Grazer Eltern am Rande der Verzweiflung: Immer mehr Kinder müssen fremdbetreut werden, doch in den vergangenen Jahren ist es nicht einmal gelungen, den Ist-Stand aufrechtzuerhalten. Nun scheint eine Trendumkehr möglich: Stadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) legt einen Fünfjahresplan vor, der bis 2028 über 1800 neue Plätze in Kinderkrippen und -gärten vorsieht.
Für diesen Ausbauplan ist es längst höchste Zeit, sind doch viele Eltern in den letzten fünf Jahren bei der Suche nach einem Platz für ihre Kleinen verzweifelt. Gerade bei den Kindergärten ging der Versorgungsgrad zuletzt immer weiter zurück.
„Das ist alles andere als positiv. Kinderbetreuung hatte in den letzten zweieinhalb Jahren keinen Schwerpunkt in der Koalition“, übt Hohensinner Kritik aus Oppositionssicht. So gab es erst im April Ärger um hunderte Fälle, in denen Grazer Kindern eine Absage erteilt wurde. Besonders betroffen waren die Bezirke St. Peter und Waltendorf. Doch der erste Schritt in Richtung Besserung sei gelungen: „Wir haben aktuell mehr freie Plätze als suchende Eltern“, sagt Hohensinner.
Wir haben zwei wertvolle Jahre verloren. Ich bin selbst in der Lebenssituation mit zwei Kindern – Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, ist das Wichtigste.
Kurt Hohensinner, Stadtrat für Bildung (ÖVP)
Aber was ist nun der Fahrplan für die nächsten fünf Jahre? Bis 2028 sollen laufend neue Gruppen – und teils neue Einrichtungen – geschaffen werden, sodass nach und nach ein flächendeckendes Angebot garantiert wird. Sowohl in Kinderkrippen als auch -gärten, sowohl in privaten als auch städtischen Einrichtungen. Ziel ist ein 43-prozentiger Versorgungsgrad bei Kinderkrippen (derzeit: 38 Prozent), in den Kindergärten sogar einer von 96 Prozent (jetzt: 93 Prozent).
Dass der Ausbau in den ersten Jahren nur schleppend vorangehen wird, liegt unter anderem an der aktuellen Verkleinerung der Gruppengröße in den Kindergärten. Denn bis 2027 werden nur mehr 20 statt ursprünglich 25 Kinder gemeinsam betreut – was wiederum Pädagogen erleichtert.
Diese gelten als Schlüsselfaktor im System: Gerade wegen der harten Arbeitsbedingung blieben in den letzten Jahren viele nach der Ausbildung erst gar nicht im Berufsfeld. Hohensinner: „Durch die Absenkung der Gruppengröße und die Steigerung des Gehalts wird der Job attraktiver. Laut Land bleiben jetzt nach der Bafep (Bildungsanstalten für Elementarpädagogik, Anm.) über 50 Prozent im Kinderbetreuungsbereich.“
Ausbau dank Bundesgeldern finanzierbar
Selbstverständlich stellt sich die Frage der Finanzierung. Hier greift der Bund mit dem sogenannten Zukunftsfonds der Stadt entscheidend unter die Arme. 8,1 Millionen Euro wird der Ausbau im Schnitt in den kommenden Jahren kosten – 9,3 Millionen-Euro stellt der Bund zur Verfügung. Die Stadt muss aber dennoch auch für Baukosten, Ausbildungsplätze und spezielle Deutschförderung aufkommen.
Soweit der Plan, der am Freitag Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ) vorgelegt wurde. Diskussionsbedarf ist zu erwarten, wenn auch positive Signale zu vernehmen sind. „Diese Ausbaustrategie werden wir nun zügig analysieren und bewerten, damit endlich eine Trendumkehr stattfinden kann“, sagt Eber, der auch das städtische Bildungsbudget erhöht hat.
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