Multiple Sklerose (MS), die häufigste entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, ist bis heute noch nicht heilbar, aber in vielen Fällen gut behandelbar. Wichtig ist, für jeden Patienten die optimale Therapie zum richtigen Zeitpunkt zu finden.
Da die Ursachen der MS bisher nicht vollständig geklärt sind, gibt es auch noch keine heilende Therapie. Dank medizinischer Fortschritte können jedoch viele Patienten mittlerweile ein fast normales Leben führen. Sie trifft meist junge Menschen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, Frauen doppelt so häufig wie Männer.
Bei einem Großteil der Betroffenen tritt die Erkrankung in wiederkehrenden Schüben auf (schubförmig remittierende MS). Oft geht sie im späteren Verlauf in ein kontinuierliches Fortschreiten über (sekundär progrediente MS, kurz: SPMS). Etwa 15 Prozent der Menschen mit MS leiden an einer primär progredienten Form mit ständig fortschreitender Zunahme der Symptome.
So vielfältig sich das Krankheitsbild zeigt, mit einer ganzen Palette an neurologischen Beschwerden, so umfangreich ist auch das Therapieangebot. Neben symptomreduzierender Maßnahmen gibt es moderat wirksame bis hochwirksame Medikamente.
Wann mit welcher Therapie beginnen?
Bei einem akuten Entzündungsschub erfolgt in der Regel der kurzzeitige Einsatz von Glukokortikoiden (Kortison), um die entzündlichen Prozesse im zentralen Nervensystem zu reduzieren. Um die Krankheitsaktivität dauerhaft zu unterdrücken und ein weiteres Fortschreiten zu verhindern oder zumindest zu bremsen, kommt die verlaufsmodifizierende Therapie zum Tragen.
Dafür sind eine Reihe von Substanzen zugelassen, mit verschiedenen Wirkmechanismen, spezifischen Anwendungsformen, aber auch Nebenwirkungen. Diese Medikamente greifen regulierend in das Immunsystem ein und unterdrücken dessen Fehlsteuerung. Welche Arzneien hier zum Einsatz kommen, entscheiden die Ärzte individuell anhand verschiedener Faktoren (Alter, Geschlecht, Lebenssituation, Begleiterkrankungen, aktuelle Krankheitssituation des Patienten).
Durch den frühen Einsatz hochwirksamer Medikamente hat sich die Prognose für MS-Betroffene deutlich gebessert.
Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Barbara Kornek, Präsidentin der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien
Bild: Johannes Zinner
Die Beeinflussbarkeit des Verlaufs der MS ist umso besser, je schneller eine Behandlung eingeleitet wird. Damit zu warten kann zu einem rascheren Fortschreiten der Nervenschäden führen, die mitunter noch gar nicht bemerkbar sind. Früher wurde vorwiegend die Therapiestrategie gewählt, Betroffenen zunächst ein moderat wirksames Medikament zu verschreiben und erst dann, wenn die Erkrankung trotzdem fortschreitet, auf hochwirksame Therapien umzusteigen.
Früher Einsatz hochwirksamer Arzneien
Erhält ein Patient eine Basistherapie und spricht auf die moderaten Medikamente gut an, benötigt er möglicherweise kein hochwirksames Arzneimittel. Das birgt jedoch das Risiko, dass wertvolle Zeit verstreicht, in der die MS weiter im Stillen fortschreiten kann. Daher verfolgen heutzutage viele Experten die „Hit hard and early“-Strategie, d. h. den frühen Einsatz einer hochwirksamen Therapie bereits direkt nach Diagnose.
„Durch den frühen Einsatz hochwirksamer Medikamente hat sich die Prognose für MS-Betroffene deutlich gebessert“, berichtet Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Barbara Kornek, Präsidentin der Multiple Sklerose Gesellschaft Wien. Bei der Frage nach der richtigen Behandlungsstrategie geht es darum, für jeden Betroffenen die individuell beste Therapie zum optimalen Zeitpunkt zu finden.
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