Rosensträuße, Gemüse und Obst soll ein Wiener Marktaufseher von den Verkäufern angenommen haben. Das behaupten zumindest Standler während der Corona-Pandemie. „Um uns eins auszuwischen“, ist der Angeklagte vor Gericht sicher. Nach einer Stunde Verhandlung bleibt von der ganzen Affäre um das Marktamt nichts mehr übrig.
„Das ist alles eine abgesprochene Geschichte“, verteidigt sich ein 62-jähriger ehemaliger Marktaufseher im Wiener Landesgericht. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, er hätte von Standlern regelmäßig Obst, Gemüse und Rosensträuße gefordert, sonst gäbe es mit dem Magistrat Probleme.
Behauptungen, „um uns eins auszuwischen“
Der letzte Teilaspekt einer großen Causa gegen das Marktamt – getragen von Standbetreibern während der Pandemie, für die das keine leichte Zeit war: „Es ist während Corona zu Platzbeschränkungen gekommen“, erklärt Verteidiger Hubert Mayrhofer. Jeden Tag musste neu ausgelost werden. Wurde man nicht gezogen, konnten die Standler mit ihrer Ware wieder nach Hause fahren. Vier Zeuginnen berichten von der schlechten Stimmung, den Vermutungen, die sich nach und nach verbreiteten.
„Da wurde dann allerhand behauptet, was natürlich nicht stimmt“, erinnert sich auch der angeklagte Wiener Marktaufseher – „Um uns eins auszuwischen.“ Bei der Polizei wurde er von einem Mutter-Tochter-Gespann – einer Rosen- und einer Gemüseverkäuferin – schwer belastet. Sie seien der Auffassung gewesen, sie würden Probleme mit dem Magistrat bekommen, wenn sie ihm keine Ware geben. Wöchentlich hätten sie ihm Rosensträuße und Lebensmittel gratis überlassen.
Im Zeugenstand zurückgerudert
Vor der Richterin relativierten beide diese Aussage aber. „Wenn er bei mir ein Kilo Erdbeeren haben wollte, dann hab‘ ich das gern gemacht“, sagt eine Obsthändlerin aus. Dann fragt die Staatsanwältin die 70-jährige Rosenverkäuferin ganz konkret: „Haben Sie ihm Blumen gegeben, dass Sie keine Probleme mit dem Marktamt bekommen?“ – „Nein.“
Es passiert das naheliegende: Der 62-jährige Pensionist wird nicht rechtskräftig von dem Vorwurf der Vorteilsannahme zur Beeinflussung freigesprochen.
Ermittlungen gegen Marktamt restlos eingestellt
Damit ist von der Affäre um das Marktamt am Ende nichts mehr übrig geblieben. Ins Rollen wurde sie gebracht von dem Obmann und Gründer des „Wiener Marktvereins“. Ermittelt wurde seit Juni 2023 gegen diverse Mitarbeiter der MA 59 wegen Amtsmissbrauchs, Bestechlichkeit und Vorteilsannahme zur Beeinflussung. Beispielsweise wurden manipulierter Losentscheidungen vermutet, erwähnt Verteidiger Hubert Mayrhofer im Prozess gegen seinen Mandanten – alles wurde letztlich eingestellt.
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