Nach der Knieverletzung von Xaver Schlager sind sie besonders gefordert: Nicolas Seiwald und Florian Grillitsch sollen bei der EM in Deutschland mithelfen, den Ausfall des so wichtigen Mittelfeld-Dynamos zu kompensieren. Während Seiwald als „Staubsauger“ vor der Abwehr nicht wegzudenken ist, könnte Grillitsch‘ Ruhe am Ball besonders gegen tief stehende Gegner gefragt sein. Beim EM-Achtelfinal-Einzug 2021 war der Hoffenheim-Profi als Taktgeber im Zentrum ein Schlüsselspieler.
Damals, unter Teamchef Franco Foda, habe man einen deutlich anderen Fußball gespielt als nun unter Ralf Rangnick. „Wir sind jetzt schon auch stabiler“, meinte Grillitsch am Donnerstag im ÖFB-Teamcamp in Wien. Allerdings sind die Gruppengegner auch aus einer anderen Kategorie als vor drei Jahren. Neben den Niederlanden warten statt Nordmazedonien und der Ukraine diesmal Turnierfavorit Frankreich und Polen.
„Wir haben ein Fundament!“
Die Polen, im zweiten Gruppenspiel am 21. Juni der Gegner, dürften den Österreichern das Spiel überlassen. Das ÖFB-Team werde seiner auf Pressing ausgelegten Linie aber auch zum Auftakt am 17. Juni gegen die favorisierten Franzosen treu bleiben, versicherte Grillitsch. „Das ist unsere große Stärke. Wir haben ein Fundament, von dem wir wissen, dass es steht. Darauf können wir zurückgreifen in schwierigen Situationen oder Phasen.“ Je nach Gegner werde es daran nur kleinere Anpassungen geben.
Grillitsch hofft darauf, seine Chance zu erhalten. „Wenn ich spiele, versuche ich meine Stärken einzubringen, dass ich mit dem Ball den Rhythmus auch bestimme.“ Er könne aber auch gegen den Ball arbeiten, betonte der 28-Jährige, der beim Klub im Frühjahr fast ausschließlich in der Innenverteidigung agiert hatte. Die Umstellung auf seine frühere Position im zentralen Mittelfeld falle ihm nicht schwer. „Für mich macht das in meiner Spielart wenig Unterschied.“
„Es schaut schlimmer aus, als es ist!“
Auch ein blaues Auge, das der Niederösterreicher am Dienstag im Test gegen Serbien (2:1) davontrug, soll sich nicht weiter auswirken. „Es schaut schlimmer aus, als es ist.“ Im Spiel sei ihm allerdings ein wenig schwummrig gewesen und er habe Kopfschmerzen gehabt. Am Donnerstag trainierte Grillitsch aber bereits wieder voll.
Vor drei Jahren war Grillitsch als Reservist in die EM gestartet, um im Turnierverlauf zur Schlüsselkraft aufzusteigen. „Als ich die Chance bekommen habe, wollte ich das komplett zurückzahlen. Das hat damals ganz gut geklappt“, sagte der 42-fache Internationale (1 Tor). „Ich hoffe, dass es bei dieser EM wieder gut klappt, dass ich mit meinen Leistungen der Mannschaft helfen kann, und dass wir weit kommen.“ Über seine Einsatzchancen mache er sich nicht zu viele Gedanken. „Es werden sicher nicht elf Spieler alle Spiele spielen.“
„Ich habe versucht, körperlich ein bisschen mehr zu machen!“
Seiwald wäre ein Kandidat dafür – der 23-Jährige absolvierte die jüngsten 14 ÖFB-Partien alle über die volle Distanz. In seiner ersten Saison bei RB Leipzig habe er deutlich an Muskelmasse zugelegt. „Ich habe versucht, körperlich ein bisschen mehr zu machen, weil ich nicht so viele Spiele gehabt habe“, erklärte der Salzburger. 21 Liga-Einsätze waren es am Ende, länger zum Zug kam der Balljäger aber erst nach dem Kreuzbandriss von Klub-Kollege Schlager regelmäßig.
„Es war ein großer Schritt nach Leipzig, da ist ein ganz anderer Konkurrenzkampf als in Salzburg“, meinte Seiwald. Der EM-Ausfall von Schlager schmerze enorm. „Aber wir müssen das kompensieren als Team.“ Er habe sowohl mit Grillitsch als auch mit Konrad Laimer bereits erfolgreich das Duo vor der Abwehr gebildet. Eine weitere Option scheint der im ÖFB-Team sonst offensiver aufgebotene Marcel Sabitzer.
„Es ist meine Aufgabe, Stabilisator im Mittelfeld zu sein!“
„Es ist meine Aufgabe, Stabilisator im Mittelfeld zu sein, Bälle aufzusammeln und zu meinen Mitspielern zu bringen“, erklärte Seiwald seine „Staubsauger“-Rolle, wie er sie selbst nennt. Am Samstag (18 Uhr) bei der EM-Generalprobe in St. Gallen gegen die Schweiz hat er den siebenten Länderspiel-Sieg in Serie im Visier – und damit einen ÖFB-Rekord. „Das haben wir im Kopf. Es geht darum, das Selbstvertrauen, das wir jetzt haben, in die EM mitzunehmen und mit einer noch größeren Brust nach Berlin zu fliegen.“
Mithelfen soll dabei auch der verletzte Kapitän David Alaba, der laut Seiwald in seiner Rolle als „Non-Playing Captain“ bereits wertvolle Tipps gegeben hat. „Er ist fast wie ein Trainer, aber er hat auch schon in der Mannschaft gespielt. Er weiß genau, was uns fehlt. Er macht das richtig gut.“
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