Der Fritzensee ist ein natürlicher kleiner Bergsee im Gemeindegebiet von Bartholomäberg. Der Weg dorthin ist gleichzeitig auch ein Streifzug durch die Geschichte der Region.
Wer auf der Suche nach einer knackigen, aussichtsreichen Feierabendtour oder einer Wanderung zwischen zwei Regengüssen ist, der wird am Bartholomäberg fündig. Vom Parkplatz gegenüber der Barockkirche geht es gleich ohne Umschweife bergan. Man folgt zunächst der schmalen, asphaltierten Straße durch den Ort und dann weiter in Richtung historisches Bergwerk.
Bereits dieser erste Streckenabschnitt hat einiges zu bieten: die Magerwiesen entlang des Weges beheimaten eine bemerkenswerte Vielfalt an Pflanzen. Hummeln, Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten bewegen sich auf ihrer Suche nach Nektar und Pollen unablässig von Blüte zu Blüte und schon nach der zweiten Serpentine eröffnet sich zudem ein grandioser Ausblick hinab ins Tal sowie auf die gegenüberliegende Gebirgskette. Nach der dritten Kehre hat man die Möglichkeit, auf einen Wanderpfad abzubiegen. Dieser kreuzt des Öfteren die asphaltierte Straße und führt schließlich zum Bergwerk.
Seit tausenden Jahren von Menschen besiedelt
Diese Variante, die teilweise durch bewaldetes Gebiet führt, ist besonders an sehr sonnigen Tagen empfehlenswert, da der Rest der Strecke unbeschattet ist. Der Bartholomäberg verfügt über eine jahrtausendealte Besiedlungsgeschichte, der man unterwegs auf die Spur kommt. In dem Gebiet gibt es kaum ein Plätzchen, das in der Vergangenheit nicht schon einmal vom Menschen betreten oder geprägt worden ist – sei es durch Rodungen, Alpwirtschaft, Bergbau oder Siedlungen. Große Teile des Bodens sind daher aus zeitlich verschiedenen Ablagerungen aufgebaut. In der wissenschaftlichen Disziplin der Geoarchäologie werden diese Ablagerungen untersucht, um Erkenntnisse auf die menschlichen Einflüsse und ihre Auswirkungen auf die Landschaft zu erlangen.
Das Breitblättrige Knabenkraut, auch Breitblättriger Fingerwurz genannt, ist eine Orchideenart, die man gelegentlich noch auf ungedüngten Feuchtwiesen antrifft. Auffallend sind die purpurroten Blüten (selten auch rosa oder weiß gefärbt). Die Blätter besitzen auf der Oberseite charakteristische, meist runde Flecken. In tieferen Lagen beginnt die Blütezeit bereits Anfang Mai und endet in höheren Lagen Ende Juli. Das Breitblättrige Knabenkraut wächst hauptsächlich auf stickstoffarmen, feuchten bis nassen Wiesen und ist gelegentlich auch in Niedermooren zu finden. Die Pflanzen bevorzugt unbeschattete, sonnige Standorte. In Österreich steigt diese Knabenkrautart auf Höhen von bis zu über 2000 Meter auf. Wie alle Orchideen ist das Breitblättrige Knabenkraut streng geschützt.
Am Rande der Wanderwege ist die Bodendecke oft aufgebrochen und erlaubt so dem geschulten Auge einen Blick in die Vergangenheit. In der Erde lassen sich Farbwechsel und teilweise Holzkohlenresten erkennen. Bis vor etwa 5000 Jahren war ein Großteil des Gebiets mit Nadelwald bedeckt, nach den Ergebnissen wissenschaftlicher Untersuchungen zu schließen, wurde wahrscheinlich in der frühen Bronzezeit mit großflächigen Brandrodungen begonnen – darauf weisen die Holzkohlelagen in den Böden hin. Nach den Rodungen erodierte das Bodenmaterial am Hang und vermischte sich mit Humusschichten. Solche Ablagerungen werden Kolluvien genannt.
Der Schwalbenschwanz ist ein Schmetterling aus der Familie der Ritterfalter und zählt zu den schönsten europäischen Tagfaltern. Das Insekt lebt auf blütenreichen Wiesen und Trockenrasen, fühlt sich aber auch in naturnahen Gärten wohl – vor allem, wenn dort Möhren, Dill oder Fenchel angebaut werden. Mit bis zu acht Zentimetern Flügelspannweite zählt der wanderfreudige Falter zu den größten Schmetterlingen Mitteleuropas. Damit sich die verstreut lebenden Tiere zur Paarung finden, versammeln sie sich zum Balzflug gerne an Hügelkuppen. Die Raupen des Schwalbenschwanzes sind rund 45 Millimeter lang und unbehaart. Ausgewachsen sind sie grün gefärbt und haben schwarze Querstreifen mit gelben oder orangen Punkten. Wenn sich die Raupen bedroht fühlen, dann stülpen sie zur Abschreckung eine orange gefärbte Nackengabel aus, die einen Duftstoff absondert, der z. B. Ameisen abwehrt. In Österreich gilt der Schwalbenschwanz als gefährdete Art.
Da größere Rodungen in zeitlich unterschiedlichen Epochen erfolgten, liegen teilweise verschieden alte Kolluvien übereinander. Sie stellen die Grundlage für die heutigen vergleichsweise fruchtbaren Alpböden dar, auf denen nun Kühe, Schafe und Ziegen weiden. Ein weiterer Hinweis auf die abwechslungsreiche Geschichte der Region ist der historische St. Anna-Stollen auf über 1300 Meter Seehöhe.
Typ: kurze, aber durchaus sportliche Wanderung
Dauer: zwei bis zweieinhalb Stunden
Ausgangspunkt: Barockkirche Bartholomäberg
Anstieg: rund 450 Höhenmeter
Ausrüstung: Laufschuhe mit guter Profilsohle, Sonnenschutz, Getränk
Einkehrtipp: vom Fritzensee ist es nicht mehr weit zum Alpgasthof Rellseck, ansonsten weitere Einkehrmöglichkeiten in der Ortschaft
Öffentliche Verkehrsmittel: die Buslinie 640 fährt regelmäßig von Schruns (z.B. ab dem Bahnhof) nach Bartholomäberg
Ein Ort an dem man gerne verweilt
Wenn man beim ehemaligen Bergwerk angelangt ist, dann ist bereits der Hauptteil des Anstiegs geschafft. Nun geht es entlang eines Wiesenpfades über eine Weide hinauf bis zum Fritzensee (1439 Meter) mit seiner urigen, kleinen Maisäßsiedlung. Das Gewässer des natürlich entstandenen Bergsees ist Lebensraum für Amphibien wie Frösche oder Molche, im Uferbereich schwirren bunt gefärbte Libellen durch die Luft. Es sind mehrere Sitzgelegenheiten vorhanden, die zum Verweilen und die Aussicht genießen einladen. Nach einer Rast geht es über dieselbe Strecke retour.
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