Herr und Frau Österreicher stehen künstlicher Intelligenz überwiegend positiv gegenüber, wie aus einer IFDD-Studie im Auftrag der „Krone“ hervorgeht. Während einige Ergebnisse überraschen, verweist auch Cyberexperte Dr. Cornelius Granig auf viele positive, aber auch negative Folgen des KI-Booms.
„Künstliche Intelligenz schafft Maturateil ab“, lautete der Titel einer Story in unserer Mittwochausgabe. Gemeint war die verpflichtende Vorwissenschaftliche Arbeit, die nun vor dem Aus steht. Der Grund: Immer mehr Schüler würden mithilfe des intelligenten Programms ChatGPT schummeln, so mache die Arbeit keinen Sinn mehr. Dabei sind die Schüler längst nicht die Einzigen im Land, die auf KI zurückgreifen.
KI am Arbeitsplatz für Österreicher sehr sinnvoll
Denn, wie eine brandaktuelle Umfrage des Instituts für Demoskopie & Datenanalyse (IFDD) zeigt, greift schon fast jeder Dritte in irgendeiner Form bewusst auf künstliche Intelligenz zurück – bei Personen über 50 Jahren sind es beachtenswerte 22 Prozent. Vor allem in der Arbeitswelt erachtet eine breite Mehrheit der Befragten den Einsatz von KI als sinnvoll – vor allem, wenn es um das Erledigen von Routineaufgaben geht.
Beim Auto hört sich für uns der Spaß auf
Deutlich skeptischer zeigen sich Herr und Frau Österreicher in Bezug auf die Mobilität, also autonomes Fahren. Hier ist eine Mehrheit gegen den Einsatz künstlicher Intelligenz. Kunst und Gerichtsbarkeit weiterhin unantastbar. Sogar drei Viertel der rund 1000 Befragten halten die Verwendung von KI für Gerichtsurteile als nicht sinnvoll, erklärt Studienleiterin Nadine Ejupi: „Menschen könnten befürchten, dass emotionale Nuancen von künstlicher Intelligenz nicht angemessen berücksichtigt werden können und auch die Transparenz nicht vollständig gegeben ist.“
Personen mit formal höherem Bildungsgrad zeigen eine positivere Einstellung gegenüber künstlicher Intelligenz.
Studienleiterin Nadine Ejupi, Institut für Demoskopie & Datenanalyse (IFDD)
KI eher kein Komponist, dafür Ermittler
Wenig Zukunft für die KI sehen die Österreicher auch im Hinblick auf Musik. Sechs von zehn Befragten halten den Einfluss von KI zum Komponieren von Musikstücken und Schreiben von Songtexten als nicht sinnvoll. Ejupi: „Dieses Ergebnis ist gut nachvollziehbar, da vielleicht die emotionale Tiefe, die menschliche Künstler haben, nicht erreicht werden kann.“ Deutlich bessere Einsatzgebiete für künstliche Intelligenz wären demnach in der Verteidigung und der Ermittlungsarbeit.
Eine Zukunft mit viel Licht – aber auch Schatten
Wie die „Krone“-Umfrage zeigt, sind unsere Leser bis auf wenige Bereiche der künstlichen Intelligenz (KI) gegenüber positiv eingestellt. Dass KI zu Revolutionen führen wird, gilt als unumstritten. Diese können positiv sein. Bei Erstellung von Diagnosen und Entwicklung von Behandlungsplänen in der Medizin oder beim Ausmerzen von Produktionsfehlern in der Herstellung. Bots unterstützen uns immer besser bei der Beantwortung von Fragen. Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung können ihr Leben mit Assistenzrobotern immer besser bewältigen.
Viele Menschen sind in Angst und Sorge über negative Effekte von KI. Besonders vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, Datenmissbrauch und der Zunahme von perfekten Cyberangriffen.
„Krone“-Cyberexperte Dr. Cornelius Granig
„Brauchen Not-Stopp-Möglichkeit“
Wo es Vorteile gibt, gibt es aber auch Nachteile, wie „Krone“-Cyberexperte Dr. Cornelius Granig weiß. „Der Mensch muss immer eine Not-Stopp-Möglichkeit haben“, warnt Granig vor Verselbstständigung von KI. Ansonsten könnten schwere Schäden entstehen. Ebenso sind bei aller Euphorie Arbeitsplätze in Gefahr, die durch KI ersetzt werden könnten. Nahezu perfekte Cyberangriffe, bei denen Stimmen und Gesichter imitiert werden, hält Granig künftig für besonders bedenklich.
TU Wien schaut der KI beim Denken zu
KI und menschliche Intelligenz dürften indes ähnlicher sein als gedacht. Das beweist ein Forschungsprojekt der TU Wien anhand von Bilderkennung. Auf Neuronen-Ebene wurde der KI „beim Denken zugeschaut“. Wie im Nervensystem gibt der Computer Bild-Impulse in immer detailliertere Verzweigungen weiter, bis er erkennt, was er sieht. Die Forschung könnte zur Grundlage dafür werden, dass KI künftig schneller lernt.
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