Anlässlich der Fußball-EM greift die Stadt Wels das Thema Sportwetten und Spielsucht auf. Bei einem Pressetermin berichtete ein Ex-Spielsüchtiger über seine Erfahrungen. Mehrfach versuchte er von den Sportwetten wegzukommen. Letztlich schafft er es nur, nachdem ihm seine Freundin mit Trennung drohte.
Die Zahlen sind besorgniserregend: 114 Personen haben im Vorjahr die Spielsuchtberatung in Wels aufgesucht. 89 waren tatsächlich spielsüchtig. Der Jüngste war mit 17 Jahren noch nicht einmal volljährig. „Im Schnitt sind die Personen 35 Jahre alt, haben schon 20.000 Euro verspielt und 15.000 Euro Schulden“, so Florian Meingast von der Beratungsstelle. Etwas mehr als die Hälfte der beratenen Personen schlitterten durch Spielautomaten in die Probleme, 43% wurden durch Sportwetten spielsüchtig.
Im Schnitt entwickeln drei Angehörige eines Spielsüchtigen selbst Krankheitssymptome wie Depressionen, Schlafstörungen oder Herzerkrankungen.
Christa Raggl-Mühlberger, FP-Vizebürgermeisterin
Angesichts der anstehenden Fußball-Europameisterschaft schlägt nun auch die Welser FP-Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger Alarm. „Die Politik muss in die Gänge kommen, Sportwetten gelten noch immer als Geschicklichkeitsspiel. Es ist aber ein Glücksspiel, dadurch gibt es de facto auch keinen Jugendschutz. Es hängen so viele Schicksale dran.“ Während der EURO wird die städtische Spielsuchtberatung beim Public Viewing am Stadtplatz auf die Gefahren der Sportwetten hinweisen.
Mit 14 Jahren schon gewettet
Einer, der durch die „Hölle“ ging, ist Stefan Falkner-Resch aus dem Bezirk Grieskirchen: „Ich habe mit 14 meine erste Wette abgegeben, ab 18 und mit mehr Geld in der Tasche ging es ganz schnell. Auch wenn ich immer wieder Gewinne machte, habe ich über die Jahre einen niedrigen sechsstelligen Euro-Betrag verloren.“ Sein Alltag drehte sich nur um Wetten und den Gedanken, an Geld zu kommen. Unter anderem löste er einen Bausparvertrag auf.
Im Idealfall stellt man die Spielsucht selbst fest und holt sich Hilfe, um aus diesem Teufelskreis herauszukommen.
Stefan Falkner-Resch, Ex-Spielsüchtiger
Zweimal versuchte er, vom „Tippen“ wegzukommen, der Rückfall erfolgte prompt. „Was hilft, ist eigentlich nur, wenn einem das Messer an die Kehle angesetzt wird. Mir hat meine damalige Freundin und jetzige Frau mit der Trennung gedroht, wenn ich nicht aufhöre. Das war nur gut gemeint und der einzige richtige Weg“. Zwei Jahre verpasste sich der 35-Jährige einen Sportentzug, sah sich kein Spiel im TV an.
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