30-Jahr-Jubiläum

Steirische „Clown Doctors“ bringen Lachen zurück

Steiermark
10.06.2024 11:00

Wo sie auftauchen, öffnen sich die Herzen und beginnen Augen zu strahlen: Seit 30 Jahren schon bringen steirische Künstler als bunte „Ärzte“ Freude in Spitäler, zu Senioren und sogar zu Wachkomapatienten.

Elke (Name von der Redaktion geändert) hatte vor Jahren einen Schlaganfall; seither ist sie im Wachkoma. Sie kann sich ab dem Kopf nicht mehr bewegen, nicht sprechen, nicht selbstständig essen. Und das seit Jahren. Elke ist noch keine 40. Ist geistig rege. Was sie denkt, fühlt, wir wissen es nicht, niemand, der nicht in ihrer Haut steckt, weiß es. Wie das ist. Eingesperrt sein im eigenen Körper.

Trixie, Marie und Franz bringen Freude zu Patienten (Bild: Rote Nasen Clowndoctors)
Trixie, Marie und Franz bringen Freude zu Patienten

Doch sie kann Ja mit den Augen deuten, indem sie sie weit aufmacht. Und deutlich Nein durch geschlossene Augen zum Ausdruck bringen. Und als die Rote-Nasen-Clowndoctors kommen, da gehen ihre Augen weit auf. Da schießt ihr die Begeisterung ins Gesicht, sie lacht, sie leuchtet. Sie sind da, die Clowndoctors. Mit ihnen kommt Freude.

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Wir sehen in diesem Moment nicht die Tragödie bei einem Menschen. Wir sind einfach da und wollen Freude bringen“,

Marie, Trixie, Franz, Clowndoctors

„Wir sehen in diesem Moment nicht die Tragödie bei einem Menschen. Wir sind einfach da und wollen Freude bringen“, erklären Marie und Trixie unisono. Die beiden Clowndoctors-Damen kommen nicht herein, sie schweben herein wie Feen, in ihren glitzernden Ballkleidern, mit den roten Nasen auf, der lustigen Schminke, Humor umgibt sie wie eine bunte Aura. Sie singen und spielen mit ihrem männlichen Pendant Franz der Elke einen fetzigen Song der „Red Hot Chili Peppers“ vor. Das ist Elkes Lieblingslied. Die Clowndoctors wissen das, sie tauschen sich aus mit Verwandten, sind mit den Mitarbeitern vernetzt, kennen die Vorlieben ihres Publikums. Sie singen laut, ein bissl falsch, machen allerlei Spompanadeln dazu.

Mit Torte wurde das 30-Jahr-Jubiläum im engagierten Wachkoma-Departement der Albert-Schweitzer-Klinik gefeiert. (Bild: Rote Nasen Clowndoctors)
Mit Torte wurde das 30-Jahr-Jubiläum im engagierten Wachkoma-Departement der Albert-Schweitzer-Klinik gefeiert.

BegBeElke lacht. Will sie noch mehr? Sie macht begeistert die Augen auf. Selbst als stiller Beobachter kann man sich der Szene nicht entziehen, muss mitlachen. Auch die Patientin im Nebenbett, ebenfalls im Wachkoma, die ihren Stoffhund umklammert hält, fest zu schlafen scheint, schmunzelt.

Herzensbegegnungen geben Kraft

„Das sind die Momente, die uns ganz viel Kraft geben“, sagt das Grazer Clownstrio, das nicht nur in die auch auf Wachkoma spezialisierte Albert Schweitzer-Klinik in Graz kommt. Sondern auch Senioren in Heimen besucht und Kinder im Spital Auch solche, die schwer krank sind. „Wir kochen zusammen, singen, bringen den Alltag von draußen mit herein“, sagt Joe Hofbauer, der schon seit 28 Jahren als Clowndoctor Franz Freude bringt. „Natürlich macht das etwas mit einem, wenn ein Kind so krank ist, oder eine Situation so verzweifelt“, sagt er. „Aber man lebt da für den Moment, und der soll Spaß machen.“

An Herzensberührungen mangelt es nicht. Nie vergisst er, wie die Eltern eines schwerkranken Kindes ihn zu sich nach Hause baten, „sie luden eine Menge Kinder ein, wir haben gelacht, gespielt, bewusst erlebt. Das Kind wollte mich gar nicht gehen lassen, hat mich ewig an der Hand gehalten.“ Kurz darauf musste es sich von dieser Welt verabschieden.

  • Der Verein Rote Nasen wurde 1994 von Monica Culen und Giora Seeliger gegründet.
  • Die ersten Visiten fanden in Graz und Wien statt, heute arbeiten die Clowns in fast allen Bundesländern.
  • Allein im Jahr 2023 absolvierten sie 4492 Einsätze in 242 medizinischen und sozialen Einrichtungen und blicken auf 264.448 einfühlsame Begegnungen zurück.
  • Das Team der Roten Nasen umfasst in der Steiermark aktuell 17 Clowns
  • Rote Nasen-Clowndoctors sind, von Österreich ausgehend, auch in Deutschland, Ungarn, Slowenien, Jordanien u. v. m. aktiv. 
  • Der Verein finanziert sich über Spenden, Konto: AT82 2011 1822 2414 6701

Marie erzählt vom dementen Senior, „er wusste noch, dass er stolz sein kann, auf das, was er im Leben erreicht hatte. Aber er wusste nicht mehr, was das war, er hatte schlicht sein Leben vergessen.“ Marie bastelte ihm eine Medaille für sein Lebenswerk. Feinfühlige verstehen, welche große Geste das ist.

Der Clownsjob ist keiner, hinter dem man die Bürotür schließt. Joe Hofbauer: „Er lehrt einen Demut und Dankbarkeit.“

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