Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank haben am Donnerstag erstmals seit 2016 den Leitzins gesenkt – um 0,25 Prozentpunkte auf 4,25 Prozent. Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann kann diesem Schritt nur wenig abgewinnen.
Er wolle mit seiner Ansicht „ein Signal setzen“, weil der Zeitpunkt der Zinssenkung zu früh sei, sagte Holzmann am Freitag. „Meine Interpretation ist, dass die Inflation noch nicht gewonnen ist“, so der Nationalbank-Gouverneur.
Inflationsprognose nach oben revidiert
Holzmann verwies auf die am Donnerstag nach oben revidierte Inflationsprognose für den Euroraum. Die EZB erwartet nun im Jahr 2024 eine Inflationsrate von 2,5 Prozent (zuvor 2,3 Prozent) und für 2025 2,2 Prozent (zuvor 2 Prozent).
Einige Euro-Wächter, die üblicherweise einer straffen Geldpolitik zuneigen, hätten am Donnerstag ihr Bedauern zum Ausdruck gebracht, dass eine bevorstehende Zinssenkung zu deutlich signalisiert worden sei, sagten vier Insider der Nachrichtenagentur Reuters.
Scharfe Kritik von Kern
Kritik an Holzmanns Aussage äußerte auch der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern, der meinte, das Verhalten des OeNB-Chefs sei grotesk und schädlich.
Ob und wann es zu weiteren EZB-Zinssenkungen kommen könnte, kommentierte Holzmann nicht. Im Juli gebe es keine neuen Inflationsprognosedaten. „Die September-Daten werden wir sehen.“
EZB senkt Leitzins erstmals seit acht Jahren
Erstmals nach der großen Inflationswelle hat die EZB am Donnerstag ihren Leitzins um 0,25 Punkte auf 4,25 Prozent gesenkt. Der Schritt gilt als historisch, ist er doch die erste Zinssenkung seit März 2016. Die EZB ist damit mit ihrer Zinswende schneller als die US-Notenbank Fed.
EZB-Direktorin Isabel Schnabel will wegen der unsicheren Entwicklung der Preise im Euroraum nach ihrem ersten Zinsschritt nach unten nicht sofort weitere signalisieren. „Noch ist der Ausblick über die zukünftige Inflationsentwicklung zu unsicher, um weitere Zinsschritte in Aussicht stellen zu können“, sagte Schnabel am Freitag.
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