Rettung der polnischen Volleyball-Frauen-Nationalmannschaft.
Aber der Adrenalinausstoß war früher größer, meint Pilot Wolfgang Hofer. „Man wird flexibler. Ich freue mich jetzt einfach, wenn was los ist.“ Zu viel Nachdenken bringt auch nichts. Was er sich aber wünscht: „Es gibt so viele Möglichkeiten, die uns die Suche erleichtern würde. Das Aufblitzen des Handys, damit wir aus der Luft jemand leichter sehen, die Finde-dein-Telefon-App (‘Find your phone‘) zum Orten oder ein Zettel im Auto. Wenn ich eine Himalaya-Expedition mache, gebe ich ja auch irgendwem Bescheid...“
Richtige Ausrüstung: Wanderschuhe, Funktionsshirt, Wanderhose, Softshelljacke, Regenjacke, Trinkflasche und Proviant und eine Wanderkarte gehören in den Rucksack.
Selbsteinschätzung: Machen Sie sich bewusst, wie fit Sie sind und wie viel Erfahrung Sie haben.
Wetter im Blick: Temperaturstürze, Regen und Blitzschlag sind die größten Gefahren. Wetter immer im Blick behalten.
Keine Erschöpfung: Wenn man im Gebirge unterwegs ist, ist es wichtig, regelmäßig Pausen einzulegen. Die Müdigkeit überkommt die meisten Wanderer vor allem beim Abstieg. Stolpern stellt eine tödliche Gefahr dar. Achten Sie darauf, die Kraftreserven gut einzuteilen.
Planung: Sorgfältige Planung ist ein Muss. Zudem sollte bedacht werden, dass man möglicherweise Hilfe braucht und diese auch verständigen kann.
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