„Zeit zu handeln“

Klimarekorde fallen in immer kürzeren Abständen

Ausland
05.06.2024 17:02

Ein Jahr lang weltweite Rekordwerte für jeden Monat – und die Erde erhitzt sich mit zunehmender Geschwindigkeit: Der Mai war der zwölfte Monat in Folge, in dem die globale Durchschnittstemperatur einen Rekordwert für den jeweiligen Monat erreichte.

Die weltweite durchschnittliche Jahrestemperatur wird nach Einschätzung der UNO bis 2028 mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit zeitweise die 1,5-Grad-Marke überschreiten.

Zu berücksichtigen ist bei den Rekordwerten, dass zuletzt Sondereffekte wie das erwärmend wirkende natürliche Klimaphänomen El Niño eine größere Rolle spielten.

Im „Indicators of Global Climate Change“-Bericht (IGCC) heißt es, der Anstieg sei einerseits auf den hohen Treibhausgas-Ausstoß zurückzuführen, andererseits sei die Menge an kühlenden Aerosolen in der Atmosphäre gesunken. Beispielsweise war infolge einer neuen Verordnung für sauberere Schiffskraftstoffe der Gehalt an Sulfat-Aerosolen stark zurückgegangen.

Menschengemachte Erderwärmung so schnell zugenommen wie nie
Allein im vergangenen Jahrzehnt (2014 bis 2023) stieg die Temperatur durch Aktivitäten des Menschen demnach um rund 0,26 Grad. Das sei ein Rekord bei der Aufzeichnung mit Messgeräten, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreiche, berichtet die Gruppe um Piers Forster von der Universität Leeds im Journal „Earth System Science Data“. Ein Jahrzehnt zuvor (2004 bis 2013) waren es nach Angaben der Universität rund 0,20 Grad Erwärmung.

Treibhausgase feuern Klimakrise an
Der Trend des menschengemachten Klimawandels bleibt, solange weiter Treibhausgase erzeugt werden. Der Direktor des EU-Klimawandeldiensts Copernicus, Carlo Buontempo, betonte: „Zwar wird diese Abfolge von Rekordmonaten irgendwann unterbrochen werden, doch die allgemeine Signatur des Klimawandels bleibt bestehen, und es ist keine Änderung dieses Trends in Sicht.“

Globale Temperatur erreichte Höchstwert
Im Vergleich zum Zeitraum 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, war der Mai den Daten zufolge 1,52 Grad wärmer. Die gemittelte globale Temperatur der vergangenen zwölf Monate – von Juni 2023 bis Mai 2024 – erreichte ebenfalls einen Höchstwert: Sie lag 1,63 Grad über dem vorindustriellen Niveau.

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Wir brechen die globalen Temperaturrekorde und ernten den Wirbelwind. Es ist die Zeit der Klimakrise.

UN-Generalsekretär António Guterres

Dem IGCC-Report zufolge darf der Mensch grob noch 200 Milliarden Tonnen CO₂ produzieren, bevor eine dauerhaft globale Erwärmung auf 1,5 Grad erreicht wird. Das entspreche etwa den aktuellen Emissionen von fünf Jahren. Allerdings ist die Spanne der Schätzung hoch und reicht von 100 bis 450 Milliarden Tonnen.

UN-Generalsekretär António Guterres (Bild: AFP)
UN-Generalsekretär António Guterres

UN-Generalsekretär António Guterres mahnte wie schon etliche Male zuvor schnelleres Handeln an: „Wir brechen die globalen Temperaturrekorde und ernten den Wirbelwind. Es ist die Zeit der Klimakrise. Jetzt ist es an der Zeit zu mobilisieren, zu handeln und zu liefern.“ 

Guterres fordert Sondersteuer
Er rief am Mittwoch zu einem Werbe- und Finanzierungsboykott der Industrie auf, die Profite mit fossilen Brennstoffen wie Gas, Öl und Kohle macht. Sie hätten jahrzehntelang Fortschritte in Richtung klimafreundliche Energie blockiert. „Milliarden von Dollar wurden dafür aufgewendet, die Wahrheit zu verdrehen, die Öffentlichkeit zu täuschen und Zweifel zu säen“, sagte Guterres. Gleichzeitig hätten solche Firmen mit Billionen an Subventionen aus Steuergeldern Rekordgewinne gemacht. Er fordert eine Sondersteuer.

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