Die Mühlviertler Alm ist unter Pferdefreunden schon längst kein Geheimtipp mehr. Mit dem „Hoamatritt“ will man auch Neueinsteiger fürs Wanderreiten begeistern.
Da seid ihr ja“, begrüßt uns Markus Danninger, Chef der Moser Alm in Mönchdorf. Seit 2017 ist Markus Obmann des Reitverbandes Mühlviertler Alm. Seither hat sich in der Region einiges getan. Über vierzehn Gemeinden und sechzig Mitgliedsbetriebe umfasst das europaweit einzigartige 700 Kilometer lange und bestens beschilderte Reitwegenetz mittlerweile. Eine entsprechende Reitkarte gibt es nicht nur in Papierform, sondern seit Kurzem auch als praktische App fürs Handy.
Als weltweit erste Anwendung, die speziell fürs Wanderreiten entwickelt wurde, leitet WANDI Reiter mit präzisen Karten und detaillierten Routeninformationen durch die malerische Landschaft des Mühlviertels. So lassen sich der beliebte „Johannesritt“ für erfahrene Wanderreiter oder der „Hoamatritt“, der neuerdings das Angebot ergänzt, mühelos planen. Diese für Neueinsteiger im (Wanderreit-)Sattel gedachte 55 Kilometer lange Route lässt sich in drei bis vier kurzen Tagesetappen gut bewältigen.
Die Strecke führt von Mönchdorf über Haid und St. Georgen am Walde bis nach Pabneukirchen. Das Besondere daran: Das Gepäck wird per Auto zum jeweiligen Übernachtungsbetrieb angeliefert, sodass man auf keinerlei persönlichen Komfort verzichten muss. Nachdem uns Markus mit Wanderreitführer Dominic bekannt gemacht hat, lernen wir die Pferde kennen.
Dominic nimmt den kräftigen dunklen Lipizzaner „Gaetan“, seine Partnerin Nicole den Pinto „Hyuki“ und meine Begleiterin Petra den Schimmel „Tokay“. Ich reite „Tristan“, einen achtjährigen Lipizzaner-Wallach, der eigentlich viel lieber zurück auf die Koppel möchte, wo seine Kumpels stehen und sich das saftige Gras schmecken lassen. Nachdem wir uns schlussendlich darauf geeinigt haben, dass ich die Richtung vorgebe, kann es losgehen.
www.pferdereich.at
www.moseralm.at
www.georgskutscherhof.at
Die Tagesetappen sind mit zwei bis drei Stunden nicht allzu lange und deshalb auch für weniger geübte Pferdeleute gut zu bewältigen. Zum gegenseitigen Kennenlernen von Pferd und Reiter bleiben wir vorerst im Schritt, der bei Wanderritten am häufigsten verwendeten Gangart. Durch Wälder und über Wiesen geht es unserem ersten Tagesziel, dem „Wirt auf da Hoad“ in Haid bei Königswiesen, entgegen. Dort, wo die Bodenverhältnisse es erlauben, traben wir an.
Der Untergrund ist wie gemacht für die empfindlichen Pferdebeine. Entstanden ist der sogenannte Flins, ein sandiger, weicher Boden, über dem Granit des Mühlviertels durch Erosion und Verwitterung. Bevor wir die Pferde schließlich in den Galopp fallen lassen, warnt mich Dominic vor. „Tristan“, der Jungspund, versteht den Galopp gerne als Einladung, seine überschüssigen Kräfte durch ein wenig „Buckeln“ (ein Zeichen von Lebensfreude, bei dem das Pferd den Kopf zwischen die Vorderbeine bringt und sein Hinterteil in die Luft schmeißt) abzubauen.
Da heißt es als Reiter Knie zu. Wer noch nie über Wiesen oder durch Wälder galoppiert ist, kann kaum nachvollziehen, wie sehr sich die Kraft und Dynamik des Tieres auf seinen Reiter übertragen und ihm ein Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit vermitteln.
An erster Stelle stehen die Pferde
Nachdem wir unser Etappenziel erreicht und die Pferde versorgt haben, geht es für uns zurück auf die Moser Alm, die eingebettet in die sanften Hügel der Mühlviertler Alm auf einer Anhöhe liegt. Wir haben eines der vier Gästehäuser mit Blick auf die Weiden bezogen. Wer möchte, kann hier nicht nur mit dem eigenen Pferd urlauben, auch Hunde sind herzlich willkommen.
Das Restaurant, das sich seit heuer über eine Gault-Millau-Haube freuen darf, serviert Wirtshausküche auf hohem Niveau und ist berühmt für sein „Kistenbratl“, das mit Knödeln und warmem Krautsalat serviert wird. Gemütlich wird es dann, als Markus ein Lagerfeuer entzündet und wir gemeinsam mit Reitern und Gästen der Moser Alm im Schein des prasselnden Feuers noch einen Absacker nehmen, bevor wir schließlich müde ins Bett fallen.
Schließlich geht es am nächsten Morgen wieder früh los. Denn die Pferde müssen gefüttert, geputzt und auf Verletzungen kontrolliert werden. Alle sind in guter Verfassung, so dass wir schon bald darauf im Sattel sitzen. Unser Ziel diesmal ist der Georgs Kutscher Hof in St. Georgen am Walde. Vorbei an beeindruckenden Granitformationen und großartigen Aussichtspunkten müssen wir zwischendurch steil bergan. Dann haben wir auch diese Etappe nach nur drei Stunden geschafft.
Als wir ankommen, wird gerade angespannt. Denn hier hat man sich dem Kutschenfahren verschrieben. Von 7. Juni bis 18. August gibt es zudem ein spezielles Angebot für Romantiker. Dann nämlich, wenn nach einer Ausfahrt zum Steinlabyrinth und einem köstlichen 3-Gänge-Abendessen der Abend im Kornfeld unter freiem Sternenhimmel ausklingt.
Unser letzter Tag. Nach dem morgendlichen Prozedere und ein wenig wehmütig satteln wir noch einmal auf und reiten bei traumhaftem Wetter zurück zur Moser Alm. Schade, dass es vorbei ist, denn was kann es Schöneres geben, als die Heimat zwischen zwei Pferdeohren hindurch zu entdecken.
Eva Bukovec
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