Österreich ist wieder in der Normalität angelangt, zumindest mit Blick auf die Bewegtbildnutzung. 223 Minuten nutzten die 4000 Befragten der Bewegtbildstudie 2024 täglich im Schnitt TV- oder Videoangebote – und damit in etwa so viel wie vor der Corona-Pandemie 2019. Gegenüber dem Vorjahr schrumpfte die Hinwendung zu Bewegtbild um 23 Minuten, gegenüber dem Corona-Hoch 2021 um 58 Minuten.
Überdurchschnittlich hoch ist die Nutzung bei über 50-Jährigen. Sie kommen auf 262 Minuten und damit deutlich über vier Stunden. Damit liegen sie weiterhin über dem Vor-Corona-Niveau (250 Minuten). Bei den 14- bis 49-Jährigen liegt ein Rückgang von 215 Minuten (2023) auf 186 Minuten (2024) vor, wie die Bewegtbildstudie zeigt, die seit 2016 jährlich im Auftrag der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR Medien) und der Arbeitsgemeinschaft Teletest (AGTT) durchgeführt wird. Die Befragung von 4000 Österreicherinnen und Österreichern ab 14 Jahren erfolgte im Februar durch das Marktforschungsinstitut GfK Austria.
„Prognostizierter Absturz von TV nicht eingetreten“
Bei der Verteilung der genutzten Bewegtbildangebote gibt es in den vergangenen Jahren kaum Bewegung. Der TV-Bereich hat in der Gesamtzielgruppe mit 77 Prozent weiterhin klar die Nase vorn. „Der von vielen prognostizierte Absturz von TV ist de facto nicht eingetreten“, sagte dazu AGTT-Obmann Thomas Gruber. „Es zeichnet sich das Bild einer Ko-Existenz von TV-Inhalten und Online-Alternativen ab, in denen beide Seiten ihren Platz gefunden haben könnten“, meinte RTR-Medien-Geschäftsführer Wolfgang Struber.
Der Großteil entfällt mit rund 67 Prozent auf lineares TV, nur grob 10 Prozent auf non-lineare Nutzung (Mediatheken, Time-Shift-Funktion, etc.). Gruber rechnet mit einer weiteren „Befeuerung“ der non-linearen Nutzung, da die privaten Plattformen Joyn und ServusTV On ihre Auftritte forcieren und der ORF mit dem neuen ORF-Gesetz seine Streamingplattform ORF ON, die mit längeren Abrufzeiten aufwartet, erst kürzlich gelauncht hat. Als zentral erachtet Struber, dass „vertrauenswürdige, kuratierte, österreichische Inhalte auf den Endgeräten auch einfach auffindbar“ sein müssten.
Netflix insgesamt knapp vor YouTube
Auf Videonutzung (Streamingportale, Social Media, etc.) entfallen 21,4 Prozent. Den größten Brocken davon macht mittlerweile Netflix aus, das sich um 0,4 Prozentpunkte auf 4,5 Prozent der gesamten Bewegtbildnutzung steigerte. Damit überholte die Streamingplattform YouTube, das auf 4,4 Prozent kommt. Amazon Prime Video kommt auf zwei Prozent, Instagram auf 1,3 Prozent und TikTok auf 0,9 Prozent.
An Popularität büßte die DVD- und Blu-Ray-Nutzung ein. Sie macht 1,5 Prozent aus (2023: 1,9 Prozent).
Anderes Bild bei Jugend
Mit Blick auf die jüngere Bevölkerung der 14- bis 29-Jährigen zeigt sich ein anderes Bild. Sie schauen mittlerweile mehr Video als TV. Konkret kommt der Videobereich auf 53,7 Prozent, wobei YouTube mit 11,5 Prozent noch vor Netflix mit 10,6 Prozent liegt. Auch Instagram (5,6 Prozent) und TikTok (4,3 Prozent) werden stärker als in der Gesamtzielgruppe genutzt. Ganze elf Prozent fallen in die Kategorie „Andere Videos“. Diese müsse man auch mit Blick auf die Regulierung näher beleuchten, so Struber.
Auf den TV-Bereich entfallen 42,9 Prozent der Bewegtbildnutzung der 14- bis 29-Jährigen – hiervon mehr als zehn Prozent non-linear. DVDs und Co. hat die jüngere Bevölkerung offenbar nicht gänzlich abgeschrieben: Sie machen 3,4 Prozent des Bewegtbildkuchens aus.
„Big Screen“ weiter gefragt
Ungebrochen ist die Popularität von klassischen TV-Geräten, auf denen 94 Prozent der TV-Nutzung erfolgt. „Bei TV-Content zieht der Big Screen“, so Gruber. Lediglich drei Prozent entfallen auf Laptops oder Stand-PCs. Videos werden zu etwas mehr als einem Drittel auf TV-Geräten angesehen. Das Smartphone macht hier bereits rund ein Viertel aus, Laptops und Stand-PCs 15 Prozent.
Bei den Tagesreichweiten zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Marktanteilen. Mit dem TV-Angebot kommen täglich rund 72 Prozent der Bevölkerung (14+) in Berührung. Dahinter folgt YouTube (10,4 Prozent), Netflix (7,1 Prozent) und Amazon Prime Video (4,2 Prozent). Bei den 14- bis 29-Jährigen konsumiert jeder Zweite täglich zumindest kurz TV. Im Falle von YouTube ist es jeder Fünfte. Instagram kommt auf ca. 15 Prozent, Netflix auf 14 Prozent und TikTok auf rund elf Prozent.
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